Segen für homosexuelle Paare: Vatikan irritiert über Beschluss des Synodalen Wegs

Der "Synodale Weg" hatte am vergangenen Wochenende beschlossen, dass in der katholischen Kirche Deutschlands Segensfeiern für homosexuelle Paare erlaubt sein sollen. Der Vatikan zeigt sich über die Eigenmächtigkeit der deutschen katholischen Kirche irritiert.

Ins Leben gerufen wurde der Synodale Weg 2019 als Reaktion auf den Vertrauensverlust der Gläubigen in die katholische Kirche Deutschlands. Gemeinsam mit den kirchlichen Laien wollten dort die Funktionäre der deutschen katholischen Amtskirche über mögliche Reformen sprechen. Während der Vollversammlung am vergangenen Wochenende fasste der Synodale Weg unter anderem den Beschluss, in der deutschen katholischen Kirche auch Segensfeiern für Homosexuelle zuzulassen.

Medien und reformorientierte Mitglieder des Synodalen Wegs feierten den Beschluss. Allerdings hätte allen Beteiligten bereits zum Zeitpunkt der Beschlussfassung klar sein müssen, dass der vermeintlich große Schritt in Richtung Modernisierung keineswegs so groß ist wie dargestellt – und möglicherweise nicht einmal stattfinden wird.

Zum einen kam die Entscheidung mit der notwendigen Mehrheit nur deshalb zustande, weil sich die reformskeptischen Bischöfe enthielten, statt mit "Nein" zu stimmen, und zum anderen haben die Reformvorschläge keine bindende Wirkung, sie sind Empfehlungen – Kann-Bestimmungen, keine Muss-Bestimmungen. Aber gut, "immerhin" möchte man sagen, für die katholische Kirche trotzdem erstaunlich.

Doch selbst diese erstaunliche Mini-Modernisierung wird möglicherweise verpuffen, denn der Vatikan zeigt sich bereits äußerst irritiert über die geplante Zulassung von Segensfeiern für homosexuelle Paare in der katholischen Kirche Deutschlands. Laut übereinstimmenden Medienberichten erklärte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei einer Buchpräsentation am Montagabend vor Journalisten in Rom, dass eine Ortskirche keine Entscheidungen treffen könne, die die Weltkirche beträfen. Im Übrigen habe sich der Heilige Stuhl bereits deutlich zu dem Thema geäußert. In der Tat hatte die vatikanische Glaubenskongregation bereits 2021 explizit erklärt, dass die katholische Kirche keine Vollmacht habe, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen.

Pietro Parolin ist einer der drei mächtigen Kurienkardinäle im Vatikan, die dem "Synodalen Rat" im Januar eine Absage erteilt hatten – mit deutlicher Unterstützung des Papstes. Der "Synodale Rat" war geplant als eine Art dauerhafter Nachfolger des "Synodalen Wegs" und als Kernelement des deutschen katholischen Reformprozesses. Ein Rat auf Ebene der Bischofskonferenz, zu gleichen Teilen besetzt aus Bischöfen und katholischen Laien, der nicht nur gemeinsam beraten, sondern auch gemeinsam Entscheidungen treffen sollte. 

Rom betrachtete den Synodalen Weg in Deutschland von Anfang an mit Skepsis. Man befürchtet im Vatikan eine Kirchenspaltung, sollte die deutsche katholische Kirche zu eigenmächtig handeln. Entsprechend streng waren bisher die Ansagen aus Rom. Wie der Vatikan nun offiziell auf die jüngsten Beschlüsse des Synodalen Wegs reagieren wird, bleibt spannend. Reformwillige Katholiken sollten sich diesbezüglich aber wohl keine großen Hoffnungen machen.  

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