Kommentar

Vatikan lehnt Segnung homosexueller Paare ab

Immer wieder haben sich liberale Katholiken Hoffnungen gemacht, dass ihre Kirche doch noch im 21. Jahrhundert ankommen könnte. Mit der expliziten Ablehnung der Segnung homosexueller Paare hat die Glaubenskongregation diese Hoffnungen wieder einmal zunichte gemacht.

Die Ansage war eindeutig. Auf die Frage, ob die Kirche die Vollmacht habe, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen, antwortete die Kongregation für die Glaubenslehre der katholischen Kirche: "Nein". Am Montag veröffentlichte der Vatikan diese Antwort der obersten Glaubenshüter aus Rom, die bereits am 22. Februar das Schriftstück abgesegnet hatte – doch die Mühlen der katholischen Kirche mahlen ja bekanntlich langsam.

In einer ergänzenden Note wird erklärt, wie man zu Homosexuellen steht. Selbstverständlich lehne die Kirche jede ungerechte Diskriminierung ab, denn Gott liebe jeden Menschen und Gleiches tue auch die Kirche. Man solle "Menschen mit homosexuellen Neigungen mit Respekt und Takt" aufnehmen, aber ihre Beziehungen könne man deshalb trotzdem nicht segnen. Gott selbst höre nicht auf, jedes seiner Kinder zu segnen, "denn für ihn 'sind wir […] wichtiger als alle Sünden, die wir begehen können'. Aber er segnet nicht die Sünde und er kann sie nicht segnen: Er segnet den sündigen Menschen, damit er erkennt, dass er Teil seines Liebesplans ist, und sich von ihm verändern lässt."

Mit anderen Worten: Homosexualität ist Sünde und das Ziel ist es, den Homosexuellen mit der Liebe Gottes von seinem sündigen Verhalten abzubringen. Kurzum: Man "schließt nicht aus, dass Segnungen einzelnen Personen mit homosexueller Neigung gespendet werden, die den Willen bekunden, in Treue zu den geoffenbarten Plänen Gottes zu leben, wie sie in der kirchlichen Lehre vorgelegt werden; sie erklärt jedoch jede Segnungsform für unzulässig, die dazu neigt, ihre Verbindungen anzuerkennen".

Ein vielstimmiger Chor von katholischen Gläubigen vor allem aus Deutschland zeigt sich nun enttäuscht und empört über die deutliche Absage der obersten Glaubenshüter aus Rom. Geradezu schockiert ist man darüber, dass Papst Franziskus die Antwort gutgeheißen hat. Genau jener vermeintlich ach so progressive Franziskus, auf dem die Hoffnungen so vieler liberaler Katholiken ruhten.

Doch mal im Ernst: Diese Antwort kann doch nun wirklich für niemanden eine Überraschung sein, der sich auch nur ein wenig mit der katholischen Kirche beschäftigt hat.

Anders als einige Gläubige in Deutschland dies neuerdings meinen, ist die katholische Kirche kein demokratisches Unternehmen. Auch mit ihrer Erneuerungsfähigkeit dürfte es bereits aus strukturellen Gründen schwierig sein. Wie soll ein frischer Wind in einen konservativen Laden einziehen, der sich an jahrhundertealten Leitlinien orientiert und dessen Oberhaupt ein von alten Männern gewählter alter Mann ist?

Diese Kirche wird nie Homosexuellen den Ehesegen spenden und sie wird nie Frauen zum Priesteramt zulassen. Wer als Frau und/oder Homosexuelle/r Mitglied der katholischen Kirche ist und dafür kämpft, betrügt sich selbst und sollte seine Kräfte lieber für erfolgversprechendere Dinge einsetzen. Und er sollte vor allem dieser Kirche endlich den Rücken kehren, die ihn als Menschen zweiter Klasse betrachtet.

Und wahrscheinlich wird die Verlautbarung der Glaubenskongregation tatsächlich genau hierzu führen. Hätte sie geschwiegen, hätten sich die liberalen Gläubigen weiter in der Hoffnung wiegen können, dass ihre Kirche vielleicht doch noch den mentalen Schritt ins 21. Jahrhundert schafft. Doch diese Hoffnung wurde nun mit einem Wort zunichte gemacht: "Nein."

Als säkularen Menschen sollte es mich wahrscheinlich freuen, dass die Kirche mit ihrer Rückständigkeit, ihrem Missbrauchsskandal und so vielen anderen Dingen immer weiter für ihr eigenes Schrumpfen sorgt. Doch bei Tragödien von solchem Ausmaß ist mir nicht mehr nach Freude zumute, eher nach fassungslosem Entsetzen.

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