Vatikan gegen "Synodalen Rat"

Lasst alle Hoffnung fahren!

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Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken beschließt in der Vollversammlungam 22. November 2019, mit der Deutschen Bischofskonderenz den synodalen Weg zu gehen.

Den Synodalen Reformbestrebungen in der deutschen katholischen Kirche hat der Vatikan erneut eine deutliche Absage erteilt. Wann werden die deutschen Katholiken endlich merken, dass ihre Kirche nicht reformierbar ist? Ein Kommentar von hpd-Redakteurin Daniela Wakonigg.

Eine herausragende Eigenschaft von katholischen Christen scheint die Zähigkeit ihrer Hoffnung zu sein. Der Hoffnung, dass ihre Kirche sich schon irgendwann und irgendwie zum Besseren verwandeln werde.

Bereits in meiner Jugendzeit in den 1980er Jahren, als ich noch Mitglied im katholischen Verein war, bemühte sich die "Kirche von unten" um mehr Mitbestimmungsrecht in der Kirche von Laien und mehr Offenheit der Amtskirche für zeitgemäßere Ansichten zum Leben, zum Universum und dem ganzen Rest. Seit einigen Jahren rollt nun eine weitere Welle der Reformhoffnung durch die katholischen Kirche. Durch den Missbrauchsskandal verloren mehr und mehr Gläubige Vertrauen in ihre Kirche, die den Missbrauch jahrzehntelang ermöglicht, billigend in Kauf genommen und vertuscht hatte. Um das Vertrauen zurückzugewinnen wurde der "Synodale Weg" ins Leben gerufen. Gemeinsam mit dem katholischen Fußvolk, also den sogenannten kirchlichen Laien, wollten die Funktionäre der deutschen katholischen Amtskirche Wege zum Machtabbau in der Kirche finden und über Sexualmoral sowie weitere heikle Punkte sprechen. Und die Laien sprachen. Unter anderem über ihren Wunsch, dass Priester heiraten dürfen und dass das Priesteramt auch von Frauen ausgefüllt werden darf.

Bei den konservativen Bischöfen in Deutschland und im Vatikan sorgte das für Schnappatmung. Die konservativen deutschen Bischöfe versuchten und versuchen, den Synodalen Weg zu boykottieren so gut es geht. Papst Franziskus und der Vatikan fürchten gar eine Kirchenspaltung, falls die aufmüpfigen deutschen Katholiken ihre Reformbestrebungen durchziehen. Bislang ließen sich die Freunde des Synodalen trotz aller Rückschläge nicht von ihrem Weg abbringen, doch vergangene Woche kam aus Rom mit einem Hammerschlag ein gebietendes "Aus!" für das geplante Kernelement des deutschen katholischen Reformprozesses.

Um das Gespräch und letztlich auch die Beteiligung von Laien an bischöflichen Entscheidungen dauerhaft zu gewährleisten, sollte nämlich ein sogenannter "Synodaler Rat" geschaffen werden. Ein Rat auf Ebene der Bischofskonferenz, zu gleichen Teilen besetzt aus Bischöfen und katholischen Laien, der nicht nur gemeinsam beraten, sondern auch Entscheidungen treffen sollte. Das war zu viel für die konservativen Bischöfe in Deutschland. In einem Brief fragten der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sowie die Bischöfe von Eichstätt, Augsburg, Passau und Regensburg in Rom an, ob sie bei den Vorbereitungen für diesen "Synodalen Rat" mitmachen müssten. Die Antwort kam umgehend. Die deutsche Kirche sei nicht befugt, neue Leitungsstrukturen zu schaffen, teilten die drei mächtigen Kurienkardinäle Pietro Parolin, Luis Francisco Ladaria Ferrer und Marc Ouellet mit. Ihre Haltung, so ließen sie wissen, werde ausdrücklich vom Papst unterstützt. Mit anderen Worten: Katholische Laien dürfen zwar reden, wenn der Tag lang ist, aber bei Entscheidungen haben sie die Klappe zu halten.

Es ist wieder mal ein Schlag ins Gesicht jener Katholiken, die noch an ihrer Kirche festhalten. "Lasst alle Hoffnung fahren!" möchte man ihnen mit Dante zurufen und sie endlich wachrütteln. Diese katholische Kirche ist nicht reformierbar.

Aber vielleicht ist es gut, dass die Fronten nun endgültig geklärt sind. Denn so könnte es sein, dass es durch die Haltung des Vatikans möglicherweise tatsächlich zu dem kommt, was man in Rom durch die harte Hand eigentlich zu vermeiden versuchte: Einer Abspaltung von Teilen der deutschen katholischen Kirche von Rom. Viel wahrscheinlicher ist jedoch ein anderes Szenario: Ein sich noch weiter beschleunigender Massenexodus aus der katholischen Kirche. Kardinal Woelki macht es in seinem Bistum gerade vor. Selbst jene Katholiken, die trotz allem noch immer an ihrer Kirche festgehalten hatten, kehren ihr nun den Rücken. Schon bald wird sie in Deutschland zu einer Mini-Kirche schrumpfen. Vatikan sei Dank.

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