Kommentar: Mit falsch verstandener "Religionsfreiheit" zur Narrenfreiheit

Verfahren gegen Olaf Latzel: Ein Freispruch dritter Klasse

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Olaf Latzels St.-Martini-Kirche in Bremen
St.-Martini-Kirche, Bremen

Der Bremer Pastor Olaf Latzel wurde bereits 2020 wegen des Verdachts der Volksverhetzung verurteilt. Er hatte unter anderem Homosexuelle als "Verbrecher" bezeichnet. Latzel ging in Revision. Nun stellte das Bremer Landgericht den Prozess gegen Latzel vorläufig ein.

Olaf Latzel wurde, erwartbar, nicht wegen Volksverhetzung verurteilt. Bereits im Vorfeld des neuen Verfahrens hatte das Gericht eine Einstellung gegen Auflagen vorgeschlagen. Dem schien jetzt auch die Staatsanwaltschaft zugestimmt zu haben.

Dass Latzel 5.000 Euro an das Rat&Tat-Zentrum für queeres Leben überweisen muss, mag ihn in seinem Bibelverständnis schwer treffen, aber alle Seiten wollten das Verfahren vom Tisch haben.

Latzel hatte in einem per YouTube übertragenen Seminar von den "Verbrechern vom Christopher-Street-Day" gesprochen, und dabei gesagt: "Dieses Teuflische kommt immer stärker, immer massiver, drängt immer mehr hinein".

Eine vorherige Verhandlung vor dem Landgericht im Mai 2022 hatte ihn frei gesprochen, da es die Religionsfreiheit höher wertete als die Beschimpfungen Latzels, die sich ja auch in ähnlicher Form, sogar mit der Aufforderung zur Tötung, in der Bibel wiederfänden.

Derartige Kniefälle vor Ansichten aus antiken und mittelalterlichen Vorzeiten gibt es auch vor anderen Gerichten und Religionen. So hatte etwa das Oberlandesgericht Bamberg 2016 die Ehe einer 15-Jährigen mit ihrem Cousin für zulässig erklärt. Hierbei handelt es sich um einen Vertrag zwischen den Eltern der nunmehr Verheirateten, den die beiden dann noch zur Unterschrift vorgelegt bekamen. So eine Heirat ist im deutschen Recht nicht zulässig.

Man muss sich entscheiden, ob man im 21. Jahrhundert Ewiggestrigen, die mit der Bibel, dem Koran oder anderen Verschwörungsbüchern die Welt erklären wollen und den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn der letzten 500 Jahre ignorieren, den Raum gibt, damit zu hetzen und somit Gewalt zu legitimieren.

Die Gewalt gegen queere Personen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Eine Quelle dafür könnten die Anhänger der vielen evangelikalen Bibelkreise und Gemeinden und ihre Gesinnungsgenossen in den islamistischen Moscheen in Bremen sein.

Latzel ist kein Einzeltäter.

Homophobe Prediger sind Feinde eines respektvollen Umgangs der Menschen miteinander. Und als solche muss man sie behandeln. Ein wichtiger Schritt wäre, ihnen den Geldhahn aus Steuermitteln zuzudrehen.

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