AHA! Cartoons

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Bilder: Screenshots youtube

(hpd) Unzählige Kinder sitzen täglich vor dem Fernseher und schauen sie sich an: Cartoons. Dass es auch für Erwachsene lohnen kann, sich mit den bunten, oftmals exzentrischen Cartoons zu beschäftigen, zeigt der hpd heute, und präsentiert fünf bekannte Zeichentrickserien ausführlicher.

Als das Geburtsjahr des Zeichentrickfilmes gilt 1906. Der Amerikaner J. Stuart Blackton präsentierte Humorous Phases of Funny Faces, zwei Jahre darauf zog der Franzose Émile Cole mit Zeichentrickfilmen nach, indem er diese direkt auf die Filmstreifen zeichnete.

Die erste populäre Zeichentrickfigur war Gertie the Dinosaur, die 1914 von dem Karikaturisten Winsor McCay entwickelt wurde. In der Folge entstanden Anfang der 1920er Jahre Zeichentrickserien, die auch heute noch berühmt sind, wie Betty Boop, Felix the Cat und Micky Maus.

Die Cartoons sind nach Datum der Erstausstrahlung sortiert:

 

The Simpsons, Erstausstrahlung am 17. Dezember 1989 (USA). Der Philosoph Julian Baggini schrieb für BBC einen Artikel über die Simpsons, in dem er sie als Philosophie bezeichnet. Die Simpsons, so Baggini, enthüllten Wahrheiten über die menschliche Natur, welche mit den Beobachtungen großer Philosophen von Platon bis Kant konkurrierten... während Homer sein Haus in Brand stecke.
Nicht nur reflektiere und spiele die Serie mit philosophischen Ideen, sie „mache“ tatsächlich echte Philosophie, und das gut. Zu ihren Fans gehören Douglas Coupland und Stephen Hawking.
Da wir inzwischen wüssten, dass wir nichts als ein Haufen nackter Affen seien, die versuchten, so gut wie möglich voranzukommen, dabei aber meist die Dinge vermasselten, meint Baggini weiter, fänden wir irgendwie heraus, dass das Leben dennoch süß sein könne. Jeder Irrglaube, signifikant zu sein, müsse entfernt werden, und nichts könne dies besser als der große Dämpfer: die Komödie.
Vor allem, wenn es um Religion gehe, machten dies die Simpsons auf brillante Weise. Nicht, dass die Simpsons atheistische Propaganda machten; ihr Hauptziel sei nicht der Glaube an Gott oder das Übernatürliche, sondern die Arroganz bestimmter organisierter Religionen, sie würden den Willen des Schöpfers kennen.
In diesem Artikel finden sich bereits einige schöne Homer-Zitate, aber auch bei positiveatheism.org hat jemand weitere lustige zusammengetragen:
„Lisa, wenn die Bibel uns auch nichts Anderes gelehrt hat – und das hat sie nicht – ist es so, dass Mädchen sich an Mädchensportarten halten sollten, so wie Heißöl-Ringen und sexy Boxen und so.“
„Wissen Sie, die eine mit den ganzen gutgemeinten Regeln, die im wahren Leben nicht funktionieren – em, das Christentum.“ (Homer Simpson erzählt, welcher Religion die Familie angehört)
Lisa, if the Bible has taught us nothing else -- and it hasn't -- it's that girls should stick to girl's sports, such as hot oil wrestling and foxy boxing and such and such.”
“You know, the one with all the well-meaning rules that don't work in real life -- uh, Christianity.”
-- Homer Simpson, telling what religion the family belongs to

 

South Park, Erstausstrahlung am 13. August 1997 (USA). Die Erfinder der Serie, Trey Parker und Matt Stone, sind, so steht es bei newhumanist.org.uk, in Bezug auf Religion Angreifer auf die Chancengleichheit. Dies machte sie über Jahre zu Helden für viele Atheisten. 2010 behaupteten sie sich gegenüber den Zensoren wegen des Abbilds von Mohammed neben anderen religiösen Figuren. Der US-Fernsehsender Comedy Central zensierte nämlich die 200. Episode von South Park, in welcher Mohammed in einem Bärenkostüm gezeigt wurde. Überhaupt wurden zahlreiche Weltanschauungen und Glaubenssysteme im Verlauf der South Park-Historie verhöhnt.
Neben den furchtlosen Angriffen auf übernatürliche Glaubenssysteme haben es Parker und Stone auch auf den Atheismus abgesehen und ihn parodiert. 2006 gab es eine Folge „Go God Go“, in welcher Richard Dawkins eine leidenschaftliche Affäre mit der transsexuellen Lehrerin Mrs. Garrison eingeht, nachdem er sie vom Kreationismus zu einem Glauben an die Evolution konvertierte. Der überwiegende Teil der Folge findet im Jahre 2546 statt, als die Welt komplett unreligiös geworden ist und diverse gottlose Fraktionen, jeweils von Dawkins inspiriert, wegen ihrer Interpretationen des Atheismus Krieg führen. Diese Charakterisierung des Atheismus, er teile das Potenzial der Religionen, sich in Militanz und Fundamentalismus hinab zu begeben, rief das Missfallen vieler Atheisten hervor.
In einem Interview mit dem Esquire meinte Stone, Religion habe auch ihre guten Seiten – eine Sicht, die Hardcore-Atheisten wie Richard Dawkins zu schaffen mache:
“’Er ist so ein Depp’, meinte Stone. ‘Du liest sein Buch und sagst, Ja, ich stimme damit überein. Aber es ist die blödeste Art, es zu formulieren… Ich denke, die Neuen Atheisten haben den Atheismus um ein paar Jahrzehnte zurückgeworfen. Und ich bin ein selbsternannter Atheist.’”
“He's such a dick," said Stone. "You read his book and you're like, 'Yeah, I agree with that. But it's the most dicky way to put it... I think the neoatheists have set atheism back a few decades. And I'm a self-described atheist.”

 

 

Family Guy, Erstausstrahlung am 31. Januar 1999 (USA). American Dad, Erstausstrahlung am 6. Februar 2005 (USA, wird nicht weiter ausgeführt, da sie den selben Erfinder hat wie Family Guy und die Tendenz ähnlich ist).
In der 11. Folge der siebten Staffel von Family Guy, „Not All Dogs Go to Heaven“, die in den USA am 29. März 2009 erstmals bei Fox ausgestrahlt wurde, findet in Quahog die jährliche Star Trek Convention statt und die Schauspieler von Star Trek: The Next Generation (kreiert von Gene Roddenberry, Atheist) sind die Gäste. Da er die Darsteller während der Frage-Antwort-Session nicht befragen konnte, baut Stewie einen Transporter in sein Schlafzimmer, um die Crew herüber zu beamen und den Tag mit ihnen zu verbringen. Währenddessen wird aus Meg eine wiedergeborene Christin und sie versucht, den Atheisten Brian zum Christentum zu bekehren.
Nachdem Brian mit ihr argumentiert, schämt sich Meg und entschuldigt sich für ihr Verhalten (welches das Verbrennen von Büchern beinhaltete, die „Gott schadeten“, beispielsweise von Stephen Hawking und Charles Darwin). Brian versichert ihr daraufhin, dass die Antworten in ihr selbst lägen und die wahre Bedeutung ihrer Existenz irgendwo dort draußen sei. Später wird deutlich, dass das gesamte Family Guy-Universum innerhalb der Moleküle eines Lampenschirms stattfindet, im Schlafzimmer von Adam West, der dann in einer Live-Action-Szene mit Rob Lowe erscheint, in der sie einander eine gute Nacht wünschen.
Diese Folge ist nicht die einzige, die sich mit dem Thema Religion beschäftigt, allerdings ansonsten eher als Nichtgläubige denn als Atheisten, wie aus einem Artikel bei cinemablend.com hervorgeht. Der Erfinder der Serie, Seth MacFarlane, ist aber ein Atheist, der meint, er habe im Allgemeinen keine Probleme mit religiösen Menschen.
“MacFarlane is an atheist, but says that he has no problem with religious people in general.” (Episode 173 of Real Time with Bill Maher on February 19, 2010.)
MacFarlane hat neben Family Guy auch die Serien American Dad! und The Cleveland Show ins Leben gerufen. Er ist des Weiteren als Schauspieler, Drehbuchautor, Komiker, Produzent, Regisseur und Sänger tätig

 

 

Scooby Doo, Erstausstrahlung im September 2002 (USA), ist eine Serie, in der es vordergründig um Kinder geht, die gegen Monster kämpfen. Laut Chris Sims, dem Chef von ComicsAlliance, geht es aber nicht wirklich darum. Scooby Doo sei ein Cartoon über Kinder, die nach der Wahrheit suchten. Denn die Bösen in jeder Folge seien keine Monster, sie seien Lügner.
Die allererste Regel bei Scooby Doo, die einzige Prämisse, die im Herzen ihrer Abenteuer sitze, sei: Die Welt ist voller Erwachsener, die Kinder anlügen. Den Kindern sei es dann überlassen, herauszubekommen, worin diese Lügen bestünden, diese zu benennen, selbst wenn es andere Erwachsene gebe, die diese Lügen mit jeder Faser ihres Seins glaubten. Wie man gewinnt, meint Sims, sei nicht durch übernatürliche Kräfte oder auch durch Kämpfen. Man gewinnt, indem man das Gefährlichste tut, das jeder Mensch, der von einem Mächtigen angelogen wird, tun kann: Man denkt.
In der Welt von Scooby Doo ist die Feigheit von Shaggy und Scooby in ihre Charaktere eingraviert; sie wird immer dort sein, egal, wie oft sie widerlegt wurde. Und sie ist dort, weil wir in sie in jener Welt immer und immer wieder widerlegt sehen müssen, weil wir sehen müssen, dass Vernunft, Neugierde und Denken immer über die Furcht triumphieren. Das ist ihre vollständige Funktion. Deshalb sind sie so angenehm anzuschauende Charaktere, schließt Sims.
In thinkatheist.com gibt der aus Australien stammende und in London lebende Komiker, Komponist, Songwriter, Pianist und Musikregisseur Tim Minchin seine Gründe an, weshalb man Scooby Doo anschauen müsse: „Wenn du unbedingt fernsehen musst, solltest du dir Scooby Doo anschauen. Die Show war so cool, weil sie jedes Mal, wenn es eine Kirche mit einem leichenfressenden Dämon (Ghoul) gab oder einen Geist in einer Schule, sie hinter die Maske geschaut haben. Und was war dahinter? Der verfluchte Hausmeister oder der Kerl, der die Wasserrutsche betrieb! Weil sich im gesamten Verlauf der Geschichte jedes Rätsel, das je gelöst wurde - als frei von Magie erwiesen hat.“

 

 

PopeTown, Erstausstrahlung am 8. Juni 2005 im neuseeländischen TV-Sender C4, ist eine Fernsehserie, die eigentlich bereits 2003 entstand. Es geht um das Leben des Priesters Nicholas, der in „PopeTown“ – einer Persiflage auf den Vatikan – arbeitet.
Die BBC hatte die Serie zunächst produziert, das Projekt nach Protesten der katholischen Kirche aber fallen lassen, da sie religiöse Gefühle verletze.
Im deutschsprachigen Raum wurde die Serie am 3. Mai 2006 auf MTV erstmals ausgestrahlt.
Die Serie handelt in zehn Folgen von fiktiven Erlebnissen des Paters Nicholas, es werden darin unter anderem ein infantiler Papst und drei korrupte Kardinäle persifliert.
Die medial bewanderte Sister Penelope wird übrigens von Jerry Hall, der Ex-Frau von Mick Jagger (selbst Atheist), gesprochen.
Um sich selbst ein Bild machen zu können, geht es hier zur ersten Folge von PopeTown.


Weitere Cartoons

Charlie Browns Schöpfer, Charles M. Schulz, griff in Charly Brown häufiger religiöse Themen auf. So zum Beispiel im Film A Charlie Brown Christmas (1965), in dem Linus aus der King James Bibel zitiert, um zu erklären, „worum es Weihnachten geht“. Schultz selbst aber beschrieb sich ab den späten 1980ern als „säkularen Humanisten“: „Ich gehe nicht mehr in die Kirche... Ich denke, man könnte sagen, ich habe mich dem säkularen Humanismus zugewandt, einer Verpflichtung, von der ich glaube, dass sie alle Menschen gegenüber anderen und der Welt haben, in der wir leben.“
“I do not go to church anymore... I guess you might say I've come around to secular humanism, an obligation I believe all humans have to others and the world we live in.” (Johnson (1989), p. 137)

Viele Cartoons zeichnen sich durch die Abwesenheit religiöser Symbolik oder Bezüge aus, ohne explizit religionskritisch oder atheistisch zu sein. Dazu gehören wohl E. C. Segars Popeye, Walt Disneys Ducks und Mause, Die Drachenjäger und eine Vielzahl anderer, durchaus auch sonst als subversiv zu bezeichnende Cartoon-Serien, die sich Kinder (und vermutlich auch einige Erwachsene) täglich zu Gemüte führen.
 

Fiona Lorenz

Anmerkung: Die Originalzitate sind – sofern nicht anders gekennzeichnet – wikipedia entnommen

 

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