Bereits seit 2017 hatte der Bischof von San Sebastián, José Ignacio Munilla, Kenntnis von fünf Klerikern, die Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht hatten. Dabei handelte es sich um Anzeigen zu Verbrechen aus den Jahren 2001 und 2005 und bereits strafrechtlich verjährten aus den 1990er und 1970er Jahren. Munilla leitete nur Untersuchungen nach Kirchenrecht ein, die teilweise bis heute andauern. Eine Zusammenarbeit mit Polizei und Staatsanwaltschaft gab es nicht.
Nach Informationen von El País hatte Bischof José Ignacio Munilla nach Antritt seines Postens in San Sebastián, der Hauptstadt der im nordspanischen Baskenland gelegenen Region Gipuzkoa, im Jahre 2016 begonnen, Anzeigen wegen sexuellen Missbrauchs zu prüfen.
Die erste Handlung deswegen richtete sich gegen den Generalvikar von Gipuzkoa, Juan Kruz Mendizábal. Gegen diesen lagen diverse Anzeigen wegen Missbrauchs aus den Jahren 1994, 2001 und 2005 vor. Öffentlichkeitswirksam erklärte Bischof Munilla die Entfernung Mendizábals aus seinem Amt bis zur Beendigung der Untersuchung, welche bis heute aussteht. Mendizábal, der den sexuellen Missbrauch gestand, wurde in einem Kloster untergebracht. Obwohl die Fälle von 2001 und 2005 noch hätten strafrechtlich verfolgt werden können, erfolgte keine Zusammenarbeit mit den Behörden.
Im Zuge des Falles Mendizábal rief Bischof Munilla weitere Betroffene dazu auf, sich zu melden. Dem Aufruf folgten Menschen, die in den 1970er Jahren von vier Klerikern der Region sexuell missbraucht worden waren. Bischof Munilla reichte die erhaltenen Informationen der römischen Kongregation für die Glaubenslehre weiter und eröffnete für jeden der vier Priester einen Kirchenprozess.
Obwohl Spanien zunächst die Verjährung für sexuellen Missbrauch aufheben wollte, wurde nur eine Verlängerung der Verjährungsfrist erreicht. Daher können die Opfer der Priester nicht mehr auf Unterstützung durch die spanischen Strafverfolgungsbehörden hoffen, nachdem nun die Verbrechen bekannt wurden.
Nachdem zwei der Priester zum Zeitpunkt der Anzeigen bereits verstorben waren, schloss Bischof Munilla die Fälle direkt. Die anderen zwei, bereits in Rente und keine priesterlichen Ämter mehr ausführend, erhielten nicht weiter benannte Kirchenstrafen.
Über die Anzahl der vorgeworfenen Übergriffe und die Identitäten der vier weiteren Täter schweigt der Bischof sich aus.
5 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Das kommt einem Freibrief gleich und nahe an die Aufforderung an alle Pedophilen im Lande, "werdet Priester und Ihr könnt ungestraft euren perversen Neigungen nachgehen".
MGS am Permanenter Link
Dass hier jeder Quatsch aus der RKK mit einem Beitrag bedacht wird, ist sehr bedenklich.
Was soll das?
Aufgeklärte Humanisten sollten sich an dieser erzkatholischen Honigfallen-Diskussion nicht beteiligen. Jedenfalls nicht in dieser Weise.
Es wird so getan als wenn ... ja wenn man nur nicht diese böse Sache mit dem Sex wäre ... dann alles im Klingelbeutel wäre. Quark!
Die katholische Kirche ist Kindesmissbrauch an und für sich, dass muss klar gestellt werden. Die geistige Vergewaltigung ist doch viel brutaler als dieser verschämte Quatsch einiger Priester mit ihren Messdienern. Herrimhimmelaberauch.
Heidi Dettinger am Permanenter Link
MGS, diese Verbrechen, die das Leben unendlich vieler Menschen zerstört haben, als "verschämten Quatsch" hinzustellen - da gehört schon einiges dazu!
MGS am Permanenter Link
Liebe Heidi,
Sie haben natürlich recht, es gehört einiges dazu, die im Grunde sehr katholische Hysterie, sich über alles, was mit Sex zu tun hat, ganz fürchterlich zu empören, nicht zu teilen.
Die Trennung des "sauberen Geists" (Gottes) vom "sündigen Fleisch" (das des Teufels ist) ist die katholisch-postulierte Weltsicht. Wie bigott und lebensfeindlich falsch sie ist, das offenbaren diese Skandale. Dabei wusste das jeder, der sich damit befasste, was hinter den Klostermauern so alles "passierte".
Die Erziehung zum Ekel und zum Schuldgefühl über die eigene Lust, und die damit einhergehende nachhaltige Verwirrung des Geistes ist das eigentliche Verbrechen.
Wenn wir als Humanisten das nicht trennscharf bedenken und in den Mittelpunkt des hoch-wichtigen Diskurses stellen, sondern uns nur andauernd über die sexuell-konnotierten Übergriffe echauffieren, dann sind wir längst dort, wo wir nicht sein sollten: im systemimmanenten Strudel dieser das Leben ignorierenden Ideologie.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Die Schweine werden ausgetauscht, der Saustall bleibt der gleiche! Kurt Tucholsky