Die feministische Zeitschrift EMMA hat ihren Preis für den "sexistischsten lebenden Mann" (in Anlehnung an den "Sexiest Man Alive" des US-Magazins People) an keinen anderen als das Oberhaupt der nach wie vor männerdominierten katholischen Kirche vergeben: Papst Franziskus.
"Dieser Papst steht an der Spitze des ältesten und hermetischsten aller Männerbünde der Welt. Er ist der Chef eines Apartheidsystems, das aus Frauen Menschen zweiter Klasse macht", heißt es unter anderem in der Begründung der Jury des Magazins. Der Preisträger sorge dafür, dass es immer so weitergehe, kann man im zugehörigen laudatierenden Artikel der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe außerdem lesen, "mit der Frauenverachtung, kaschiert in Idealisierung". Darüber hinaus klagt die Jury an: "Dieser Papst brüskiert Millionen Katholikinnen auf der Welt, die seit Jahrzehnten um das Recht kämpfen, Priesterinnen oder zumindest Diakoninnen werden zu dürfen. Stattdessen dürfen sie weiterhin die Kirchenböden schrubben, umsonst."
Ein weiteres Thema, bei dem sich Franziskus als verdienter Negativpreisträger hervorgetan hat, ist das des Schwangerschaftsabbruchs: "Dieser Papst dämonisiert abtreibende Frauen und ÄrztInnen noch gnadenloser als seine Vorgänger. Für ihn sind ungewollt Schwangere, die nicht Mutter werden wollen, Auftragsmörderinnen", so die PreisrichterInnen. Der zugehörige EMMA-Artikel führt dazu weiter aus, dass der Ausspruch des Papstes "Gott liebt das Leben" zynisch sei, denn der sogenannte "Stellvertreter Gottes auf Erden" sei für illegale Abtreibungen, bei denen jedes Jahr zehntausende Frauen sterben und noch mehr dauerhafte Schäden davontragen, "zentral verantwortlich": "Das beginnt mit Ihrer Verteufelung der Verhütung."
Zwei weitere "Glanzleistungen" päpstlicher Aussagen beziehungsweise Verhaltensweisen trugen zusätzlich zum Erhalt des Titels "Sexist Man Alive" bei: Zum einen wäre da sein Versäumnis, "den sexuellen Missbrauch von Kindern innerhalb seiner Kirche schonungslos öffentlich zu machen und angemessen zu ahnden". Stattdessen decke er die Wegguck-Kultur und schone Täter wie Mitwisser, begründet die EMMA-Jury. Zum anderen prangert sie die Reproduktion der mittelalterlichen Vorstellung eines Satans an: Franziskus stehe "in der Tradition der Dunkelmänner, die die 'Teufelsaustreibung' propagieren". "O-Ton: 'Der Teufel existiert auch im 21. Jahrhundert. Und wir müssen von der Bibel lernen, wie wir ihn bekämpfen können.'"
Der amtierende Papst werde "zu Unrecht geehrt" resümiert die Laudatio in der kommenden Ausgabe. "Aufgrund Ihrer Schuld, Ihrer Schuld, Ihrer großen Schuld sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass kaum jemand in der christlichen Welt für das Elend von Frauen und Kindern so viel Verantwortung trägt wie Sie."
11 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Was soll man dazu noch sagen, das ist rkK wie sie seit Jahrhunderten agiert, dieser weise alte Mann, der als Reformer angetreten ist, ist jetzt der Hardcore Papst per Exzellente.
Klaus Bernd am Permanenter Link
Ein wahrlich hoch-würdiger Preisträger.
:-) Aber er ist ja nur der Stellvertreter, von dem der in Mose 3 das Urteil verkündet:
16 Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir … Nach deinem Mann hast du Verlangen / und er wird über dich herrschen.
17 Zum Menschen sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört …
und
20 Der Mensch gab seiner Frau den Namen Eva, Leben, ...
Somit wird das Wort Mensch synonym mit Mann gebraucht; außerdem wird klar gesagt, wer über wen herrscht,
:-) Interessanter Weise übersetzt die Luther-Bibel von 2017 : 17 Und zum Mann sprach er: …
@Maria2.0: Das hebräische Wort Adam ist aber nun mal eindeutig mit Mensch zu übersetzen. Wenn es also heißt, Gott sei Mensch geworden, dann heißt das, dass Gott Mann (Adam) geworden ist.
A.S. am Permanenter Link
EMMA traut sich wohl nicht, den Preis an Mullahs oder Ayatollahs zu verleihen. Die afghanischen Religionsführer sind erheblich schlimmer als der Papst.
malte am Permanenter Link
Der Preis wird ja jedes Jahr verliehen.
Petra Pausch am Permanenter Link
Kann es sein, dass Sie die EMMA überhaupt nicht kennen? Oder etwas über den Preis wissen? Denn anderenfalls hätten Sie nicht solch eine Behauptung aufgestellt.
David Z am Permanenter Link
Das mag so sein wie Sie schreiben. Dennoch darf man verwundert sein. Denn der Unterschied in Sachen Ethik im allgemeinen und Frauenrechten im speziellen zw.
A.S. am Permanenter Link
EMMA gehört nicht zu meiner regelmäßigen Lektüre, da haben Sie recht.
Klaus Bernd am Permanenter Link
Ist das ironisch gemeint ? Wenn es so sein sollte, ist das folgende natürlich gegenstandslos. Ansonsten verstehe ich nicht was der Vergleich mit fundamentalistischen Mullahs soll.
David Z am Permanenter Link
"Er ist der Chef eines Apartheidsystems, das aus Frauen Menschen zweiter Klasse macht",... "
Warum? Niemand zwingt Frauen, in diesem Club Mitglied zu sein.
Anaximander am Permanenter Link
Ich danke der Redaktion für diese klaren Worte und diese klare Sicht. Als Seelsorger kann ich nur unterschreiben, dass Frauen noch immer als Menschen 2.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Habt Mut, wir unterstützen euch wo es nur geht.