US-Wahl: Lichtblicke für Konfessionsfreie

Der deutliche Wahlsieg von Donald Trump wird als Triumph des christlich-konservativen Amerika gewertet. Doch auch Kandidaten mit säkularem Hintergrund erzielten bei den Wahlen beachtliche Ergebnisse. Der Aktivist Hemant Mehta hat sich die Resultate angesehen und kommt zu einem ermutigenden Resümee.

Im Blog Friendly Atheist hat Mehta untersucht, wie Kandidatinnen und Kandidaten mit offen säkularer Weltanschauung bei der Wahl abgeschnitten haben. Für seine Analyse verwendete er eigene Daten sowie Material des Center for Freethought Equality, einer Einrichtung der American Humanist Association.

Demnach zeichnet sich im Verlauf der letzten Jahre bei den Abgeordneten der Bundesstaaten eine deutliche und stetige Zunahme von offen Konfessionsfreien ab. Nach der aktuellen Wahl ist ihre Zahl auf mindestens 75 gestiegen – wobei die Auszählungen noch nicht komplett vorliegen. Mit der Wahl 2016 stieg die Zahl von 5 auf 17, im Jahr 2018 waren es bereits 47, und 2020 wurden 63 konfessionsfreie Abgeordnete gewählt. Auch 2022 gab es einen erneuten Zuwachs auf 72. Zudem gelang fast allen 22 Mitgliedern des Congressional Freethought Caucus (CFC) der Wiedereinzug in den Kongress. Die CFC ist eine informelle Gruppe von Kongressmitgliedern, die sich für die Rechte und Interessen von nichtreligiösen Menschen einsetzt.

Mehta wertet diese Entwicklungen als Zeichen eines kulturellen Wandels und als Resultat der erfolgreichen Arbeit von säkularen Initiativen. Positiv sei auch zu werten, dass säkulare Stimmen im Wahlkampf vermehrt Gehör erhielten. Die Demokratin Sarah Henry, eine frühere Mitarbeiterin der American Humanist Association, die in Florida kandidierte, hatte sich im Wahlkampf als Kritikerin des christlichen Nationalismus positioniert. Zudem prangerte sie die Vermischung von Staat und Religion an, die sich etwa in der Pflicht zum Gebet an staatlichen Schulen äußert – Themen, die die amerikanische Öffentlichkeit polarisieren. Henry unterlag denkbar knapp mit 49,6 Prozent der Stimmen – immerhin eine Steigerung gegenüber 2022, als Henry 47,7 Prozent erreicht hatte.

Dass sogar Diffamierungskampagnen der Gegenseite wenig Erfolg haben, zeigt das Beispiel einer anderen demokratischen Kandidatin, Gayle Jordan. 2016 war sie in Tennessee gegen den republikanischen Amtsinhaber angetreten. Der Bundesstaat hat eine starke republikanische Wählerschaft, und Jordan erreichte nur wenig mehr als 25 Prozent der Stimmen. Bei ihrem zweiten Wahlantritt 2018 sei ihre Weltanschauung zur Zielscheibe von Angriffen der Gegenseite geworden, wie Mehta berichtet. Man diffamierte Jordan als "radikale Atheistin" und stempelte sie als "ausgeflippt" und gefährlich ab. Trotzdem konnte sie ihr Wahlergebnis verbessern. Der Aktivist wertet diese Entwicklung als Anzeichen für ein verändertes Bewusstsein in der amerikanischen Öffentlichkeit. Offenbar hätten die Diffamierungen als Atheistin Jordans Wahlerfolg nicht geschadet – was früher als Tabu galt, wird zur Normalität.

Hinzu kommt, dass sich die Demografie der USA verändert und sich allmählich auch Mehrheitsverhältnisse verschieben. So hat der neu gewählte Präsident Donald Trump zwar immensen Rückhalt bei den weißen Evangelikalen: 82 Prozent von ihnen gaben ihm 2024 ihre Stimme. Doch der Anteil dieser Gruppe an der US-Wählerschaft schrumpft. Machten sie noch vor vier Jahren 28 Prozent aus, waren es bei der jetzigen Wahl nur noch 22 Prozent.

Dagegen waren 24 Prozent der Wähler ohne religiöses Bekenntnis, zwei Prozent mehr als noch bei der Präsidentschaftswahl 2020. Von dieser Gruppe wählten 71 Prozent Kamala Harris.

Hemant Mehta sieht gute Chancen, dass die Stimmen von Menschen ohne religiösen Hintergrund in Zukunft an Einfluss in der US-Politik gewinnen werden. Wünschenswert sei dies ohnehin: "Atheisten verdienen es, dass sich ihre Ansichten in den Repräsentanten unserer Nation widerspiegeln – nicht nur, weil wir ein wachsender Teil der Bürgerschaft sind. Sondern weil wir überzeugt sind, dass gute Politik auf Vernunft, Wissenschaft, Fakten, Mitgefühl und dem Wunsch, unsere Probleme zu lösen, beruht, da wir wissen, dass es keine höhere Macht gibt, die das für uns erledigen wird."

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