Rezension

Grundlegende Informationen zum Veganismus – in aufklärerischer Weise

Der bekannte Ernährungswissenschaftler Claus Leitzmann legt auf der Basis neuerer Forschungen eine kurze Einführung und Überblicksdarstellung zum "Veganismus" vor. Der Autor präsentiert dabei die wichtigsten Informationen auf engem Raum und korrigiert dabei so manches weit kursierende Vorurteil zum Thema.

"Es ist die Position der Akademie für Ernährung und Diätetik, dass sachgerecht geplante vegetarische Ernährungsformen, einschließlich der veganen Ernährung, gesund sind, ernährungsphysiologisch bedarfsgerecht sind und gesundheitliche Vorteile bei der Prävention und Behandlung von bestimmten Krankheiten bieten können. Pflanzlich basierte Ernährungsformen sind umweltverträglicher als Kostformen, die reich an tierischen Produkten sind, weil sie weniger natürliche Ressourcen verbrauchen und mit viel weniger Umweltschäden verbunden sind." Diese Einsicht der Akademie für Ernährung und Diätetik der USA beginnt, sich kontinuierlich, aber langsam durchzusetzen. Dazu hat auch der bekannte Biochemiker und Ernährungswissenschaftler Claus Leitzmann, der ehemalige Leiter des Instituts für Ernährungswissenschaft der Universität Gießen, beigetragen. In dem Band "Veganismus. Grundlagen, Vorteile, Risiken" aus der C. H. Beck-Wissen-Reihe fasst er entsprechende Einsichten auf den dort üblichen 128 Seiten zusammen.

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Er versteht sich als Einführung und Überblicksdarstellung zum Thema. Dabei referiert der Autor in seiner Beschreibung und Einschätzung immer wieder neuere Forschungsergebnisse, denn: "Inzwischen gibt es vielfältige wissenschaftliche Daten, die belegen, dass bereits eine pflanzlich betonte, besonders aber eine vegetarische oder vegane Ernährungsweise günstige Wirkungen auf die Gesundheit ausüben" (S. 7). Zunächst geht Leitzmann aber auf Begriffe und Definitionen, Formen von und Motive für vegane Ernährung, die historische Entwicklung des Veganismus und die Evolution der Ernährung des Menschen ein. Dabei setzt er sich immer wieder mit häufig gehörten gegenteiligen Auffassungen auseinander. So wird etwa gern der Fleischkonsum als notwendig für die Entwicklung der Gehirnmasse gedeutet. Dazu heißt es: "Selbst wenn die These stimmen sollte, ist das Gehirnwachstum des Homo sapiens seit langem abgeschlossen. Zudem braucht der heutige Mensch nicht mehr Hirnmasse, sondern eher mehr Umsetzung dessen, was der gesunde Menschenverstand sagt" (S. 43).

Besonders ausführlich behandelt der Autor dann die ernährungsphysiologische Bewertung des Veganismus, wobei er über Fragen der Nährstoffversorgung informiert. Immer wieder greift er dabei auf neuere Studien zurück, welche die gesundheitsfördernde Dimension veganer Ernährungsweisen verdeutlichten. Es sollte hierbei aber immer auch um eine vollwertige Kost gehen, dann ergänzt um Vitamin B12. Berücksichtige man damit einhergehende Ratschläge, so sei dies auch für besondere Lebensphasen wie die Kindheit oder die Schwangerschaft kein Problem. Anhand von vergleichenden Forschungen würden immer stärker die gesundheitlichen Vorzüge deutlich. Dabei werden Kontexte von Leitzmann nicht ausgeblendet, gibt es doch ganz allgemein ein höheres Gesundheitsbewusstsein bei Veganern. Ein eigener Abschnitt ist dann noch den angeblichen und tatsächlichen Risiken gewidmet, wozu es dann heißt: "Grundsätzlich gilt, dass bei einer vollwertigen veganen Ernährung mit entsprechender Supplementierung von Vitamin B12 keine Risiken bestehen" (S. 120). 

Leitzmann hat auf engem Raum wichtiges gut belegt und leicht verständlich zum Veganismus zusammengetragen. Dabei äußert er sich berufsbedingt nachvollziehbar hauptsächlich ernährungswissenschaftlich, ökologische oder tierethische Gesichtspunkte werden zwar ebenfalls angesprochen, haben aber in der Gesamtschau bei ihm einen geringeren Stellenwert. Der Autor geht auch auf Risiken ein, woran es mitunter bei anderen Publikationen zum Veganismus mangelt. Gerade die Auseinandersetzung mit gegenteiligen Positionen hätte man sich indessen noch stärker gewünscht. Denn in den Fachgesellschaften entwickelte sich erst jüngst eine diesbezügliche Umkehr. Der Autor macht auch auf medial schiefe Thematisierungen aufmerksam. So würden Einzelfälle veganer Unterernährung medial stark thematisiert, während das Leiden von Menschen in der Folge eines Verzehrs tierischer Produkte wenig Resonanz finde. Gegen derartige Einseitigkeiten wendet sich Leitzmann, der mit dem "Veganismus"-Buch insofern ein aufklärerisches Werk vorgelegt hat.

Claus Leitzmann, Veganismus. Grundlagen, Vorteile, Risiken, München 2018 (C. H. Beck-Verlag), 127 S., 9,95 €