Interview mit Natalie Grams

Der Krieg gegen Fakten und Aufklärung

Homöopathen, allen voran die Hahnemann-Gesellschaft, wollen einen Vortrag von Homöopathie-Aufklärerin Dr. Natalie Grams an der Universität Mainz mit allen Mitteln verhindern. Die Diskussion um die Homöopathie eskaliert – der Vortrag findet statt. Der hpd hat mit Dr. Natalie Grams gesprochen.

hpd: Frau Dr. Grams, Sie waren früher selbst homöopathische Ärztin, haben dann erkannt, dass die Homöopathie allenfalls eine Scheintherapie ist und betreiben nun seit über drei Jahren Homöopathie-Aufklärung. Heute Abend halten Sie für die Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) einen Vortrag an der Uni Mainz. Dieser Vortrag hat bereits im Vorfeld großes mediales Echo ausgelöst, Homöopathen zeigen sich empört: "Die Vorträge von Frau Grams sind immer tendenziös-manipulativ", sagt eine Homöopathie-Sprecherin. "Ein Laie kann nicht erkennen, dass Frau Grams keine Sachkompetenz hat. Das können wir nicht durchgehen lassen." Wie gehen Sie mit diesen Vorwürfen um?

Dr. Natalie Grams: Was mich erstaunt – in den letzten dreieinhalb Jahren haben sich Homöopathen, bis auf sehr wenige Ausnahmen, konsequent jeder Diskussion verweigert, haben reihenweise Podiumsdiskussionen abgesagt, standen für Interviews nicht zur Verfügung und haben außer ad-hominem-Angriffen auf meine Person kaum etwas zu einer Diskussion über die Homöopathie beigetragen. Heute Abend fordern dieselben Akteure jetzt einen wissenschaftlichen Diskurs. Dabei gibt es wissenschaftlich gesehen über die Wirksamkeit der Homöopathie nichts mehr zu diskutieren. Das dürfen Laien und Patienten auch gerne erfahren. Die Versuche, meine Person zu diskreditieren, sprechen für sich.

Was ist denn überhaupt das Problem?

Die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft ist sich sicher, dass die Homöopathie nicht über Placeboeffekte hinaus wirkt. Beim angegebenen Wirkmechanismus – und nicht mehr vorhanden Wirkstoff – ist dies auch nicht weiter verwunderlich. Wo nichts ist, kann nichts wirken – außer der Glaube. Die Homöopathie ist ein Glaubenssystem und als solches enttarnt sie sich auch gerade am heutigen Tag.

Vertreter der Homöopathie haben dazu aufgerufen Ihren Vortrag zu stören und oder sogar ganz abzusagen.

Ja, das haben sie getan. Und genau das meine ich mit Glaubenssystem – denn offenbar gibt es keine inhaltlichen Argumente, die man vorbringen kann. So muss man wohl aus Angst um eine Blöße zu anderen Maßnahmen greifen. Als diese Maßnahmen nicht griffen, verlangte man aus Prinzip eine Podiumsdiskussion von der Uni Mainz, die übrigens gar nicht Veranstalter ist. Doch was soll diese Forderung? Gerade an einer Universität diskutieren wir auch nicht über Impfungen mit erklärten Impfgegnern, mit Kreationisten über Genetik und die Flache-Erde-Theorie mit Geologen.

Was stört Sie besonders an der Zuspitzung?

Am meisten stört mich, dass Tatsachen so lange verdreht und in ihr Gegenteil verkehrt werden, und dass das am Ende doch der ein oder andere glaubt. So haben Homöopathen zum Beispiel dazu aufgerufen, meinen Vortrag zu stören. Ich habe in der Vergangenheit des öfteren Morddrohungen per Mail bekommen. Verleumdungen im Internet und falsche Tatsachenbehauptungen meine Person betreffend sind an der Tagesordnung. Doch jetzt stellen sich Homöopathen als die Opfer dar. Das ist absurd und bezeichnend zugleich.

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Es hat in der Vergangenheit genug Gelegenheit gegeben, sachlich über die Homöopathie zu diskutieren und ich hoffe, dass dies auch heute Abend gelingt. Was mich wundert ist, dass gerade dieser Vortrag heute ausgesucht wird, der eigentlich nur ein kleiner unbedeutender Vortrag im Rahmen der gbs-Freundschaft werden sollte. Dazu steht die Homöopathie nicht im Mittelpunkt des Vortrages – auch das eine falsche Behauptung. Ich denke, die meisten Homöopathen, so sie denn überhaupt anwesend sein werden, werden von der Sachlichkeit und Verbindlichkeit des Vortrags enttäuscht sein.

Veranstaltung: 14.11.2018, 19:00 Uhr, Mittwoch, 14. November 2018, Philosophicum P2 der Universität Mainz, Jakob-Welder-Weg 18, 55128 Mainz