Der Beschluss der Grünen, homöopathische Leistungen künftig nicht mehr zu erstatten, markiert eine bemerkenswerte Zäsur: Eine Partei verabschiedet sich von einem ihrer frühen ideologischen Erkennungsmerkmale – und nähert sich konsequent der wissenschaftlichen Evidenz. Doch jenseits parteipolitischer Symbolik berührt die Entscheidung eine größere Frage: Welche Verantwortung trägt der Staat, wenn er durch Anerkennung oder Duldung pseudowissenschaftlicher Verfahren die öffentliche Wahrnehmung von Wissenschaft prägt?
Die 2020 veröffentlichte "Vorzeigestudie" zur Homöopathie bei Lungenkrebs ist offiziell zurückgezogen. Ein langer Prozess der Kritik und Aufklärung endet mit einem ernüchternden Befund – nicht nur für die Homöopathie, sondern auch für das Publikationsverhalten eines renommierten Journals.
Die Debatte um den Begriff Geschlecht, die Karriere der sogenannten Alternativmedizin im Nationalsozialismus und die Chancen einer evidenzbasierten Landwirtschaft, das sind nur einige der Themen in der neuen Skeptiker-Ausgabe 3/2025.
Der Diskurs um die Homöopathie ist ein Phänomen mit bemerkenswerter Volatilität. Immer wieder flammt er auf, wird öffentlich diskutiert, medial begleitet – und ebenso regelmäßig wieder verdrängt. Für die wissenschaftsorientierte Kritik bedeutet das: permanente Wachsamkeit, ständiges Neuansetzen, immer wieder der Versuch, das Thema im politischen Bewusstsein zu halten. Nun appelliert das Informationsnetzwerk Homöopathie (INH) an die Gesundheitsministerin.
Die Deutsche Homöopathie-Union (DHU) führt seit langem ein "Homöopathieset für Kinder". Dass es sich dabei um exakt dieselben Zuckerkügelchen handelt wie für Erwachsene – ohne medizinisch relevanten Wirkstoff, ohne jede Evidenz – wird dabei zur Nebensache. Entscheidend ist die Verpackung: bunt, verspielt, kindgerecht. Eine Aufmachung, die ganz bewusst Vertrauen schaffen soll – bei den Kleinsten ebenso wie bei ihren Eltern.
Angebliche Riesenskelette aus grauer Vorzeit, das Bewusstsein von Pflanzen oder der Skandal um eine zweifelhafte Homöopathie-Studie – die neue Ausgabe der Zeitschrift Skeptiker widmet sich vielfältigen Themen aus der Wissenschaft. So untersucht der Archäologe Leif Inselmann den Ursprung von vermeintlichen Riesen-Funden, Massimo Pigliucci stellt das Forschungsfeld Pflanzen-Neurobiologie auf die Probe und Udo Endruscheit betrachtet den laschen Umgang eines Fachjournals mit Kritik. Außerdem: die Oper "Die letzte Verschwörung" und Interviews mit den Machern.
Im Januar ging es an dieser Stelle um ein "Homöopathieduell zwischen München und Berlin", wo es um die von der Intention her gegenläufigen Aktionen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zur Streichung der Homöopathie (bzw. der "Besonderen Therapierichtungen") aus der Kassenerstattung und die vom Bayerischen Landtag initiierte Homöopathiestudie ging, mit der nach Vorstellung von CSU und Freien Wählern erforscht werden sollte, ob Homöopathie eine Alternative zu Antibiotika darstellen könne. Heute ist es an der Zeit, den Ausgang dieses "Duells" zu betrachten.
Die Schweizer Landesregierung will "alternative" Methoden weiterhin über die Krankenkasse zahlen lassen, obwohl ihre Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden kann.
Es ist das klarste Statement, das die deutschen Mediziner jemals zur Homöopathie abgaben: Auf dem 128. Ärztetag in Mainz distanzierten sich die Delegierten am 11. Mai durch einen Beschluss von der umstrittenen Heilmethode. Dennoch fiel die Abstimmung mit 119 Ja-Stimmen bei 97 Gegenstimmen relativ knapp aus.
Vor kurzen titelte eine große Zeitung des konservativen Lagers "Bayern testet Globuli statt Antibiotika – und wendet sich damit gegen Lauterbach". Ist das so? Eher nicht. Es mag zwar für Schlagzeilenmacher einen gewissen Reiz haben, so zu formulieren. Recht betrachtet, gibt es hier aber weder Kausalität noch Koinzidenz der beiden Vorgänge – und ganz sicher nicht in der angedeuteten Richtung.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, die Erstattung von Homöopathika per Satzungsleistung der gesetzlichen Krankenkassen unterbinden zu wollen. Das sieht er als Teil eines Paketes zu Finanzierungsregelungen im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung vor.
Eine 2020 veröffentlichte Studie sollte beweisen, dass ergänzende homöopathische Therapien Überlebenszeit und Lebensqualität von LungenkrebspatientInnen verbessern können. Die Studie wurde als Durchbruch in der Homöpathieforschung gefeiert. Ein Gutachten der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) kommt nun jedoch zu dem Schluss, dass verschiedene Ergebnisse der Studie nur durch Datenmanipulation oder -fälschung zu erklären seien.
Soll man davon sprechen, dass die Diskussion um die Homöopathie "polarisiert"? Nun, immer noch präziser ausgedrückt als der langsam kaum erträgliche Euphemismus, die Homöopathie sei "umstritten".
Der neue König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland, King Charles III., initiierte einen Lehrstuhl für Komplementärmedizin, um Beweise für die Wirksamkeit der Globuli zu erhalten. Die Resultate waren vernichtend.
Unter dem Hashtag "Globukalypse" klären Aktivistinnen und Aktivisten über die pseudowissenschaftliche Heillehre Homöopathie auf und rücken Mythen über Globuli & Co. zurecht. "Globukalypse" ist auch Titel einer neuen Website, die vor wenigen Tagen online ging. Darüber sprach Inge Hüsgen mit den Initiatoren Dr. Christian Lübbers und Udo Endruscheit.