Für.Sorge.Erziehung in Glückstadt

   

Die Wanderausstellung ist nun entstanden. Die „Ehemaligen“ haben aktiv daran mitgewirkt und trotzdem ist da ein Unbehagen. Rolf Breitfeld will es nicht mehr runterschlucken und sagt: „Es hätte allgemein härterer Worte und größerer Klarheit bedurft. Auch ich hätte klarer Nein sagen und meine Meinung durchsetzen müssen“, und denkt dabei an seine ständige Anwesenheit, wenn auch nur vertretungsweise Beteiligung an dem Runden Tisch Heimkinder. Doch dazu später.

Zurück in das Arbeitszimmer von Rolf Breitfeld in dem er sich auf die Eröffnung in Glückstadt, die fünfte von derzeit elf Stationen der Wanderausstellung vorbereitet: Rolf Breitfeld wird eine Rede halten.

„Ich werde die Wahrheit aufzählen: Auf der einen Seite die Ausstellung, das Landesfürsorgeheim ‚light’ und tatsächlich war es die Hölle.“

Stellung dazu nimmt Prof. Dr. Christian Schrapper, als wissenschaftlicher Leiter der Projektgruppe „Fürsorgeerziehung 1945 bis 1975“ der Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz, verantwortlich für die Ausstellung. Die Rückmeldung, die er über die Kraft und Aussage der Ausstellung erhält, lassen sich vom Grundtenor her mit den Worten von Gitta Trauernicht wiedergeben: „Eine Ausstellung, die unter die Haut geht.“ Dies mit der einer ästhetischen Form in Einklang zu bringen, darin sahen Christian Schrapper und das wissenschaftliche Arbeitsteam eine grundlegende Position.

Aber, frage ich ihn, warum ist die Wanderausstellung nicht am Ort der Entscheidung. Berlin ist 2010 das Zentrum der Runden Tische. Außerdem stellt Berlin als touristisches Zentrum einen wesentlichen Anziehungspunkt auch für politisch interessierte Bürger dar und die wollen Informationen, mehr wissen über zentrale Themen wie Missbrauch, Zwangsarbeit und Verjährung. Sollen eher Fakten vorenthalten bleiben, bis die „Runden Tische“ ihre Entscheidungen verkünden, die die Mehrheit der Deutschen sowieso nur peripher tangiert? Ein klares Nein dazu kommt von Christian Schrapper: „Schleswig-Holstein hat die Akten auf den Tisch gelegt, die zentrale Kraft war dafür die ehemalige Sozialministerin Gitta Trauernicht. Es gab Verbündete und selbstverständlich Widerstand. Es ist ein Anliegen, die Präsentation auch in Berlin zu zeigen. Jetzt aktuell und erst einmal gehört sie nach Schleswig-Holstein“.

Unerwartet und verblüffend sind für mich seine folgenden Worte, denn ich hatte Einmaligkeit für das Landesfürsorgeheim Glückstadt angenommen aber weit gefehlt: „Die Ausstellung steht exemplarisch für andere Fürsorgeheime. Es gab 20 bis 25 Einrichtungen dieser Art über die Bundesrepublik Deutschland verteilt wie beispielsweise „Freistatt“ in Niedersachsen.“