Für.Sorge.Erziehung in Glückstadt

Runder Tisch Heimerziehung

Das Thema ist jedoch auch in Berlin bekannt. Christian Schrapper ist als Vertreter der Wissenschaft eines der 22 ständigen Mitglieder am Runden Tisch Heimerziehung.

Rolf Breitfeld hat dort seit April 2010 ebenfalls ständigen Zugang. Die Berufung zu dieser Arbeitsgemeinschaft ist persönlich bestimmt. Dadurch ist die Zusammensetzung seit Beginn am 17. Februar 2009 gleichbleibend. Eine Veränderung trat mit der 7. Sitzung im April 2010 ein. Seither sind für jede Sitzung neben den drei „ehemaligen“ Heimkindern deren persönlich benannte Vertreter zugelassen. Das heißt, alle sechs hören und sprechen mit. Zur Abstimmung hingegen sind nur die drei berufenen Stimmen zugelassen nämlich Sonja Djurovic, Eleonore Fleth und Dr. Hans-Siegfried Wiegang. Rolf Breitfeld vertritt Eleonore Fleth.

Hier liegt meine Hoffnung: Die Exponate der Wanderausstellung über das Landesfürsorgeheim Glückstadt sind dem Runden Tisch Heimerziehung nicht vor Augen. Aber das Buch passt mit seinen 371 Seiten in jede Aktentasche. Eine DVD mit den Interviews der „Ehemaligen“ liegt bei – ihre Stimmen sind also auch zu hören.

Unwissenheit über Fakten braucht in diesem Gremium nicht zu sein, denn diese Fakten über das Landesfürsorgeheim Glückstadt liegen Dank der Landesregierung Schleswig-Holstein, einer couragierten und jetzt ehemaligen Sozialministerin, den Sponsoren, den Wissenschaftlern, den „Ehemaligen“ und den am Runden Tisch Heimerziehung zugelassenen sechs Sprechern auf dem Tisch.
 

Ich schließe diesen Bericht mit zwei Zitaten und einem aktuellen Ergebnis.

1. Mit den Worten von Christian Schrapper: „Ich halte es für notwendig, wieder gut zu machen aber das nicht in dem Sinne: Nun ist alles wieder gut. Wir dürfen nicht aus den Augen lassen, wir befanden uns in der Frühgeschichte unserer Demokratie und haben manches verschlafen. Erst einmal gilt es anzuerkennen, das hier einige Menschen in ihrer Kindheit in besonderer Weise gelitten haben anstelle positiv ins Leben starten zu können. Nun dort zu unterstützen was erforderlich ist, das ist unsere Aufgabe heute. Und das dies nicht ohne Widerstände geht, ist klar und man muss es aushalten.
Was Menschen heute noch an Beeinträchtigungen aus der Heimerziehung mit sich tragen, muss uneingeschränkt behandelt und wieder hergestellt werden. Bei manchen Menschen gibt es eine Zeitspanne von 10 bis 15 Jahren in der Misstrauen der einzige Lebensmechanismus war. Welche Energie war dafür von den Betroffenen lebensgeschichtlich aufzuwenden.
Das ernst zu nehmen ist eine allgemeine Aufgabe, da hat der Runde Tisch Heimkinder keine Überzeugungsarbeit mehr zu leisten, darüber ist er hinaus. Da sind wir uns alle einig. Aber, wie es zu tun ist, das ist strittig.“

2. Mit den Worten aus der Eröffnungsrede von Gitta Trauernicht zur Wanderausstellung.
„Sehr verehrte Gäste,“ so beginnt ihre Rede, „ich begrüße Sie herzlich zur Eröffnung der Ausstellung ‚Für.Sorge.Erziehung – erzählen – erinnern – verantworten’. Eine Ausstellung, die unter die Haut geht.
Ausgehend von den Erinnerungen und Erzählungen ehemaliger Heimkinder über das Leben vor, in und nach der Fürsorgeerziehung werden mit Dokumenten und Fotos Zustände, Funktionen und Folgen dieser Fürsorgeerziehung anschaulich gemacht. Wichtig ist auch die historische Einordnung in die damalige Zeit. Jetzt passiert, was der Landtag wollte: Mit dieser Ausstellung und der aktuell vorgelegten Publikation werden die bisherigen Ergebnisse der wissenschaftlichen Aufarbeitung und die diese begleitenden Diskussionen mit den Beteiligten und Betroffenen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.“

3. Zurück zu dem Alleingang von Rolf Breitfeld und seinem Transparent: Nun darauf aufmerksam gemacht, setzt sich Gerhard Blasberg, Bürgermeister von Glückstadt, dafür ein, die Gedenktafel am Jungfernstieg 1 auf den dokumentarisch korrekten Stand bringen. Die für die historische Altstadt zuständige Abteilungsleiterin ist einverstanden. Das Grundstück ist im Besitz einer Wohnungsbaugesellschaft, dort wird um Zustimmung nachgefragt, dann wird der Text formuliert und das in gemeinsamer Arbeit mit Rolf Breitfeld. Die Kosten dafür? Das wird sich finden. Der Bürgermeister ist am Telefon zuversichtlich.

Evelin Frerk

Weiterführender Link:

Die Ausstellung
(U.a. die kompletten Reden von Dr. Gitta Trauernicht, MdL, Sozialminister Dr Heiner Garg, Irene Johns, Deutscher Kinderschutz Bund und Rolf Breitfeld