Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) kritisiert die Forderung von CDU-Chef Friedrich Merz nach einem generellen Aufnahmestopp für Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien nach dem Messerangriff in Solingen als "unmenschlich und populistisch".
Gestern jährte sich die erneute Machtergreifung der Taliban in Afghanistan zum dritten Mal. Mit dem im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Bundesaufnahmeprogramm hatte die Bundesregierung vielen Menschen im Land Rettung in Aussicht gestellt. Menschen, die den westlichen Verbündeten vor Ort halfen. Menschen, die von den Islamisten für "minderwertig" gehalten werden. Jedoch will das Bundesinnenministerium die Mittel für das Aufnahmeprogramm im kommenden Jahr um fast 90 Prozent kürzen. Das könnte das Todesurteil für tausende Menschen bedeuten.
Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass Bundesinnenministerin Faeser die Mittel für Aufnahme- und Resettlementprogramme wie das Bundesaufnahmeprogramm im kommenden Jahr um fast 90 Prozent kürzen will. Damit werden die Menschen aus Afghanistan, die sich gemeinsam mit Deutschland und den westlichen Verbündeten für die Demokratie in Afghanistan eingesetzt hatten, verraten und allein gelassen. Die Bundesregierung hatte versprochen, monatlich bis zu 1.000 gefährdete Afghaninnen und Afghanen aufzunehmen.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) verurteilt die Messerattacke von Mannheim auf das Schärfste. Diese und andere abscheuliche Taten radikaler Islamisten dürfen jedoch nicht dazu benutzt werden, Muslime pauschal unter Generalverdacht zu stellen.
Die Menschen in Afghanistan werden von den bärtigen Islamisten weiter drangsaliert, schikaniert und tyrannisiert. Männer und Frauen dürfen wieder öffentlich ausgepeitscht, die Frauen zudem nun auch gesteinigt werden – wie in der ersten Herrschaftsphase der Taliban. Dabei hatten sie sich bei ihrer Machtübernahme lammfromm und geläutert gegeben. Dass sie nun doch wieder ihr wahres Gesicht zeigen, lässt den Rest der Welt unbeeindruckt – das Schicksal der Menschen in Afghanistan wird ignoriert.
Im Interview mit dem hpd beschreiben Hourvash Pourkian und Jacqueline Ahmadi die humanitäre Situation in Afghanistan und im Iran. Menschrechtsaktivistin Pourkian wurde im Oktober für ihr Engagement mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Seit 20 Jahren leitet die aus dem Iran stammende Pourkian den Verein Kulturbrücke. Ahmadi ist eine Rechtsanwältin und Frauenrechtsaktivistin. Seit der Machtergreifung der Taliban setzt sie sich vehement gegen die Unterdrückung der afghanischen Frauen ein.
Die Weltgemeinschaft soll die Herrschaft der Taliban in Afghanistan endlich als ein System der Geschlechter-Apartheid benennen, fordern afghanische Frauen in Köln. Sie sind in den Hungerstreik getreten. Der passive Widerstand spielt sich in einem Zelt in der Kölner Innenstadt ab.
Vor etwa zwei Jahren haben die Islamisten in Afghanistan die Macht an sich gerissen. Seitdem diskriminieren die Bärtigen Frauen und Mädchen, auch im lebenswichtigen medizinischen Sektor. Gerade für Frauen in ländlichen Provinzen steigt der Druck: Sie sollen Jungen gebären. Eine Medizinerin von "Ärzte ohne Grenzen" erzählt von prügelnden Schwiegermüttern, die enttäuscht sind, wenn die Gebärende "nur" ein Mädchen zur Welt bringt.
In Afghanistan ist die Lage der Mädchen und Frauen so prekär, dass sogar die Mullahs im Iran den Kopf schütteln. Allen internationalen Mahnungen zum Trotz bauen die Taliban ein Apartheids-Regime gegen Frauen auf. Die islamistischen Bartträger folgen dabei strikt der Deobandi-Schule und dem sogenannten Paschtunwali und regieren so an der afghanischen Gesellschaft vorbei – kürzlich haben sie das über 3.000 Jahre alte Neujahrsfest verboten. Diese Ignoranz könnte ihnen zum Verhängnis werden.
Geschlechts-Apartheid muss als internationales Verbrechen anerkannt werden, fordern prominente afghanische und iranische Frauen. Die islamistischen Apartheids-Regime in Afghanistan und im Iran gehörten ähnlich geächtet und isoliert wie Südafrika damals. Denn Frauen und Mädchen würden in diesen Ländern systematisch diskriminiert, isoliert und mundtot gemacht.
Pünktlich zum 8. März entdecken wieder alle ihr Interesse an Frauenrechten, vorzugsweise mit einem Glas Champagner in der Hand. Im Auswärtigen Amt wurde bereits eine Woche zuvor, am 1. März, die Vorstellung der Leitlinien für eine feministische Außenpolitik gefeiert.
Bilder afghanischer Frauen, fotografiert von afghanischen Künstlerinnen, zeigt die Wanderausstellung "Was die Afghaninnen uns zu sagen haben ...". Sie wird morgen in Berlin eröffnet und möchte den Blick auf die Freiheitsliebe afghanischer Frauen hinter der Burka lenken.
Sara Nabil, geboren 1994 in Kabul, studierte Politikwissenschaften an der Karwan University in Kabul und seit 2016 Kunst an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Als politische Künstlerin von den Taliban verfolgt, sind ihre eigene Fluchterfahrung und die Rechte afghanischer Frauen und Mädchen zentrale Themen ihrer Arbeiten. Ihr Kunstprotest in der Kunsthalle Mannheim, bei dem sie sich live die Haare abschnitt, geht auch nach dem Ende der STUDIO-Ausstellung weiter.
Die radikal-muslimischen Taliban fordern, dass sich alle Frauen in Afghanistan verhüllen – das betrifft selbstverständlich auch TV-Journalistinnen. Dass Moderatorinnen nun mit Burka die Nachrichten verlesen sollen, löst Empörung aus. Aus Solidarität haben die männlichen Kollegen die Kampagne #FreeHerFace gestartet und aus Protest auch ihr Gesicht maskiert. Nicht nur Journalist*innen unterstützen den Hashtag.
Der Krieg in der Ukraine ist ein Segen für die Taliban. Die bärtigen Gotteskrieger in Afghanistan können ohne internationale Aufmerksamkeit schalten und walten, wie sie es für richtig und islamisch halten. Die afghanischen Frauen fühlen sich wie gefangen in einem Zombiefilm.