Obwohl sich die Ampelkoalition 2021 in ihrem Koalitionsvertrag geeinigt hatte, das Wort "Rasse" aus dem Grundgesetz zu streichen, bleibt es weiterhin dort stehen. Über die Argumente und Hintergründe.
Auch an deutschen Universitäten begegnet man der "Wokeness". Dass damit Gefahren für Meinungsfreiheit und Wissenschaft einhergehen, ist in dem neuen Buch "Der Kulturkampf" der Ethnologin Susanne Schröter das zentrale Thema. Darin werden berechtigt viele Entwicklungen kritisiert, trotz gelegentlicher Überzeichnungen.
Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) kritisiert die Handlungsempfehlungen der Berliner Expertenkommission antimuslimischer Rassismus. "Die Empfehlungen dieser Kommission sind geprägt vom Bestreben, den institutionellen Einfluss religiöser Organisationen zu stärken und diese Organisationen gegenüber anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren zu privilegieren", erklärt René Hartmann, Erster Vorsitzender des IBKA.
Weil sie in ihrem Kunstgeschichts-Seminar eine historisch bedeutende Abbildung des Propheten Mohammed zeigte, hat eine amerikanische Professorin den Job verloren. Nach Beschwerden von islamischen Studierenden hatte die Universität die Verwendung des Bildes im Unterricht als "islamfeindlich" krititisiert. Inzwischen hat die Professorin Klage gegen den Rauswurf eingereicht, die Universität hat den Vorwurf der Islamfeindlichkeit zurückgezogen.
Nach dem rassistisch motivierten Anschlag von Hanau im Februar 2020 mit neun Getöteten wurde in Berlin auf Betreiben des damaligen Justizsenators Dirk Behrendt (Bündnis 90/Die Grünen) eine Expert*innenkommission zu antimuslimischem Rassismus eingesetzt, die im Februar 2021 ihre Arbeit aufnahm. Nun hat die fünfköpfige Kommission "Handlungsempfehlungen" vorgelegt, die allerdings kaum Wirkung gegen Rassismus entfalten werden, da sie vor allem darauf abzielen, religiöse vor anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren zu bevorzugen.
Der von Eleonora Roldán Mendívil und Bafta Sarbo herausgegebene Sammelband "Die Diversität der Ausbeutung. Zur Kritik des herrschenden Antirassismus" will den Kapitalismus-Rassismus-Zusammenhang stärker betonen. Die damit einhergehenden monokausalen Deutungen ignorieren nicht nur Rassismus in nicht-kapitalistischen Zusammenhängen, sie verfehlen trotz gelegentlich interessanter Reflexionen dann doch ihr im Untertitel versprochenes Ziel.
Um den Weltrekord im "selektiven Zitieren" kämpft die Anthroposophie schon lange mit – dank Spitzen-Anthroposophen wie Ralf Sonnenberg und Detlef Hardorp. Auf der Website "Anthroposophie gegen Rassismus" der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland wird aktuell ein neuer "Wahnsinns"-Rekordversuch unternommen.
Bibeln und alle Bücher, die sich auf die Bibel beziehen, sollen aus Floridas Schulen verschwinden, wenn es nach Chaz Stevens geht. Die Forderung ist eine Antwort auf den konservativen Angriff auf moderne Schulbücher, in denen Rassismus doch tatsächlich hinterfragt wird und Menschen sogar eine Sexualität haben. Der "Stop WOKE Act" soll Kinder vor Inhalten schützen, die sie sich schlecht oder schuldig fühlen lassen oder zum Hass aufeinander führen könnten.
Der US-Sprachwissenschaftler John McWhorter kritisiert vehement die gegenwärtige antirassistische Welle in den USA, da sie Formen einer neuen Religion etwa mit "Schuld"-Vorstellungen annehme. So polemisch manche Ausführungen des Autors sind, so hat man es hier doch mit einer wichtigen Stimme gegen problematische Tendenzen zu tun.
In "Nicht mein Antirassismus" artikuliert die türkischstämmige Journalistin Canan Topçu ihren Unmut darüber, dass identitätspolitische Auffassungen häufig genug mit überdrehten Positionen einhergehen und sich monopolartig als Interessenvertreter für diskriminierte Minderheiten präsentierten.
Mohammed Amjahid legt mit dem Buch "Der weiße Fleck. Eine Anleitung zu antirassistischem Denken" persönliche Kommentare zu "weißen Privilegien" und einem "strukturellen Rassismus" vor. Seine Ausführungen machen viele ignorierte Diskriminierungserfahrungen in der Gesellschaft deutlich, bleiben aber auf einer subjektiven Betrachtungsebene stehen und enthalten auch nicht unproblematische Implikationen.
Die Kommunikationssoziologin Natasha A. Kelly plädiert in ihrer "Rassismus"-Monographie dafür, den Rassismus mehr als strukturelles Problem "weißer Subjekte" zu betrachten. Die Autorin macht dabei auf unterschiedliche Benachteiligungsformen aufmerksam, erhebt aber die Betroffenenwahrnehmung zu einem zentralen Erkenntnisinstrument.
Bei aufklärerischen Einwänden gegen linke Identitätspolitik geht es nicht darum, das allgemeine Engagement für unterschiedliche Minderheiten zu kritisieren. Bedenklich sind die damit einhergehenden Implikationen, etwa die eines identitären Antirassismus, der gegen einen universellen Antirassismus gestellt werden soll. Ein Kommentar.