WIEN. (hpd) Die evangelikale „International University“ (IU) in Wien ist in Konkurs. Die Privatuniversität konnte offenbar ihre Steuern nicht mehr zahlen. Die in Österreich nicht akkreditierte Uni soll nach der Pleite verkauft werden.
Die „christliche Dimension“ des Studiums, mit dem die IU prominent auf der Homepage wirbt, scheint nicht der Heuler gewesen zu sein. Zuletzt konnte der Betreiberverein der Wiener Privatuni offenbar nicht einmal seine Steuern bezahlen. Eine knappe Million Euro schuldet die IU vor allem dem Finanzamt, heißt es vom Kreditschutzverband von 1870. Kein Zeichen, dass die evangelikale Uni sonderlich viele Studierende anlocken konnte.
Und es ist nicht das erste Mal, dass die IU negative Schlagzeilen bekommt. Im Jahr 2003 verlor sie als erste und bisher einzige Privatuni ihre Akkreditierung in Österreich, das konfessionellen Privatschulen gegenüber traditionell sehr aufgeschlossen gegenübersteht. Die zuständige Kommission im damals konservativ geführten Bildungsministerium ortete erhebliche Mängel bei der Auswahl und der Fortbildung des Lehrpersonals der Uni. Auch mit der Forschung soll es nicht wirklich funktioniert haben. Ein Kritikpunkt, den die Uni stets mit dem Verweis beiseite wischen, man sei eben am US-amerikanischen System orientiert und verstehe sich als reine Lehruniversität.
Für Studierende aus Nicht-EU-Staaten hatte das bislang Unannehmlichkeiten zur Folge. Sie bekamen keine Studierenden-Visa mehr. Und österreichische Universitäten und Hochschulen sind nicht verpflichtet, Abschlüsse der Universität anzuerkennen. Unterrichten durfte man weiter. Problemloser dürfte es für Studierende gewesen sein, die aus den USA kamen oder vorhatten, sich dort niederzulassen. Die IU ist nach eigenen Angaben seit 1980 in Montgomery, Alabama akkreditiert, ohne dort eine Niederlassung zu haben. In Wien wurde die IU 1981 eröffnet. Ihr Schwerpunkt lag auf wirtschaftsnahen Ausbildungen, geworben wurde unter anderem damit, dass viele Lehrende aus englischsprachigen Staaten stammen. Und selbstredend mit der „christlichen Dimension“ der Ausbildung. Ein Drittel aller Kurse für Studierende im Bereich Allgemeinbildung beschäftigte sich im laufenden Sommersemester mit Bibel und Christentum. Studierenden solle auch christliche Ethik vermittelt werden.
Die International University soll nach dem Konkurs von einer ausländischen Privatuni übernommen werden. Ob sie ebenfalls aus dem evangelikalen Umfeld kommt, ist noch unklar.
cb