Katholische Kirche

Päpstliche Strafe für Missbrauch: Buße und Gebet

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Jorge Mario Bergoglio

Der Missbrauchsskandal hat die katholische Kirche nach wie vor fest im Griff. Zwar haben sowohl Papst Franziskus als auch sein Vorgänger dem Kindesmissbrauch in den Reihen der eigenen Kirche offiziell den Kampf angesagt, doch ob es der Vatikan wirklich ernst damit meint, wird immer wieder bezweifelt.

Dazu geben auch neue Enthüllungen aus dem Vatikan Anlass. Laut Medienberichten soll Papst Franziskus gegen einige wegen Kindesmissbrauchs beschuldigte Geistliche die Strafe gelockert haben. Ursprünglich sollten sie auf Empfehlung der vatikanischen Glaubenskongregation aus dem Priesteramt verstoßen werden, doch der Papst milderte die Strafe ab - in lebenslange Buße und Gebet sowie die Versetzung aus dem öffentlichen Priesteramt.

Missbrauchsopfer wie Marie Collins, die zu den Gründungsmitgliedern der von Franziskus eingesetzten Beraterkommission für Missbrauchsfälle gehört, äußerten sich bestürzt. Wenn man Schwäche hinsichtlich der angemessenen Strafe zeige, könne dies ein falsches Signal an jene senden, die über einen Missbrauch nachdenken, sagte Collins.

Laut der englischen Zeitung Daily Mail erklärte Vatikansprecher Greg Burke, dass dem Papst nach wie vor sehr an Verbesserungen bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen gelegen sei, dass jedoch die Gnade, auf die der Papst großen Wert läge, auch für jene gälte, die sich abscheulicher Verbrechen schuldig gemacht hätten. Laut Daily Mail sagte Burke: "Der Heilige Vater versteht, dass für viele Opfer und Überlebende ein Zeichen der Gnade in diesem Bereich problematisch ist, aber er weiß, dass die Botschaft der Barmherzigkeit in den Evangelien letztlich eine Quelle machtvoller Heilung und Gnade ist."

Die Schlagzeilen über die päpstliche Gnade für geistliche Kinderschänder kommen für die katholische Kirche zu einer ungünstigen Zeit. Erst im Januar hatte der Enthüllungsjournalist Emiliano Fittipaldi sein Buch "Lussuria" (Unzucht) veröffentlicht, in dem er dem Vatikan vorwirft, unzählige Missbrauchsskandale gedeckt zu haben. Fittipaldi hatte bereits 2015 die Kirchenoberen gegen sich aufgebracht, als er ein Buch über Reichtum und Finanzgeheimnisse im Vatikan herausbrachte, in welchem er geheime Dokumente veröffentlichte. Auch in seinem neuen Buch erhebt Fittipaldi schwere Vorwürfe gegen die katholische Kirche. Diese versetze, so Fittipaldi, pädophile Geistliche nach wie vor lieber hin und her, statt sie zu exkommunizieren oder für ihre Strafverfolgung zu sorgen.

Der Verdacht der Vertuschung wird auch im australischen Missbrauchsskandal immer wieder laut, der aktuell ebenfalls für schlechte Schlagzeilen für die katholische Kirche sorgt. Anfang Februar veröffentlichte dort die staatliche Untersuchungskommission für Kindesmissbrauch einen Zwischenbericht. Danach fanden 60% aller angezeigten Missbrauchsfälle in religiösen Organisationen statt – hiervon fast zwei Drittel in der katholischen Kirche. Laut den Ermittlungen der Kommission haben 7% aller katholischen Priester in Australien zwischen 1950 und 2010 Kinder missbraucht. Das Durchschnittsalter missbrauchter Mädchen lag bei 10,5 Jahren, das missbrauchter Jungen bei 11,5 Jahren.