Drei Fragen an... Ulrich Kutschera

In Trier findet vom 15. bis 17. Juni der Kongress ¡Die erschöpfte Theorie? – Evolution und Kreationismus in Wissenschaften statt. Im Vorfeld stellt der hpd die Referenten und ihre zentralen Thesen in Kurzinterviews vor.

 

Prof. Dr. Ulrich Kutschera ist Professor für Pflanzenphysiologie an der Universität Kassel. Sein Vortrag „Evolution der Evolutionstheorie – Von Darwin zum Intelligenten Desing“ gehört zum Themenblock „Von der Schöpfung über die Evolution zum intelligenten Schöpfer?“ (Samstag, 16.6.2007, 14-16 Uhr)

 

hpd: An welche Irrtümer Darwins knüpfen die Vertreter der Intelligent Design-Ideologie an?

Ulrich Kutschera: Die zahlreichen Irrtümer in Darwins Origin of Species, die ich in meinem Lehrbuch Evolutionsbiologie (2006) im Detail aufgelistet und kommentiert habe, spielen in der ID-Debatte keine besondere Rolle. Man knüpft an die von dem Theologen Darwin widerlegte These seines akademischen Mentors William Paley an: Design benötigt einen Designer. Dieser teleologische Gottesbeweis ist seit langem entkräftet.

hpd: Worin liegen die zentralen Denkfehler der ID-Konzeption?

Ulrich Kutschera: Das Postulat von der „nicht reduzierbaren Komplexität“ konnte durch zahlreiche aktuelle Forschungsarbeiten widerlegt werden. So ist zum Beispiel die Bakterienflagelle in einem graduellen Mehrstufenprozess entstanden, wie molekularphylogenetische Sequenzanalysen gezeigt haben.

hpd: Halten Sie es für sinnvoll, Schöpfungsvorstellungen – wie von der hessischen Kultusministerin Wolff vorgeschlagen – im Schulunterricht zu erörtern?

Ulrich Kutschera: Schöpfungsmythen können meinetwegen im Religionsunterricht behandelt werden. Im Biologieunterricht haben derartige archaische Märchen, die auf biblischen Wundern basieren, keine Daseinsberechtigung. In der Biologie haben wir einen exponentiellen Wissenszuwachs (allein viele tausend Veröffentlichungen pro Jahr auf dem Gebiet der Evolutionsforschung). Die wenigen Bio-Stunden sollten der Vermittlung wissenschaftlicher Fakten vorbehalten bleiben, ansonsten wird die Spaltung zwischen den Evolutionsbiologen und der Allgemeinbevölkerung immer gravierender.

Die Fragen stellte Martin Bauer.

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