MÜNCHEN. (hpd) Am Samstag, 10. Mai 2008 um 10.00 Uhr wird der Künstler Wolfram P. Kastner
auf dem Königsplatz vor der Antikensammlung an der Stelle der Bücherverbrennung von 1933 wieder einen Brandfleck in den Rasen brennen – damit kein Gras über die Erinnerung an den Beginn der Brandstifterei wächst, die im Brand der Synagogen, Städte und Menschen endete.
Vor 75 Jahren hatten 50.000 Münchner (unter ihnen viele Nazis, Studenten und Akademiker) nachts um 23.30 Uhr trotz strömenden Regens an der Bücherverbrennung teilgenommen.
„München liest - aus verbrannten Büchern"
Von 11.00 Uhr bis 22.00 Uhr werden mehr als 120 Personen, Schüler/innen, Autor/innen, Schauspieler/innen und andere Bücherfreunde neben dem Brandfleck auf dem Königsplatz unter dem Motto „München liest - aus verbrannten Büchern" Texte von Schriftsteller/innen lesen, deren Bücher 1933 in München und in über 60 deutschen Städten verbrannt wurden.
Lesen werden Hanne Hiob (Tochter Bertolt Brechts), Friedrich Ani, Barbara Bronnen, Fadumo Korn, Said, Sobo Swobodnik, Franz Maget/MdL, Siegfried Benker/StR, Kulturreferent Hans-Georg Küppers, Ulrich Dittmann, Monika Manz; Ecco Meineke, Wolfgang Sreter, Schüler/innen des Bert-Brecht-Gymnasiums, des Luisengymnasiums, des Theresiengymnasiums und viele andere. Musikalische Beiträge kommen von Nizza Thobi, Anatol Regnier, Nathan+die Hochzeitsgesellschaft, Ulrich Sendler und Cordula Zickgraf
Die Lesung, die von Wolfram P. Kastner angeregt und bereits zum sechsten Mal in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Stadt München durchgeführt wird, fand so viele interessierte Vorleser, dass leider nicht alle vorlesen können.
Die erste Lesung aus verbrannten Bücher auf dem Königsplatz fand 1995 mit Hanne Hiob und Schülern des Luisengymnasiums statt. Inzwischen wird in einigen deutschen Städten aus verbrannten Büchern öffentlich am 10. Mai vorgelesen.
Brandfleck zur Erinnerung
Den Brandfleck zur Erinnerung an die Bücherverbrennung legte Wolfram P. Kastner erstmals 1995 an - damals und in den folgenden Jahren wurde dies immer wieder verboten, seit 2004 erlaubt mit der Auflage, eine RollrasenSicherheit zu hinterlegen, damit der dunkle Fleck danach wieder zugedeckt werden kann.
München hat (im Gegensatz zu einigen anderen Brandstädten) bis heute kein dauerhaftes Zeichen der Erinnerung an die in der ehemaligen „Hauptstadt der Bewegung" gro゚ inszenierte Bücherverbrennung und die dabei vernichtete beste deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts, die teilweise bis heute aus den Bibliotheken, den Schulbüchern und den Köpfen verschwunden ist.
Dazu erläutert Wolfram P. Kastner: "Mit dem Brandfleck und den Lesungen wollen wir eine positive Tradition für Freiheit, Menschenwürde und Akzeptanz stiften und viele - insbesondere junge - Menschen dafür und für die entsprechende Literatur gewinnen und sensibilisieren. Wir freuen uns sehr über den lebhaften Zuspruch sowie über die Unterstützung durch das städtische Kulturreferat."
Institut für Kunst und Forschung