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Helge Gutbrod, Sabine Brandauer. Foto: Friedemann Vetter

TRIER. (hpd) Ich war am Samstag, dem 30.1.10, in einem Stück namens Cabaret im Theater Trier. Die Geschichte spielt in Berlin, um die 30er Jahre. Ein mit Glitzerklamotten und -schminke ausgestatteter Kit-Kat-Klub-Entertainer singt zwischen den einzelnen Sequenzen ein Lied und tanzt dazu.

Sabine Brandauer als Sally Bowles, die erfolgreich im Kit-Kat-Klub arbeitet, und Cliff Bradshaw, ein amerikanischer Autor, verlieben sich und werden ein Pärchen. Cliff will irgendwann wieder nach Amerika zurück, doch Sally will weiterhin im Kit-Kat-Klub arbeiten. Währenddessen kommen Cliff Bradshaws Vermieterin, gespielt von Angelika Schmid, und ein Jude, gespielt von Hans-Peter Leu, zusammen und wollen heiraten. Die Vermieterin weiß aber nicht, dass Herr Schultz ein Jude ist. Nebenbei gibt es Fräulein Kost, die immer jemand anderen in die Wohnung bringt, und einen Nazi, der zuvor Englischunterricht bei Cliff genommen hat. Währenddessen wird Deutschland schon zu Nazideutschland.

Später habe ich dann den Regisseur Peter Zeug, Helge Gutbrod (Cliff Bradshaw), Peter Koppelmann (einer der Kit-Kat-Klub-Entertainer), Vanessa Daun (Fräulein Kost) und Klaus-Michael Nix (der Nazi) interviewt. Als ich nach den Vorbereitungen fragte, gab es nur einen Schauspieler, der sich zuvor den Film angeguckt hatte. Als ich dann danach fragte, was ihnen denn am besten Gefallen hätte, erzählten alle, sie fänden es am besten, dass zum ersten Mal alle zusammen gearbeitet und die anderen „Berufsgruppen“ zum ersten Mal beim Arbeiten beobachten konnten. Ich habe sie natürlich auch auf ihre Rollen bezogen etwas gefragt, wie zum Beispiel Klaus-Michael Nix, wie er Nazis findet, worauf er antwortete, dass diese nicht nur „böse“ sind, wie alle das denken, sondern auch Menschen mit Spaß. Sie konnten normal sein und sich irgendwann als Nazis entpuppen, die jeder kennt, das sei erschreckend.

Wozu ist das Cabaret eigentlich gut?

Ich fragte Peter Koppelmann, wozu das Cabaret eigentlich gut wäre. „Die Leute kommen dahin, um Spaß zu haben und ihre Sorgen zu vergessen.“ Ich fragte ihn auch noch, ob er es nicht „etwas peinlich“ fände, diese Rolle zu spielen. Er erklärte, dass er nicht gerade davon begeistert wäre, sich wie eine Frau zu kleiden und sich zu schminken, da er schon eine Frau und drei Töchter zu Hause hat. Dann hat der Regisseur ihn aber doch überzeugt und ihm Mut gemacht. Der Regisseur wusste jedoch nichts davon, dass Peter Koppelmann am Anfang gar nicht so richtige Lust auf seine Rolle hatte und sagte nur, dass Peter sich keine Sorgen machen muss. Vanessa Daun erzählte, dass sie ihren ganzen Text in Berlinerisch verfasst, dann aber hauptsächlich während der Proben geübt hat.

Am liebsten mochte ich den Satz: „Menschen sind Menschen und ich denke, jeder kann sein wie und was er will.“, der zwischen manchen Szenen an der Leinwand eingeblendet wurde. Die traurigste Szene fand ich, als Cliff Bradshaws Vermieterin rausfand, dass ihr Verlobter Jude war und Sally das Verlobungsgeschenk zurückbrachte. Am witzigsten fand ich die Entertainer im Kit-Kat-Klub. Am erschreckendsten fand ich die Szene, in der aus dem ruhigen Schlaflied ein gefühlloses Nazilied wurde und währenddessen alles an der Leinwand immer blutiger wurde. Am romantischsten fand ich die Szene, in der Cliff Sally sagte, dass er sie liebte.

Insgesamt finde ich es ein sehr schönes und interessantes Stück mit viel Musik und gut besetzten Rollen.

Lilias Baumhögger, 10 Jahre

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