Anmerkungen zur Potsdamer Garnisonkirche

Henning v. Tresckow begrüßte 1933 die Machtübernahme der Faschisten. Von 1942-1943 hatte er die Leitung der Partisanenbekämpfung im Bereich der Heeresgruppe Mitte der Ostfront inne. Die Neue Züricher Zeitung (14.9.2000) schreibt, dass der „spiritus rector der zum Tyrannenmord entschlossenen Militärs nicht vor völkerrechtswidrigen Befehlen zurückgeschreckt sei, die die Ermordung unschuldiger Zivilisten und insbesondere vieler Juden zur Folge hatte.“

Claus Schenck Graf von Stauffenberg begrüßte am 30.1.1933 die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ausdrücklich und war an der militärischen Ausbildung der SA beteiligt. Den Beginn des 2. Weltkrieges empfand der Berufssoldat Stauffenberg als „erlösend“. Während seines Einsatzes im Polenfeldzug (1939) schrieb er an seine Frau: „Die Bevölkerung ist ein unheimlicher Pöbel […]. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun. In Deutschland sind sie sicher gut zu gebrauchen […].“ Stauffenberg unterstützte grundsätzlich die Rassenpolitik der Faschisten. Später nahm er als Generalstabsoffizier an der Westoffensive gegen Frankreich teil. Er schwärmte: „Welche Veränderungen in welcher Zeit“ und „Der Vater dieses Mannes (Hitler) ist kein Kleinbürger; der Vater dieses Mannes ist der Krieg.“ Er erlebte den Frankreich-Feldzug wie im Rausch. Im Juli 1944 wurde er Stabschef beim Befehlshaber des Ersatzheeres und erklärte noch zu dieser Zeit: “[…] Wir bekennen uns im Geist zu den großen Überlieferungen unseres Volkes, die durch die Verschmelzung hellenischer und christlicher Ursprünge im germanischen Wesen das abendländische Menschentum schufen […]“ Die aussichtslose militärische Lage führte ihn dann offensichtlich zu der bekannten Kehrtwende, „den Westen aufzumachen und die Ostfront um jeden Preis zu halten.“

Axel Frhr. von dem Bussche-Streithorst, Major, trat 1937 in das Infanterie Regiment No 9 ein. 1939 wurde er Leutnant, 1941 Oberleutnant, 1943 Hauptmann und 1944 schließlich Major. Er war von 1942 bis 1944 aktiv an der Ostfront in Verbindung mit der SS-Polizei-Panzer-Grenadier-Division und mit den SS-Polizei-Regimentern 1 und 2 im Einsatz. Während seiner Dienstzeit erhielt er viele militärische Auszeichnungen. Nach seiner Verwundung wurde er im SS-Lazarett Hohenlychen behandelt. Dieser Ort war auch ein Treffpunkt hochrangiger NSDAP-Führer wie Hitler, Himmler, Göring und Speer. Verbindungen zur SS sind also unverkennbar. Das sollte bei der zweifelhaften Charakterisierung als „Widerstandskämpfer“ berücksichtigt werden.

Walter Graf v. Brockdorff-Ahlefeldt, General der Infanterie, wurde 1937 Generalmajor, 1939 Generalleutnant und 1940 General der Infanterie. Er nahm aktiv am Polenfeldzug, am Westfeldzug sowie am Feldzug gegen die Sowjetunion teil, wobei besonders sein „persönlicher Einsatz“ bei der Einnahme der Festung Kowno (Kaunas) in Litauen im Jahre 1941 hervorgehoben wurde. Er erhielt folgende Auszeichnungen: 1938 die „Medaille zur Erinnerung an den 1.10.1938“, 1939 das Eiserne Kreuz II. Klasse und das Eiserne Kreuz I. Klasse, 1941 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes und die Medaille Winterschlacht im Osten, 1942 das von Hitler gestiftete Demjansk Schild und das Eichenlaub zum Eisernen Kreuz. Er erkrankte im November 1942 schwer an Rheuma und wurde im Januar 1943 „zu Wiederherstellung der Gesundheit“ in die Führer-Reserve versetzt. Am 9. Mai 1943 verstarb er im Reserve-Lazarett 123 in Berlin-Zehlendorf. Am 19. Mai 1943 fand ein Staatsakt für ihn im Berliner Zeughaus statt.

Die hier betrachteten fünf Personen Johann Adolf Graf von Kielmannsegg, Henning v. Tresckow, Claus Schenck Graf von Stauffenberg, Axel Frhr. von dem Bussche-Streithorst und Walter Graf v. Brockdorff-Ahlefeldt waren keine wirklichen Widerstandskämpfer gegen den Faschismus, sie waren höchstens potentielle Königsmörder, die bestenfalls glaubten, dass man alle mit dem Faschismus verbundenen Grausamkeiten und Verbrechen auf die Person Adolf Hitler zurückführen konnte und dass mit seiner Beseitigung alle Probleme zu lösen seien. Wahrscheinlicher ist aber, dass sie dieses System Faschismus im Innersten befürworteten, dass sie sich wirklich als „deutsche Herrenmenschen“ fühlten, für die die anderen Völker zu arbeiten hätten. Als sie dann sahen, wie das – auch von ihnen unterstützte – System ins Wanken geriet und schließlich zusammenzustürzen drohte, suchten sie einen Ausweg, eine Lösung für sich, die heute leider als Widerstandskampf bezeichnet wird.

Beispielbild
Bundesarchiv Bild 183-J31422
Wirklicher Widerstand gegen den Faschismus hat anders ausgesehen. Viele deutsche Menschen – zehntausende – haben den breiten Widerstand gegen dieses schlimmste uns bekannte System realisiert, als die Herren Offiziere noch ihrer militärischen Karriere frönten und dadurch Millionen andere ins Unglück zu stürzen halfen. Sie haben ihren nicht unwesentlichen Anteil zum 2. Weltkrieg beigetragen. Sie haben mit ihrer Überheblichkeit und ihren Waffen die Zerstörung in die Welt getragen – wie schon mehrfach in der Vergangenheit. Diesmal allerdings kam die Zerstörung nach Deutschland zurück, in fast das gesamte Land. Wir kennen die Nachkriegsbilder aus Dresden, Berlin und auch Potsdam. Beim Luftangriff auf Potsdam in der Nacht vom 14. zum 15. April 1945 zerstörte ein britischer Luftangriff im Rahmen der Area bombing directive-Strategie große Teile der Potsdamer Innenstadt. Nach nur sehr kurzer Vorwarnzeit begann um 22:16 Uhr ein Bombardement, bei dem 1700 Tonnen Bomben abgeworfen wurden und 1593 Potsdamer zu Tode gekommen sind. Bei dem Angriff wurden fast 1000 Gebäude in der Innenstadt völlig zerstört, wodurch rund 60.000 Menschen obdachlos wurden.

Anfang 1745, zweihundert Jahre vor Hitlers Ende, schrieb Friedrich II. aus seinem schlesischen Hauptquartier an Podewils nach Berlin: "Entweder werde ich meine Macht behaupten, oder ich will, dass alles zugrunde geht und bis auf den preußischen Namen mit mir begraben werde." Hitler nahm als einzigen Schmuck für den Führerbunker ein Portrait Friedrich des Großen mit und sagte später: „Wenn das deutsche Volk nicht bereit ist, für seine Selbsterhaltung sich einzusetzen, gut: Dann soll es verschwinden.“

Das darf niemals geschehen. Wir wollen uns nicht nur „selbst erhalten“, d.h. mit „preußischer Macht“ im herrschenden Sinne erhalten; wir wollen mit allen anderen Völkern gleichberechtigt auf dieser Erde leben. Darum müssen wir verhindern, dass uns die in diesem okkultistischen Todeshaus gepflegten Ideen ein drittes Mal in eine unübersehbare Katastrophe führen.

 

Eine weitaus ausführlichere Darstellung (27 Seiten) mit 75 Quellenangaben findet sich in dem Info 11/2011 der Brandenburger Freidenker (ab Seite 7).