Geschäftiger Rummel um eine "Heilige"

MARBURG. Das "Elisabeth-Jahr" 2007.

Am Karfreitag 1228 entsagte Elisabeth von Thüringen im Eisenacher Franziskaner-Kloster

ihrem weltlichen Besitz und ihren Kindern. Der 24. März als Jahrestag dieses feierlichen Gelübdes ist deswegen auch der Auftakt zum Festprogramm des Elisabeth-Jahrs 2007 in Marburg. Die Veranstaltungen dazu wurden bei einer Pressekonferenz am Mittwoch (13. März) im Marburger Landgrafenschloss vorgestellt.

Dort ist von Samstag (24. März) bis Sonntag (25. November) die Ausstellung "Elisabeth in Marburg - der Dienst am Kranken" zu besichtigen.

Eröffnet wird sie am Freitag (23. März) von Udo Corts als Hessischem Minister für Wissenschaft und Kunst. Mit rund 400 geladenen Gästen ist diese Veranstaltung schon jetzt völlig ausgebucht.

Einen größeren Zustrom als in anderen Jahren verzeichnet auch das Büro von Marburg-Tourismus-Marketing (MTM). Schon jetzt haben sich knapp 150 Besuchergruppen zu Gästeführungen angemeldet. Überwiegend handelt es sich dabei um katholische und evangelische Kirchengemeinden, aber auch um Konfirmanden-Ausflüge. In aller Regel unternehmen diese Gruppen in Marburg nur Tagesbesuche.

Zu sehen gibt es in der Stadt während des Elisabeth-Jahrs einiges: 110 "Wunderfahnen" flattern überall an Fahnenmasten und präsentieren je eines von 42 Motiven zur "Heiligen Elisabeth". Aufgehängt werden diese Fahnen im Anschluss an eine Feier nach der offiziellen Eröffnung der Ausstellung im Schloss.
Die Präsentation zeigt die Geschichte der Krankenpflege von ihren Ursprüngen bis zum heutigen Tag. Zusammengestellt wurde sie von Fachleuten der Philipps-Universität unter Prof. Dr. Gerhard Aumüller. Er beschrieb die Ausstellung als eine Zusammenstellung wichtiger Wegmarken mit Bezug zu Marburg und Hessen. So stehen die "Hohen Hospitäler" im Zentrum einer Station. Sie wurden vom Landgrafen Philipp dem Großmütigen an vier Standorten in Hessen gegründet. Erstmals macht die Ausstellung Funde zugänglich, die der Marburger Historiker Ubbo Mozer 1970 bei Ausgrabungen an der Elisabethkirche zutage gefördert hat. Lange Jahre waren diese Stücke in Archiven verborgen gewesen. Nun können Interessierte sie zum ersten Mal öffentlich besichtigen.

"Die Religion zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung", erklärte Museumsdirektor Dr. Jürgen Wittstock. So befand sich in jedem Krankenzimmer der Hospitäler im Mittelalter immer ein Altar mit einer geweihten Hostie. Damit war Jesus direkt bei den Kranken, glaubten die Katholiken.

Clou der Präsentation ist eine funktionierende neuzeitliche Intensivstation. "Bei Bedarf könnten wir sofort umschalten", erklärte Aumüller. Lediglich die Person, die dort "behandelt" wird, ist ein Dummy.
Am Anfang und am Ende der Ausstellung passieren die Besucher einen Friedhof. Damit thematisieren die Macher auch das Ende aller medizinischen Bemühungen. So setze sich die Schau auch mit dem Tod auseinander.

Am Ausgang liegt ein Gästebuch bereit, in dem die Besucher ihre Gedanken zum Tod und zum Leben, aber auch Anmerkungen zur Ausstellung hinterlassen können. Die evangelische Klinik-Seelsorge betreut diese Station, kündigte Aumüller an.

300.000 Euro hat das Land Hessen für diese Ausstellung bereitgestellt. Weitere 30.000 Euro hat das Universitätsmuseum selbst beigesteuert. Doch wird diese Summe wahrscheinlich noch nicht ganz für die Ausstellung reichen. Die Eintrittspreise von 4 Euro regulär werden voraussichtlich kaum die Kosten für das Personal decken, das die Ausstellung während ihrer Laufzeit bewacht. Immerhin präsentiert sie wertvolle Dokumente wie beispielsweise die Heiligsprechungs-Urkunde des Papstes Gregor IX.!

Zum Auftakt der Ausstellung hat Aumüller einen internationalen wissenschaftlichen Kongress zur Krankenpflege organisiert. Für die Öffentlichkeit zugänglich ist ein Vortrag von Prof. Dr. Matthias Werner am Donnerstag (22. März) in der Elisabethkirche unter dem Titel "Schwester in der Welt - Kranken- und Armenpflege bei Elisabeth von Thüringen".

Ebenfalls in der Elisabethkirche finden zum Auftakt des Elisabeth-Jahrs begleitende Konzerte statt. Die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach erklingt am Samstag (24. März) in der gotischen Kirche. Es singt die Kantorei der Elisabethkirche mit dem Marburger Kinderchor. Begleitet werden die Chöre vom Barock-Ensemble "Solamente Naturali" auf historischen Instrumenten. Die Christus-Worte singt Christian Panse. Weitere Solisten sind Alexander Schneider, Henning Kaiser und Gregor Finke.

In den Eröffnungs-Gottesdienst zum Elisabeth-Jahr am Sonntag (25. März) werden Teile der Johannes-Passion noch einmal eingebaut. Zudem präsentiert das Barock-Ensemble aus Bratislava am Sonntagabend nach einer Ankündigung des Kantors Nils Kuppe noch ein Programm mit klassischer und volkstümlicher Musik unterschiedlicher Länder.

Eine Vielzahl weiterer Veranstaltungen wird das Elisabeth-Jahr 2007 prägen. Gemeinsam ist allen die Bezugnahme auf Elisabeth von Thüringen und ihre Bezüge zu Marburg. 800 Jahre nach ihrem Geburtstag scheint die thüringische Landgräfin nicht nur die Armen und Kranken reich beschenken zu wollen, sondern vor allem Marburgs bedürftige Gastronomen und Geschäftsleute.

Franz-Josef Hanke