HAMBURG (hpd/gbs-hh/hvd/jugendweihe) Am Freitag, dem 7. Dezember hatte die noch junge Regionalgruppe der Giordano Bruno Stiftung Hamburg gemeinsam mit dem HVD und der Jugendweihe Hamburg zur philosophischen Autorenlesung in die Freie Akademie der Künste geladen. Michael Schmidt-Salomon sollte zusammen mit Tochter Lea aus dem gemeinsamen Werk „Leibniz war kein Butterkeks“ lesen (das soeben auch als preiswerte Taschenbuchausgabe in den Handel gekommen ist).
Dem störungsanfälligen Winterverkehr war es geschuldet, dass die junge Co-Autorin leider nicht mehr rechtzeitig in Hamburg eintreffen konnte und der Vater die Lesung alleine bestreiten musste. Das tat er denn auch trotz der anspruchsvollen Thematik (religionskritische Philosophie auf hohem Niveau, Evolutionsbiologie, das Neueste aus Hirn- und Verhaltensforschung) in seiner gewohnt entspannten und launigen Manier.
Die rund 180 Zuhörerinnen und Zuhörer, unter denen erfreulich viele Jugendliche (Jugendweihe!) saßen, folgten dem in Dialogform entwickelten und von einer Leinwandpräsentation begleiteten Vortrag mit regem Interesse. Michael Schmidt-Salomon gab mit seinen vorgetragen Auszügen aus dem Buch Antwort auf so schwergewichtige Fragen wie „Gibt es einen Grund für unsere Existenz?“ oder „Ist alles vergänglich?“ und stieß dabei im Publikum auf zustimmende Reaktionen. Heiterkeit und spontanen Applaus erregten seine Ausführungen insbesondere zum Thema „Warum macht Sex Spaß, Sterben aber nicht?“.
Nach der etwa einstündigen Lesung und einer anschließenden kurzen Pause, zu der im Foyer sinnigerweise Leibniz-Butterkekse gereicht wurden, stand der Autor den zahlreichen Fragen aus dem Publikum zur Verfügung. So fragte eine Zuhörerin, warum sich denn in der Philosophie so wenige Frauen zu Wort meldeten. Schmidt-Salomon bedauerte das ebenfalls, verwies aber auf die geschichtlich bedingte und nach wie vor unvollständige allgemeine Gleichberechtigung der Frau in der Gesellschaft. Schon in der Antike jedoch habe es hervorragende Philosophinnen wie beispielsweise Hypathia gegeben. Heute gäbe es erfreulicherweise zahlreiche bedeutende Denkerinnen.
Von einigen Zuhörern mit Skepsis aufgenommen wurde die Forderung nach Grundrechten auch für Tiere, insbesondere für Menschenaffen. Schmidt-Salomon wies auf Forschungsergebnisse hin, die erst in jüngerer Vergangenheit bewiesen hätten, wie sehr auch Tiere mit einem differenzierten Gefühlsleben ausgestattet seien, das man früher einfach nicht zur Kenntnis genommen hätte. Mit besonderer Aufmerksamkeit wurde auch der Bericht des Philosophen aufgenommen, die aktuelle Statistik weise einen bemerkenswerten Trend in der weltanschaulichen Entwicklung der europäischen, aber auch US-amerikanischen Bevölkerung auf. Demnach nähme in einem überraschenden Tempo die Tendenz zur Säkularisierung, aber auch hin zu Fundamentalismus zu. Unter dem Einfluss der erdrückenden wissenschaftlichen Erkenntnisse wendeten sich immer mehr Menschen ab von unhaltbaren Glaubensthesen wie Auferstehung und jungfräulicher Geburt, entschieden sich gleichzeitig andere auch zu religiös fundamentalistischen Auffassungen. Diese Entwicklung müssten die Humanisten aufmerksam im Auge behalten.
Im Anschluss an die Veranstaltung griffen die Gäste wie auch schon in der Pause zuvor interessiert zu den an einem Bücherstand ausgelegten Broschüren (wie „Aufklärung im 21. Jahrhundert“, „Wissen statt glauben“, „Mein Körper gehört mir“ oder „Gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz!“). Der Titel „Leibniz war kein Butterkeks“ und das „Manifest des evolutionären Humanismus“ der Giordano Bruno Stiftung waren schnell ausverkauft. Zuspruch fanden aber auch diverse Schriften zu Aufklärung und religionskritischen Fragen anderer Verlage, die der HVD und die Jugendweihe Hamburg beigesteuert hatten.
Die drei einladenden Organisationen werten ihre gemeinsam durchgeführte Veranstaltung als einen ersten guten Erfolg der Zusammenarbeit. Diese soll noch entschieden erweitert und verstärkt werden, insbesondere in Hinblick auf den Deutschen Humanistentag, der vom 30. April bis zum 4. Mai 2013 ebenfalls in Hamburg stattfinden soll. Ein weiterer Schritt der Metropole Hamburg auf dem Weg zu einer wirklich weltoffenen und weltzugewandten Stadt.
Tom Brandenburg