Eine Sandburg rund um das Alsterpalais

HAMBURG. (hpd) „Es gibt nicht Gutes, außer man tut es!" Dieses bekannte, gern zitierte aber selten umgesetzte Wort von Erich Kästner, findet in Hamburg in der „Flachsland Zukunftsschule" seine Realität. Und dennoch: Wenn noch mehr mit anpacken würden, ginge es leichter.

Gewellte Sandberge begrenzen die Baustelle der ersten humanistischen Schule in Hamburg wie eine Burg am Ostseestrand. Die beiden Baugruben - eine vor dem Gebäude für die Kindertagesstätte, eine dahinter für die Schule -, sind zusammen 800 qm groß und rund 3 m tief. Dabei kommt ein Aushub von 2.400 Kubikmetern zusammen. Um die bemerkenswerte Außenfassade des historischen Baukörpers optisch nicht zu stören und Denkmalschutzauflagen gerecht zu werden, entsteht die Erweiterung teilweise unterirdisch und mit Abstand zum Altbau. Die Atelier- und Arbeitsräume sind aber zur Außenseite hin durch große Fenster hell belichtet.

Ende März wird der Rohbau fertig gestellt sein und mit einem zünftigen Richtfest wird dann die Einweihung wieder ein gutes Stück näher gekommen sein.

Bürgen gesucht

Da während der ersten drei Jahre keinerlei Refinanzierung durch die Schulbehörde stattfindet, ist das Schulprojekt auf Kredite für die Investitionen und Betriebsmittel angewiesen. Mit der GLS-Bank hat die „Zukunftsschule" einen engagierten Partner gefunden. Die Bank hat fundierte Erfahrung mit der Finanzierung von Bildungseinrichtungen und mit ökologischen und sozialen Projekten.

Schon jetzt stellt die Bank neben dem Kredit für die Investitionskosten (Kauf und Umbau des Alsterpalais) einen Betriebsmittelkredit zur Verfügung. Zur Absicherung benötigt die GLS-Bank lediglich Bürgschaften einer Bürgengemeinschaft. Eine Vielzahl von Menschen, die hinter dem Vorhaben stehen, hilft dabei, dem Projekt das notwendige Vertrauen entgegenzubringen.

Jörg Brettschneider, neben Ursula Smischliaew einer der beiden Projektverantwortlichen betont dazu: „Gerade Bürgschaftskredite sind ein geeignetes Instrument, die Gesellschaft voranbringende Initiativen zu verwirklichen. Die Zinsen liegen deutlich unter dem Niveau herkömmlicher Banken, so dass wir hier zehntausend Euro an Kosten sparen. 50 Menschen, vor allem Mitarbeiter und Eltern, haben uns bereits ihr Vertrauen geschenkt und eine Kleinbürgschaft bis 3.000 Euro unterzeichnet. Aber es müssen noch mehr werden. Den Bürgen entstehen keine Kosten, und die Bank akzeptiert die Bürgschaft ungeprüft. Die Laufzeit beträgt fünf Jahre. Sollte eine Bürgschaft früher zurückgegeben werden müssen, sind wir selbstverständlich bei der Suche nach einem Ersatzbürgen behilflich."

Lange Rede kurzer Sinn: Wenn sich noch mehr größere und auch kleinere Bürgen finden würden, wären die Finanzierungskosten geringer und es würde die Realisierung erleichtern.
Wer also dabei sein möchte, kann sich telefonisch (040 - 42 90 85 07) oder per Mail mit den Projektverantwortlichen in Verbindung setzen.

Lange Warteliste

Ursula Smischliaew sieht ihren Optimismus für das Schulprojekt mehr als bestätigt: „Wenn wir nach unserer Warteliste gehen würden, müsste die ‚Flachsland Zukunftsschule' doppelt so groß sein: Mehr als 100 Kinder sind auf der Warteliste, aber wir können im ersten Schuljahr nur 40 aufnehmen."

Wissenschaftlicher Beirat

Die Verzahnung von Praxis und Wissenschaft ist für das Projekt, das aus der Arbeit in den Kitas von „Kinderwelt Hamburg" entstanden ist, ein wichtiges Anliegen. Dafür gibt es unter anderem einen wissenschaftlichen Beirat der Flachsland Zukunftsschule. Er setzt sich zusammen aus Vertretern unterschiedlicher Disziplinen, die jeweils für inhaltliche Schwerpunkte des Bildungskonzeptes der Zukunftsschule zuständig sind: Grundschulpädagogik, Frühkindliche Bildung, Fremdsprachendidaktik, Physik und Naturwissenschaften, Partizipation, geschlechtsbewusste Pädagogik, Kunst- und Kulturpädagogik, außerschulische Kinder- und Jugendarbeit, Chancengleichheit - insgesamt acht Wissenschaftler von Hochschulen aus ganz Deutschland haben bereits ihre Mitarbeit zugesagt. Am 14. Februar 2009 trafen sich die Experten zum ersten Mal in Hamburg und legten die Aufgaben sowie Formen der Zusammenarbeit fest. Ziel des Beirats ist es, die Zukunftsschule in ihrer Umsetzung und Weiterentwicklung fachlich zu begleiten und zu beraten.

Sybille Arendt