Skeptische Köpfe im Gespräch: Sebastian Schnelle

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Sebastian Schnelle
Sebastian Schnelle

Vom 29. bis 31. Mai findet in Regensburg die "SkepKon", die Jahreskonferenz der Skeptikerorganisation GWUP, statt. Aus diesem Anlass stellt der hpd jede Woche einen Referenten und sein Thema im Interview vor. Heute: Sebastian Schnelle.

Sebastian Schnelle ist promovierter Philosoph und betreibt den Podcast vorpolitisch, in dem er sich mit gesellschaftspolitischen Fragen der Gegenwart beschäftigt und mit Gästen vor allem aus Wissenschaft und Forschung spricht. Auf der "SkepKon" widmet er sich am Freitag, 30. Mai einer aktuellen Erscheinungsform rechter Ideologie.

hpd: Worum geht es im Vortrag?

Sebastian Schnelle: Es geht um die sogenannte Neoreaktion, Elon Musk und beeinflusste Medien. Die Neoreaktion ist eine Ideologie, der sich einige der Tech-Bros aus dem Silicon Valley zugewandt haben, und die okkultes Denken, Zukunftsgläubigkeit und Tradition auf ziemlich bizarre Art und Weise mischt. Sie wäre keiner weiteren Betrachtung wert, würden nicht einige ihrer Anhänger jetzt in den USA an den Schalthebeln der Macht sitzen. Einer davon besitzt inzwischen auch den wichtigsten Kurznachrichtendienst der Welt, was die Frage aufwirft, ob und wie er diesen manipuliert.

Wie sind Sie dazu gekommen, sich mit diesem Thema zu befassen?

Als Philosoph beschäftige ich mich seit über 20 Jahren mit Ideologien, und es kommt nicht oft vor, dass eine neue Ideologie auftaucht und erklärt werden will (lacht). Denn was wir in der Neoreaktion sehen, ist nicht einfach nur "Techno-Libertarismus", wie manche behaupten, sondern etwas Eigenes. Gleichzeitig sehen wir, dass die Abneigung gegen Musk & Co. Menschen auch dazu verführt, Verschwörungen zu wittern, wo höchstwahrscheinlich keine sind. Die Tatsache, dass ich auch studierter Physiker bin und mich beruflich mit Algorithmen beschäftige, macht das Feld ziemlich faszinierend.

Worin liegt die gesellschaftliche Relevanz Ihres Vortragsthemas?

Die Relevanz der Ideologie von Menschen, die in den USA das Weltgeschehen beeinflussen, dürfte auf der Hand liegen. Die Vorstellungen, die dort herrschen, sind wirklich düster, undemokratisch und besorgniserregend. Darüber möchte ich aufklären. Der zweite Teil ist aber auch wichtig. Aus Sorge dürfen wir uns nicht zu panischen Gegenreaktionen verleiten lassen, sondern müssen weiterhin sorgfältig prüfen, was an Gerüchten dran ist und was nicht. Da herrscht mir oft zu viel Herdentrieb.

Haben Sie eine "Aufregerthese" parat, für die Sie im Vortrag argumentieren werden?

Ich weiß nicht, ob die These zum Aufreger taugt, aber ich werde die These vertreten, dass, entgegen anderslautenden Berichten, keine Belege für eine algorithmische Beeinflussung der Meinung auf X (früher: Twitter) vorliegen.

In welchen Punkten sind Sie sich selbst noch unsicher?

Ob Musk den X-Algorithmus nun tatsächlich politisch manipulieren lässt oder nicht. Meine These ist, dass es dafür keine Belege gibt. Aber die Abwesenheit von Beweisen ist noch nicht der Beweis der Abwesenheit. Es könnte also sein. Erfahren werden wir es wohl erst in ein paar Jahren, wenn überhaupt.

Welche Hauptbotschaft sollten Besucher der "SkepKon" aus Ihrem Vortrag mitnehmen?

Das erfahren sie, wenn sie den Vortrag gehört haben. Bis dahin gilt: skeptisch bleiben.

Hier finden Sie Infos zur SkepKon 2025 und können Tickets bestellen.

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