OSLO. (hpd) Bei der Eröffnung des achtzehnten Welthumanistenkongress wurde die Bedeutung von Perspektiven betont, die verbindende Ideen und Handlungen fördern. Auf diese sollte in schwierigen Zeiten ein Schwerpunkt gelegt werden. Die Gesellschaft dürfe sich angesichts von Bedrohungen nicht spalten lassen. So lautet ein Tenor in den Eröffnungsreden.
Die Erschütterung nach den Anschlägen von Andreas Behring Breivik in Oslo und auf der Insel Utøya hat auch die Reden beim Treffen der knapp 450 Teilnehmer zum WHC 2011 in der norwegischen Hauptstadt geprägt.
Åse Kleveland, die Präsidentin der Norwegischen Humanistischen Vereinigung, erinnerte in ihrer Ansprache zur Eröffnung des Kongresses daran, dass gerade rund drei Wochen vergangen sind, nachdem auch die Fenster des Kongresszentrums von einem Schlag der Gewalt erschüttert wurden. „Es war kein Unwetter, obwohl der Himmel an diesem Tag dunkel war“, so Kleveland. Sie erinnerte an eine Explosion aus Terror, Hass und Gewalt. Norwegen sei eigentlich eine „relative ruhige Ecke Europas“. Doch weder Al-Kaida noch Gadaffi waren die Urheber, sondern ein junger, blonder und athletischer Norweger, der im Namen Christi über Leben und Tod bestimmen wollte. Die nach dem Anschlag schlagartig lautgewordenen Verdächtigungen hatten sich als falsch herausgestellt, erinnerte Kleveland.
Während des Empfangs der Teilnehmer des Kongresses am Freitagabend wurde außerdem gesagt, die Anschläge im Juli hätten Entmutigungen in den Zusammenhalt gebracht. Dieser sei in Norwegen und seiner Hauptstadt zuvor von Christen, Atheisten, Muslimen, Juden und vielen anderen gesichert worden.
Die auf dem Kongress versammelten Menschen stellten viele Facetten von Humanismus dar, meinte Kleveland in ihrer Begrüßung weiter. Sie stünden auf dem gemeinsamen Fundament, welches die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen darstellt. „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen“, rief Kleveland den Teilnehmern den Wortlaut des ersten Artikels erneut ins Gedächtnis. Die Stärkung von Humanismus als Lebenshaltung wäre heute wichtiger als jemals zuvor und verlange Kontakt und Zusammenarbeit zwischen den Humanisten auf der Welt. Daher sei die Anwesenheit der vielen Besucher ein außerordentlich großer Grund zur Freude, machte Kleveland deutlich.
Das Grußwort von Haakon von Norwegen, Thronfolger in der konstitutionellen Monarchie des Landes, zielte in die gleiche Richtung. „Die Betonung dessen, was uns eint, ist das, was wirklich nötig ist“, sagte er. Nach den Anschlägen sei er stolz auf die norwegische Nation, welche geschlossen und gewillt war, die freie und offene Gesellschaft zu verteidigen. Denn auch darüber hinaus gebe es auf dem Planeten viele Bedrohungen. Dürren, der Klimawandel, die wachsende Verbreitung von Waffen, Armut und kulturelle Spannungen könnten alle jeweils und gemeinsam zu Konflikten und Spaltung führen. Haakon von Norwegen erinnerte deshalb daran, dass die Welt von Vertrauen zwischen Individuen, Organisationen und Nationen abhängig ist.
Die Ziele der Humanistinnen und Humanistinnen, dass jeder Mensch ein Leben im Schutz der Menschenrechte und in Würde zu verbringen in der Lage sein sollte, nannte er eine „kühne Vision“. Diese Vision könne unabhängig von Spiritualität und Religion geteilt werden. Sie sei zudem eine Herausforderung, der jedermann an jedem Tag begegnet. Dabei ist es möglich, Haltungen und Handlungen eher auf das Verbindende als das Trennende zu gründen, erklärte er schließlich.
Arik Platzek (aus Oslo)