„Zeigen, dass ein Respekt wie hier möglich ist“

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Sonja Eggerickx in der Stadthalle Oslos / Foto: Arik Platzek

OSLO. (hpd) Sonja Eggerickx, IHEU-Präsidentin, hat bei einem Empfang der Gäste des Welthumanistentreffens in der Stadthalle von Oslo der Förderung der humanistischen Bewegung des Landes durch Staat und Regierung in Norwegen Anerkennung ausgedrückt.

 

Eggerickx drückte vor den rund 200 Gästen des Empfangs am Freitagabend ihre Anerkennung für das in Norwegen praktizierte Modell aus, mit dem als Alternative zur lutherischen Staatskirche bestehende Organisationen ebenfalls von staatlichen Zuschüssen profitieren. Das sieht sie als eine maßgebliche Ursache für das Wachstum und die Größe des Humanistischen Verband Norwegens.

Zugleich machte Eggerickx ihre Wertschätzung dafür deutlich, dass Humanistinnen und Humanisten dort als respektierter Teil der Gesellschaft von deren Vertretern und Führungspersönlichkeiten in Diskussionen und Entwicklungen um die gemeinsame Weiterentwicklung in der Gesellschaft mit einbezogen werden. Im knapp fünf Millionen Einwohner zählenden Staat sind etwa 78.000 Menschen im Humanistischen Verband organisiert. Die nach dem Christentum zahlenmäßig größte und zugleich am schnellsten wachsende Konfessionsgruppe sind jedoch die Muslime.

Die Lage sei heute aber nicht überall auf der Welt so komfortabel wie in Norwegen, weder für Humanistinnen und Humanisten noch für Inhaber anderer Weltanschauungen. In vielen Ländern werden Menschen aufgrund ihres Gewissens verfolgt und benachteiligt, stellte die IHEU-Präsidentin erneut fest. Ein Zweck des Treffens wäre daher auch, die Situation der Norweger als Motivation zu betrachten. „Wir wollen die Möglichkeit zeigen, dass dort ebenfalls möglich ist, so respektiertzu werden wie hier “, sagte sie.

Humanistinnen und Humanisten wollen offensichtlich ihren Beitrag leisten, damit die Gesellschaft in Norwegen sich friedlich, in Freiheit und in gerechtem Wohlstand entwickeln kann, so Eggerickx auf Nachfrage weiter. Dass es in Norwegen eine lutherisch-evangelische Staatskirche gibt, sei aus ihrer Sicht eine der guten Gründe für die Stärke der humanistischen Organisationen. Wer etwa nicht eine religiöse Konfirmation wolle, würde als Alternative die Angebote des Humanistischen Verbands Norwegen annehmen. So gewinne die Organisation viel Bekanntheit und neue Interessenten für die Angebote um Zeremonien und anderes, meinte Eggerickx.

Zudem war das Christentum in Norwegen traditionell offen und liberal, ergänzte sie. Sonja Eggerickx bedauert aber, dass sich das zu ändern scheint. Denn die Mitgliederzahlen der lutherischen und anderer Kirchen werden auch von starken Zuzugsbewegungen von Christen aus anderen Ländern beeinflusst. Heute sei auch immer öfter in den Städten ein evangelikales Christentum zu beobachten, von dem die gewohnte Offenheit weniger zu erwarten ist.

Arik Platzek (aus Oslo)