Historische Bibelseiten online

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Ein Fragment des Manuskripts

LONDON. (bbc/hpd) Etwa 800 Seiten der ältesten erhaltenen christlichen Bibel sind wiederhergestellt und im Internet veröffentlicht worden. Nach Meinung von Experten eröffnet diese Restauration neue Möglichkeiten für Gelehrte.

Fragmente des Dokuments aus dem 4. Jahrhundert – in griechischer Sprache auf Pergamentpapier geschrieben – wurden von britischen, deutschen, ägyptischen und russischen Institutionen aufbereitet.

„Dieses 1600 Jahre alte Dokument liefert ein ‚Fenster’ in die Entwicklung des frühen Christentums und ist ein Beleg aus erster Hand, wie der Bibeltext von Generation zu Generation übermittelt wurde“, sagt Dr. Scot McKendrick von der British Library.

Die Originalversion enthielt etwa 1460 Seiten mit den Maßen 40 x 35 cm.

1500 Jahre lang lag der Codex Sinaiticus ungestört in einem Kloster in Sinai, bis er 1844 gefunden und unter Ägypten, Russland, Deutschland und Großbritannien aufgeteilt wurde.

Für jene, die meinen, die Bibel sei das unfehlbare, unveränderte Wort Gottes, wird es einige unbequeme Fragen zu beantworten geben. Es zeigt, dass es Tausende Änderungen im Vergleich zur heutigen Bibel gab.

Der Codex, wahrscheinlich die älteste Bibel, die wir haben, enthält außerdem Bücher, die in der autorisierten Fassung fehlen, mit der die meisten Christen vertraut sind. Und er enthält keine entscheidenden Verse, die sich auf die Wiederauferstehung beziehen.

Antisemitische Schriften

Zunächst enthält der Codex im Neuen Testament zwei zusätzliche Bücher. Eines ist das wenig bekannte Buch Schäfer von Hermas, im 2. Jahrhundert in Rom verfasst. Das andere ist der Brief von Barnabas. Letzterer betont, es seien die Juden, nicht die Römer gewesen, die Jesus töteten und ist voll mit antisemitischem Zündstoff, bereit zum Anzünden. „Sein Blut sei an uns“, lässt Barnabas die Juden schreien.

Wäre dies in folgenden Versionen erhalten geblieben, „wäre das Leiden der Juden in den darauf folgenden Jahrhunderten möglicherweise noch schlimmer gewesen“, sagt der angesehene Gelehrte für das Neue Testament, Professor Bart Ehrman.

Und obwohl viele der anderen Veränderungen und Unterschiede gering sind, könnten sie dennoch einer Erklärung für jene bedürfen, die glauben, jedes Wort käme von Gott.
Wenn man unterschiedliche Texte vor sich hat: Welcher ist der wahrlich authentische?

Ehrman war ein wiedergeborener, bibeltreuer Evangelikaler, bis er die originalen griechischen Texte las und einige Diskrepanzen entdeckte.

Die Bibel, die wir nun nutzen, kann, so Ehrman, nicht das unfehlbare Wort Gottes sein. Denn was wir haben, sind die gelegentlich verwechselten Worte, die von fehlbaren Schreibern kopiert wurden. „Wenn Leute mich fragen, ob die Bibel das Wort Gottes ist, frage ich: ‚Welche Bibel?’“

Der Codex – und andere frühe Manuskripte – lassen die Erwähnung der Himmelfahrt Jesus aus, wie auch Bezüge zur Auferstehung, welche laut dem Erzbischof von Canterbury essentiell für den christlichen Glauben sind.

Weitere Unterschiede beziehen sich darauf, wie Jesus handelte. In einem Abschnitt des Codex heißt es, Jesus sei „wütend“, als er einen Leprakranken heilt, während der moderne Text aussagt, er heile mit „Barmherzigkeit“.

Des Weiteren fehlt die Geschichte der Frau, die wegen Ehebruchs festgenommen wird und gesteinigt werden soll – bis Jesus die Pharisäer (eine jüdische Sekte) tadelt und jene einlädt, den ersten Stein zu werfen, die ohne Sünde seien.

Außerdem gibt es am Kreuz keine Worte des Vergebens. Jesus spricht nicht: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

Übersetzung: Fiona Lorenz

Die akribische Arbeit der Institutionen kann nun auf einer Internetseite eingesehen werden.

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