Integration durch Ghettoisierung?

Omar Ibn Al Khattab Moschee

Es wird ein prachtvoller Bau, die Omar-Ibn-Al-Khattab-Moschee, das Mashari-Center des Islamischen Vereins für wohltätige Projekte (IVWP). Eine Mischung aus Kulturzentrum, Sakralbau und Dienstleistungen sowie Ladengeschäften. Noch sind die Wände teilweise verhängt, die Treppenaufgänge versperrt, zwei Stukkateure aus Marokko arbeiten im Eingangsbereich an ornamentalen Kompositionen, die sie aus dem frischen Gips herausschneiden. Offiziell ist die Moschee nicht am Tag der Offenen Moscheen beteiligt, aber die Anwesenden ertragen die Besucher wachsam.

 

Auch wenn bei Wikipedia steht, dass der Bau bereits 2008 vollendet wurde, ist er erst jetzt in der Endphase und wird voraussichtlich im Dezember dieses Jahres vollendet oder je nachdem wie der Spendeneingang verlaufe. Woher der kleine Verein, der sich an der 'Habaschi-Glaubensrichtung' oientiert, einer muslimischen Religionsgemeinschaft im Libanon, die 10 Millionen aufbringt, die der Bau kosten soll, weiß so recht niemand. Die Interseite des Vereins ist ein nichtssagendes Standbild. Bekannt ist allerdings, dass die Vereinsmitglieder sehr aktiv im Spendensammeln sind und das an allen ‚möglichen und unmöglichen’ Stellen tun.

Die Vorbehalte der Sunniten aus der Merkez-Moschee beruhen auch darauf, dass arabisch-stämmige Migranten den Großteil dieser Glaubensgemeinschaft ausmachen und insofern dort auch arabisch gesprochen wird. Jedoch, egal wen man auf welcher Seite auf diese Vorbehalte anspricht, an diesem Tag betonen alle perfekt, solidarisch die große Gemeinsamkeit aller Muslime und nun, naja, da gäbe es zwar ein paar kleine Unterschiede, aber schließlich sei ja alles bei Allah. Der Hinweis, dass im Irak zwischen den Sunniten und den Schiiten Kämpfe ausgetragen würden, wird als westliche Propaganda abgelehnt. Das sei die Mafia, die sich religiöse Unterschiede als Vorwand zunutze mache.

Die allgemeine Auskunft am Anlaufpunkt für Besucher im Erdgeschoss ist sehr freundlich und es wird auf eine Orientierungstafel neben den Aufzügen verwiesen. Das Haus hat acht Stockwerke plus Dachgeschoss. Im Keller wird es eine Fleischerei geben, eine Tiefgarage, die per Lastenaufzug erreicht wird, und den Raum der Männer-Teilwaschung. Im Erdgeschoss den großen Gebetssaal, einen Juwelier, einen Laden für Eis und Süßwaren, einen Frisör. Im ersten und zweiten Stock zwei Gebetsgalerien, im dritten Stock eine Boutique, einen Lebensmittelladen, eine Buchhandlung und ein Reisebüro, ein Behinderten-WC und die Damen-Teilwaschung. Im vierten Stock befindet sich ein Veranstaltungssaal, im fünften ein Kindergarten und Büros, im sechsten ebenfalls Büros. „Wir haben hier mehr Kameras, als in einer Bank!“

Warum wohl, frage ich mich, und ein Aspekt wird deutlich, als ich dem Schild „Textilverkauf und Geschenkartikel“ in die Kellerräume folgen will und drei Männer mir panikartig am Anfang der Treppenstufen den Weg versperren: „Das ist nur für Frauen!“ Auf Nachfrage befürchten sie, dass sich eine der Frauen vielleicht zur Anprobe teilweise entblößen könnte. Auch das Fotografieren der Kollegin wird verboten. Wir gehen.

Auf die Frage, wo die Gemeinde denn bisher ihre Räume habe, wird uns eine Adresse genannt, die nur ein paar Häuser entfernt ist. Am Hofeingang ist kein Hinweisschild zu finden. An dem hinterem Quergebäude des Innenhofes ist dann das gelbe Schild unten an der Hauswand zu erkennen: Islamisches Zentrum Omar Ibn Al Khattab, 3. Stock. Durch ein typisches, enges, angeschmuddeltes Treppenhaus im Hinterhaus geht es die Treppenstufen hinauf und krasser könnte der Unterschied zum Neubau nicht sein.

Eine dunkler Flur, an dessen entferntem Ende der Eingangsbereich des Lebensmittelgeschäfts zu sehen ist, dass natürlich geöffnet hat – es ist ein Feiertag -, rechts der Gebetsraum, der mit einfachen Teppichboden ausgelegt ist, auf dem einzelne Teppiche aufgelegt sind, wobei der hintere Raumbereich, der Bereich der Frauen, mit einem provisorisch geknoteten, schief hängenden langen Tuch in drittel Höhe optisch abgetrennt ist. Die Aussage: „Wir wollen eine positive Rolle in dieser Gesellschaft spielen. Wir wollen für die Jugend da sein. Nicht im Hinterhof, sondern sichtbar“, bekommt einen weiteren Inhalt.