Religiöse Rechte – Notizen Dezember 2010

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US-Flag / Foto: Andreas Church (morguefile)

USA. (hpd) Vor wenigen Tagen ist das erste Mal seit den Wahlen im November der US-Kongress zusammengetreten. Im November wurden die Karten neu verteilt, da die Republikaner künftig weit mehr Posten in Washington (und den Bundesstaaten) bekleiden werden. Dabei wurden auch antisemitische Töne angeschlagen, was erneut beweist, dass die Christliche Rechte trotz ihrer Unterstüzung für Israel den Juden feindselig gegenübersteht.

Nach den Midterm-Elections 2010 entfachte sich in Texas eine Kontroverse darüber, wer künftig in dem Bundesstaat als Sprecher (Präsident) des Abgeordnetenhauses amtieren solle. Seit den Wahlen im Jahr 2008 hatte der jüdische Republikaner Joe Straus dieses Amt bekleidet. Er galt jedoch bereits bei seinem Amtsantritt als Speaker of the House vielen konservativeren Republikanern als zu liberal. Straus' Sieg über seinen Mitbewerber Tom Craddick war vom einflussreichen Baptistenpastor Rick Scarborough als „Putsch“ bezeichnet worden. Durch den jüngsten konservativen Zugewinn, der aus der Unzufriedenheit der Wähler mit der Regierung Obamas resultiert, sahen sich Vertreter der Christlichen Rechten gestärkt, einen weniger liberalen Politiker als Speaker vorzuschlagen.

Mike Huckabee sprach sich für den Politiker Ken Paxton als Nachfolger Straus' aus. Pastor David Barton, der es bis zum Vizepräsidenten der texanischen Republikaner brachte, und laut TIME zu den 25 einflussreichsten Evangelikalen gehört, schloss sich einem Aufruf mehrerer konservativer Organisationen für einen neuen Speaker an. Dabei überschneiden sich jedoch politische mit religiösen Argumenten. In der Folgezeit gingen mehrere anonyme E-Mails mit antisemitischem Unterton bei Politikern ein, die sich über Joe Straus beklagten. Der konservative Aktivist Peter Morrison schrieb in seinem Newsletter, dass Straus' Rabbi Mitglied der Organisation Planned Parenthood sei, die sich für Abtreibung einsetzt und er daher Widerstand von Christen und wahren Konservativen erfahre. Das Mitglied im Parteivorstand der texanischen Republikaner, John Cook akzeptiert anscheinend keine Juden in höheren Staatsämtern. In einer geleakten E-Mail heißt es:
„Wir haben ein Parlament mit christlich-konservativen Werten gewählt. Nun wollen
wir, dass ein konservativer wahrer Christ es leitet.“
(Quelle)

Bill Donohue und der neue Sprecher der Repräsentantenhauses John Boehner sprachen sich in diesem Monat gegen eine Ausstellung im Smithsonian in Washington aus. Beide Katholiken stießen sich an einem Beitrag des an AIDS verstorbenen Künstlers David Wojnarowicz. Donohue beschimpfte die Ausstellung als „anti-christlich“, worauf das Museum einknickte und den Beitrag entfernte. (Quelle)

Ein weiteres Beispiel für die enge Verbindung von Kirche und Politik in den USA: Katie, die Tochter von Al Mohler, Präsident der theologischen Seminars der Southern Baptist Convention, wird künftig Mitch McConnell, Fraktionsvorsitzender der Republikaner im Senat, als parlamentarische Mitarbeiterin unterstützen. (Quelle)

Im neuen Kongress wird der Abgeordnete John Shimkus dem Ausschuss für Umwelt und Wirtschaft vorstehen. Im vergangenen Monat hatte er den Klimawandel geleugnet, da Gott nach der Sintflut angeblich keine weiteren Strafen für die gesamte Menschheit plane. (Quelle)

Bryan Fischer warf den Demokraten vor, die Partei der „Atheisten, Heiden und säkularen Fundamentalisten“ zu sein. Schön wärs, zwar sind sie gemessen an den Republikanern nicht ganz so kirchennah und dulden auch einige Atheisten, doch sind die Demokraten unter dem Strich wohl als kirchennäher als die CDU einzuordnen. Ein Atheist, der im November für die Demokraten ins Parlament einziehen wollte, erhielt nur schleppende Unterstützung aus der eigenen Partei. (Quelle)

 

Außerdem kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen der Christlichen Rechten und dem Southern Poverty Law Center, einer Bürgerrechtsbewegung, die hauptsächlich im Süden der USA tätig ist. Seit etwa 40 Jahren kämpft das SPLC gegen hate-groups, was zuerst rassistische Gruppierungen wie beispielsweise den Ku-Klux-Klan einschloss. In der jüngsten Zeit werden jedoch immer häufiger auch Gruppen, die Hass gegen Schwule verbreiten als bedenklich eingestuft. Seit kurzem wird auch das Family Research Council ebenso wie die Amerifan Family Association als „hate group“ gelistet. (Quelle)

Peter LaBarbera, der selbst für einige Zeit dem FRC angehörte, und seitdem die „Americans for Truth about Homosexuality“ leitet, sieht die Klassifizierung eher als Gütesiegel an. Wer es nicht bis auf die Liste schafft, hat sich eben nicht genug angestrengt. (Quelle)

Mike Huckabee, ehemaliger Gouverneur von Arkansas und Liebling der Christlichen Rechten lehnt die Einstufung als „hate group“ ab. Denn sie würde auch auf 60% der amerikanischen Bevölkerung zutreffen, die die Homo-Ehe ablehnen. (Quelle)

Steven Anderson, dessen (vergleichsweise kleine) Faithful Word Baptist Church ebenfalls als „hate group“ eingestuft wurde, ist wenigstens ehrlich. Auf Nachfrage bestätigte er, dass er Homosexuelle tatsächlich hasst und die Klassifizierung absolut richtig findet. Im Interview bestätigt er, dass er sogar ihre Hinrichtung für richtig hält. (Quelle1) (Quelle2)

Dass die Liste der hate groups ihre Berechtigung hat, stellten mehrere Vertreter der Christlichen Rechten unter Beweis, da Barack Obama die erforderliche Parlamentsmehrheit für die Abschaffung der „Don't ask, don't tell“-Doktrin erreichte, also künftig auch offen Homosexuelle im Militär dienen lassen will.

Richard Land von der SBC schrieb in einem offenen Brief, dass Amerika mit dieser Entscheidung Gottes Urteil heraufbeschwöre und das Family Research Council stimmte ihm zu, da Amerika nun nicht besser als Sodom und Gomorrah sei. Bryan Fischer schrieb, dass Historiker einst diesen Tag als den ansehen werden, der Amerikas Niedergang besiegelte. Bislang hätten nur Länder Homosexuelle dienen lassen, die sich auf den großen Verbündeten USA verlassen konnte. Wenn dieser wegfällt werde es zu verheerenden Konsequenzen kommen. Ähnlich wie Fischer äußerte sich auch der baptistische Republikaner Louie Gohmert. (Quelle1) (Quelle2) (Quelle3) (Quelle4)

Tony Perkins, Präsident des FRC schrieb, dass die Parlamentarier durch die Abschaffung von DADT nun „Blut an ihren Händen“ tragen. In einer Stellungnahme der AFA hieß es weiterhin, dass Staaten wie Iran, Nordkorea und China keine Homosexuellen in den Streitkräften dienen lassen. Da die USA weltweit als christliches Land angesehen werden, werde sich die Christenverfolgung in besagten Staaten intensivieren. (Quelle1) (Quelle2)

 

Abseits der Debatte über Homosexuelle in den Streitkräften, teilte Bryan Fischer erneut gegen Schwule aus. Der Pornodarsteller Derrick Burts, der sich beim Dreh mit HIV infizierte, ist für ihn ein Paradebeispiel, warum gleichgeschlechtlicher Sex unter Strafe stehen sollte. Zuvor hatte Fischer gefordert, Homosexuellenverbände die AIDS-Forschung bezahlen zu lassen. Schließlich hätten auch Tabakfirmen Schadensersatzzahlungen leisten müssen. (Quelle1) (Quelle2)

Wie jedes Jahr im Dezember sprach die Christlich Rechte auch diesmal von einem „Kampf gegen Weihnachten“. Alljährlich wird vor den Feinden des Christentums gewarnt, die versuchen, die Geburt Jesu vergessen zu machen. Das sind wahlweise Kapitalisten, Atheisten, Juden oder zu liberale Christen.

Eine Plakatkampagne der American Atheists wurde von der Christlichen Rechten aufs Korn genommen. Die Atheisten seien feige, weil sie Judentum und Islam nicht kritisierten, sie würden die historische Wahrheit vom Wirken Jesu, die sich in vielen erfüllten Prophezeiungen gezeigt hat nicht anerkennen und einen nihilistischen Zusammenbruch herbeiführen. (Quelle)

Das ist jedoch nichts im Vergleich zur christlichen Miliz Repent Amarillo. Sie stellte den Weihnachtsmann im Youtube-Video vor ein Erschiessungskommando, um klarzumachen, dass es beim Weihnachtsfest nur um Jesus und nicht um Geschenke geht. (Quelle)

Redaktion und Übersetzungen: Lukas Mihr