RHEINLAND. (hpd) Ein Gespenst geht um am Niederrhein - Das Gespenst der Wallfahrtsorte!
Eine Betrachtung zum Boom
der Wallfahrtsorte. im Zusammenhang mit der Seligsprechung von Mutter Josefa.
Der Niederrhein, das ist die Landschaft am Unterlauf des Rheins, die im Osten des Kreises Kleve an das Gebiet der Niederlande reicht. Die Landschaft ist geprägt von schnurgerade verlaufenden Strassen, deren Alleencharakter an vielen Stellen bis heute erhalten geblieben ist. Links und rechts der Strassen fallen dem Besucher Kopfweiden, kleine Seen und große Waldgebiete auf, die zur Erholung geradezu einladen.
Der Tourismus setzt auf das flache Land und ist immer erfolgreicher beim Anlocken von Besuchern aus Deutschland und von außerhalb. Viele Urlauber kommen auch wegen der Geschichte, die am Niederrhein unter anderem sehr stark durch die römische Herrschaft geprägt wurde. Spuren davon lassen sich bis heute, zum Beispiel in Xanten, verfolgen.
Fährt man durch die flache Landschaft, die nur an einigen Stellen von Hügeln (den Endmoränen der letzten Eiszeit) unterbrochen wird, erkennt man die Dörfer und Städte des Niederrheins bereits von weitem an den in den Himmel ragenden Kirchtürmen. Und Kirchtürme sind hoch im vorwiegend katholisch geprägten Land zwischen Rhein und Maas.
Der Kreis Kleve gehört zum Bistum Münster, von dem aus die rund 200.000 'Schafe' des Kreisdekanates verwaltet und gehütet werden. Bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 300.000 Menschen ist dieser Kreis ein Beispiel für den hohen Anteil von Katholiken am westlichen Niederrhein. Lediglich mit dem Gehorsam der 'Schafe' ist es nicht gut bestellt, denn mit den Zahlen der Gottesdienstbesucher geht es auch hier ständig bergab. Ein paar der Kirchen wie die St.-Adelheid-Kirche in Geldern sollen gar abgerissen werden.
Die katholische Beamtenherrschaft ist jedoch beileibe nicht auf den Kopf oder besser den auf Heiligenschein gefallen. Gibt es heute immer weniger Kniefällige am Ort, dann muss man sich etwas einfallen lassen, um die Gotteshäuser wenigstens von Zeit zu Zeit der gähnenden Leere zu entreißen. Das Zauberwort oder besser Marketinginstrument, dies zu erreichen, heißt Wallfahrtsort!
Wallfahrtsindustrie floriert
Selige und Heilige werden wie am Fließband produziert und ins rechte (Rampen)-licht gerückt. Vorbilder für den Glauben sollen diese ausnahmslos schon etwas länger toten Menschen sein. In Wahrheit müssen diese, zu Götzenbildern gemachten, Menschen Publikum in die verwaisten Kirchen bringen und – und was noch elementarer ist – Geld in die Kirchenkassen und Gemeindesäckel spülen.
Im Kreis Kleve gelingt das seit Jahren dem Wallfahrtsort Kevelaer. Dort funktioniert die Wallfahrtsindustrie in Perfektion. Der Vetternwirtschaft von Staat und Kirche ist in diesem Städtchen zur Hochform aufgelaufen.
Doch auch Kevelaer bleibt von seriöser Forschung nicht unverschont. Ein Glück für alle, die noch denken. (Siehe: Streit um die Geschichte der Ursprungsmirakel unter dem Punkt „Kevelaer" auf dieser Website.) Die Wächter der Wallfahrt lehnen den fairen und wissenschaftlichen Streit mit der Begründung ab: „Das Wallfahrtsgeschehen hatte sich längst durch kirchlich anerkannte unerklärliche Heilungen und mannigfachen Trost am Ort der Trösterin der Betrübten verselbstständigt." Aber was soll`s, die Pilger kurbeln die Wirtschaft Kevalaers kräftig an. Damit fordern sie den Neid und die – auch den katholischen Zeitgenossen nicht unbekannte – Missgunst der heraus.
Was tun sprach Zeus? Oder war` s der Stadtrat von Goch? Korrekt muss es heißen Wallfahrtsort Goch. Denn die Stadtväter haben Arnold Janssen als Wirtschaftsfaktor entdeckt. Janssen, der die Steyler Mission
mit dem Motto: „Zunächst heilen, dann belehren und erst dann taufen." gründete, bereichert mehr als das religiöse Leben dieser Stadt. Man weiß sogar wie viel ein Heiliger oder Seliger so einbringt. Goch ist scharf auf die Pilger und die 17 €, die ein jeder in etwa während der Wall - Farce in der Stadt lässt.
Es verwundert, dass die niederrheinische Gemeinde Rees noch kein Wallfahrtsort ist. Dort erblickte Karl Leisner am 28.02.1915 das Licht der Welt. 1996 wurde er selig gesprochen. Auch Kleve könnte mit diesem Namen Geld machen, irgendwann hat er diese Stadt gestreift. Ob alles so seine Richtigkeit mit dem Schaffen der katholischen Leitbilder hat, interessiert die Gläubigen nicht und die Nutznießer verdrehen da schon mal den einen oder anderen Fakt.
Demut, Demut und noch einmal Demut
Doch nun könnte die Stunde der Gemeinde Issum gekommen sein. Das wird eventuell „Ein schöner Tag" für die Gemeinde, die durch die Brauerei Diebels in Biertrinkerkreisen bekannt sein dürfte. Und vielleicht lässt sich im Nachhinein noch gutes Geld verdienen. Am 29. Juni 2008 wurde die aus Issum stammende Hendrina Stenmanns später „Mutter Josefa" selig gesprochen. Die Feier findet symbolträchtig im Holländischen Steyl statt. Die Vita der postum Geehrten ist nichts Außergewöhnliches und entspricht im Großen und Ganzen dem, was die Katholische Kirche von ihren 'Schafen' verlangt: Demut, Demut und noch einmal Demut und schuften für die Missionierung. So und nicht anders kommt man zu derartigen Ehren. Und das durch diese Frau „vollbrachte" Wunder ist nun auch anerkannt. Der Prozess dauert nur 57 Jahre! Zum Vergleich: Der Prozess gegen Galilei nahm 350 Jahre in Anspruch, und endete mit einer halbherzigen Entschuldigung. Man weiß in den katholischen Machtzentralen sehr wohl, wie man mit Leuten zu verfahren hat, die denken statt glauben.
Aufgebot an Heiligkeit
Für die Seligsprechungsfeier hat man einiges an geballter Heiligkeit aufgeboten: Bischof Frans Wiertz aus Roermond und der Delegat des Papstes José Kardinal Saraiva Martins zelebrierten das Hochamt.
Gleich, wie man zum Personenkult der katholischen Kirche steht. Eines ist auffällig. Wer in dieser Hierarchie aus dem Einheitsbrei von Gläubigen und Heuchlern herauszuragen will, der muss einen Wertegang nachweisen können, der mit einer Kriechspur vergleichbar ist.
In den kommenden Tagen gibt es weitere Feiern in Issum und auch in Kevelaer wird man der Frau mit dem Schleier gedenken. Viele Menschen werden es nicht sein, denn dazu müssten diese in eine der Kirchen gehen und das sind nun mal nicht viel mehr als knapp 15% der Katholiken. Da beißt auch die Kirchenmaus keinen Faden ab.
Thomas Häntsch