Grüner Oberbürgermeister auf religiösen Abwegen

Opfer suchen Hilfe

Seit etwa 15 Jahren organisieren sich ehemalige NAK-Mitglieder, darunter auch immer mehr Jugendliche, die in NAK-Familien aufgewachsen sind, in bundesweiten Selbsthilfegruppen.

Die Zahl derer, die verzweifelt und verängstigt bei Beratungsstellen nach Hilfe suchen, ist ab Mitte der neunziger Jahre sprunghaft gestiegen. Nach Ansicht vieler Experten versteckt sich hinter der in der Öffentlichkeit als harmlos auftretenden Freikirche eine christliche Organisation mit sektoidem Charakter. Hinter der frommen Fassade herrschen Psychodruck, autoritäre Strukturen und ein ausgeprägter Führerkult.

Die NAK unter dem Hakenkreuz

Doch davon wollen die NAK-Oberen nichts wissen. Genauso wenig stellen sie sich ihrer braunen Vergangenheit. Zehn von dreizehn deutschen NAK-Aposteln waren damals in der NSDAP. Andere NAK-ler rühmten sich, schon 1922 dabei gewesen zu sein.

Briefe wurden ab 1933 mit „Heil Hitler“ unterschrieben, die NS-Führer mit Ergebenheitsadressen eingedeckt. Die NAK-Zeitschrift „Unsere Familie“ verbreitete in jeder Ausgabe NS-Propaganda. So etwa am 5.9.1941: „Deutschland wird kämpfen bis zum totalen Siege, das heißt, bis zur Befreiung Europas und der Welt von bolschewistischen Mördern, von der britischen Plutokratie und von Juden und Freimaurern“

Vor der Neuaufnahme von Mitgliedern ließ sich die NAK-Führung deren politische Unbedenklichkeit bescheinigen – von der jeweils zuständigen NSDAP-Ortsleitung.
1937 bescheinigte Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, dem damaligen Stammapostel Johann Bischoff: „Die neuapostolische Gemeinde ...betont seit der Machtübernahme...in geradezu auffälliger Weise ihre nationalsozialistische Gesinnung“.

Ihre NS-Vergangenheit hat die NAK-Leitung bis heute nicht aufgearbeitet und sie gegenüber ihren Mitgliedern unter strengem Verschluß gehalten. Nazifreundliche Artikel seien „Pflichtbeiträge“ gewesen, heißt es dazu lapidar.

Kaum Hoffnung auf Änderung

Seit einigen Jahren gibt es innerhalb der NAK einzelne Bestrebungen, sich vorsichtig in Richtung Ökumene zu öffnen und den Kontakt zu den christlichen Amtskirchen zu intensivieren. In einigen wenigen Gemeinden, vor allem in Süddeutschland, dürfen Frauen neuerdings sogar das Amt der Diakonin bekleiden. Doch die Zahl derer, die in der NAK weiterhin die einzige „Erlöserkirche“ sehen und sich vehement gegen eine „gefährliche Verweltlichung“ stemmen, ist immer noch übermächtig.

Grüner OB hofft auf den Papst

Die Amtszeit von Oberbürgermeister Horst Frank endet im Juni 2012. Bisher war man davon ausgegangen, er würde nicht wieder kandidieren. Mittlerweile scheint er aber mit einer dritten Amtszeit zu liebäugeln. Die Vorstellung, als Stadtoberhaupt 2014 die Konzilsfeierlichkeiten eröffnen zu dürfen, treibt ihn gewaltig um. Die vierjährige Jubelfeier soll an das Konstanzer Konzil (1414-1418) erinnern, bei dem nicht nur ein neuer Papst gewählt wurde sondern auch die Reformatoren Jan Hus und Hieronymus von Prag wegen angeblicher Ketzerei auf dem Scheiterhaufen landeten. Das Konziljubiläum, betont Frank gerne, würde dazu beitragen, „Konstanz endgültig auf die europäische Landkarte“ zu setzen. Sein Lieblingsgast: Papst Benedikt. Die Einladung an den „Heiligen Vater“ sei bereits letztes Jahr ausgesprochen worden und würde derzeit im Vatikan wohlwollend geprüft.

Holger Reile

 

Der Artikel ist zuerst in der Internetpublikation www.seemoz.eu erschienen.