Humanistischer Campus Online

Wie religiöser Fundamentalismus und Rechtsextremismus die offene Gesellschaft bedrohen

feuer.jpg

Am morgigen Donnerstag ist ab 20:15 Uhr der Podcaster und Philosoph Dr. Dr. Sebastian Schnelle zu Gast im "Humanistischen Campus" des HVD Bayern. "Wie religiöser Fundamentalismus und Rechtsextremismus die offene Gesellschaft bedrohen" lautet der Untertitel seines Online-Vortrags.

Der Referent hat 2011 in Physik und 2013 in Philosophie promoviert, über "Gewaltrechtfertigungsstrategien islamischer Fundamentalisten". Er beschäftigt sich derzeit mit dem Erstarken extremistischer Kräfte aller Art und betreibt den Podcast "Vorpolitisch".

Wir sprechen oft von "Steinzeit-Islam", wenn wir bestimmte Formen des Islamismus kritisieren, oder nennen Rechtsextremisten "ewig gestrig". Dabei wird gerne vergessen, dass beide Phänomene, sowohl der Islamismus, wie wir ihn heute kennen, als auch der Rechtsextremismus dezidiert moderne Phänomene sind, die es so, zum Beispiel im Mittelalter, gar nicht hätte geben können. Die Moderne mit ihren Veränderungen, ihren Unverbindlichkeiten, sowohl im Feld des Wissens als auch in dem der Normen, bedingt die reaktionären Antworten auf sie selbst. Den Rechtsextremismus und den Islamismus als Reaktionen auf die Moderne zu verstehen, erklärt ihr Bestreben nach einfachen Antworten, nach unveränderlichen Wahrheiten und den Wunsch in ein goldenes Zeitalter zurückzukehren, das es so natürlich niemals gab.

Sebastian Schnelle
Sebastian Schnelle (Foto: privat)

Der Extremismusexperte Sebastian Schnelle wird in seinem Vortrag die Moderne als Epoche darstellen, in der alle weltlichen und religiösen Absolutheitsansprüche im Wissen um die Fehlbarkeit empirischer und moralischer Urteile verloren gehen und in rapiden gesellschaftlichen Umbrüchen den Grundstein legen für die Flucht ins Okkulte. Dort liegt der Nährboden für alternative Geschichtsschreibung, rassische und anti-semitische Erzählungen sowie eine Untergangserzählung der westlichen (modernen) Welt. Diese Erzählungen führten in Europa in Union mit personellen Kontinuitäten, zum Beispiel in der Person Julius Evolas, in den Faschismus der Zwischenkriegsjahre und die sogenannte Konservative Revolution der Weimarer Republik.

Während man in Europa von einem Niedergang der westlichen Welt fabuliert, wird diese zur gleichen Zeit im arabischen Kulturkreis zum Teil als dominant, gleichzeitig aber auch als dekadent empfunden. Aus der Frage, wie man solch einer dekadenten Kultur technologisch und kulturell unterliegen konnte, entstehen Erzählungen von eigener Dekadenz und Niedergang. Neue Formen der Koranexegese entstanden und führten zur Gründung der Muslimbruderschaft und Ideen eines islamischen Regierungssystems, welches sich von westlichen Regierungsformen unterscheidet. Über verschiedene Autoren und Iterationen gelangt man so zu den Attentaten vom 11. September 2001 und dem Überfall auf das Bataclan 2015.

So unterschiedlich die Phänomene des Rechtsextremismus und des Islamismus sein mögen, sie sind vereint in ihrem gemeinsamen Kampf gegen die moderne Welt.

Donnerstag, 21. März 2024, 20:15 Uhr (Online-Einlass pünktlich ab 20:15 Uhr).
Alle, die mitdiskutieren möchten, sind herzlich eingeladen! Die Teilnahme ist ohne technischen Mehraufwand kostenfrei möglich.

Eine Veranstaltung des Humanistischen Campus des Humanistischen Verbands Deutschlands (HVD) Bayern.

Unterstützen Sie uns bei Steady!