Benedikt im Bundestag – was steckt dahinter?

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Plenarsaal des Bundestages / Foto: bundestag / Lichtblick/Achim Melde

BERLIN. (hpd) Ich bin beeindruckt von der Weisheit der Fraktionen im Deutschen Bundestag, Staatsoberhäupter europäischer Kleinstaaten zum Vortrag vor dem Hohen Hause einzuladen. Die Vortragsreihe wird diese Woche vom Oberhaupt des Staates der Vatikanstadt eröffnet – wegen eines Nebenamtes dieses Herrn ein wenig umstritten.

Aus dem Hintergrund kann man schon hören, wer der nächste Vortragende sein wird: Fürst Hans-Adam von und zu Liechtenstein. Er konnte schlecht als erster eingeladen werden, weil sein Staat doch mit 160 km² und etwa 24000 Staatsbürgern deutlich größer ist als der Vatikanstaat mit nur 0,44 km² und 572 Staatsangehörigen; auch ist Fürst Hans-Adam weniger mächtig, da er sich mit einem Parlament herum schlagen muss, das er im Zweifel auch überstimmen kann, während der Staatschef des Vatikan alleiniger Träger der staatlichen Souveränität seines Territoriums (oder Terrariums?) ist.

Gerade in der gegenwärtigen Finanzkrise wird der Bundestag sehr vom Rat dieser beiden Staatenlenker profitieren, da beide Bankorganisationen unter ihren Fittichen pflegen, die an finanzieller Geschicklichkeit kaum zu überbieten sind. Lange Zeit haben viele Menschen den Banken beider Staaten freiwillig große Summen anvertraut, und beide haben im Moment gewisse Probleme, dieses Transfervolumen zu halten.

In der Abwägung, ob der Bundestag als Dritten in der Vortragsreihe Oberhäupter von San Marino oder Andorra (28.000 bzw. 30.000 Staatsangehörige) einladen solle, könnte das Experiment mit dem vatikanischen Staatsoberhaupt einen Fingerzeig geben: auch Andorras Staatsoberhaupt ist – gleichzeitig mit Nicolas Sarkozy als gleichberechtigtem Ko-Fürst – der Bischof von Urgell, wie Nummer eins und zwei der Vortragsreihe gläubiger Katholik. Da wäre ein Staatsoberhaupt aus dem urdemokratischen San Marino doch eher deplatziert; die dortigen Politiker können noch nicht einmal mit Schulden umgehen, sie haben nämlich gar keine!

Da liegt es doch viel näher den Fürsten Albert II. von Monaco einzuladen, der nicht nur für seine knapp 8.000 Staatsbürger sprechen würde, sondern auch für viele Deutsche, die das von einer äußerst geschickten Justiz geschützte Gastrecht für sich und ihr Geld zu schätzen wissen. Er könnte die Erfahrungen von Fürst Hans-Adam vertiefen, wie man ein existierendes Parlament letztlich doch ausspielt und den oft verfolgten Reichen der Welt und ihrem Geld Asyl gibt. Sein Auftritt wäre auch ein Zeichen gegen Rassismus: seine Freundlichkeit insbesondere zu Frauen aus Afrika ist fast schon sprichwörtlich – ganz egal welcher Hautfarbe Stewardessen, Sportlerinnen etc. sind.

Erst wenn man diese Überlegungen zu der gesamten Vortragsserie kennt, wird man die Einladung der Fraktionen an Benedikt XVI. von Vatikan richtig verstehen. Da soll man sich doch nicht so haben, bloß weil dieser Mann auch Papst ist!

Gerd Eisenbeiß