Religiöse Rechte - Rückblick Januar 2012

Am 13. Januar schlug die Costa Concordia vor der italienischen Insel Giglio leck. Der Kapitän hatte in Ufernähe ein riskantes Manöver befohlen und war nach der Havarie von Deck geflohen. Das Schiff versank zwar nur teilweise im Wasser, dennoch ertranken vermutlich bis zu 33 Personen. Die Christliche Rechte nutzte das Unglück, um kleinere Seitenhiebe auszuteilen. Tony Perkins, der zum Unterstützerkreis Rick Santorums zählt, attackierte dessen Konkurrenten Newt Gingrich. Genauso wie Kapitän Schettino feige das sinkende Schiff verlassen habe, habe Gingrich seine Ehefrau verlassen. Die konservative Website LifeSiteNews beschuldigte den Feminismus, eine Mitschuld an der Katastrophe zu tragen. Dieser bringe Frauen bei, dass sie auch ohne Männer auskommen würden, und verpflichte Männer somit nicht mehr dazu, auf die Familie achtzugeben. Es sei nicht verwunderlich, dass Kapitän Schettino das Schiff verlassen habe, ohne zu versuchen, die Katastrophe abzuwenden. (Quelle1) (Quelle2)

Mit dem 3. Januar begann in den USA der Marsch durch die Vorwahlen. Während auf demokratischer Seite niemand Barack Obama die Präsidentschaftskandidatur streitig macht, war die Frage, wer ihn bei den Präsidentschaftswahlen im November herausfordern würde, völlig offen. Die erste Wahl in Iowa gewann Mitt Romney sehr knapp mit acht Stimmen Vorsprung, nur um einige Tage später seine Niederlage eingestehen zu müssen. Eine genauere Auszählung der Stimmen sah den ehemaligen Senator Rick Santorum vorn. Romney konnte kurz darauf in New Hampshire punkten, doch in South Carolina setzte sich der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses Newt Gingrich durch.

Es ist eher ungewöhnlich, dass aus den ersten drei Primaries auch drei Sieger hervorgehen und so kann vielleicht noch nicht einmal der Sieger der Vorwahlen in Florida allzu siegessicher sein. Romney und Gingrich wechselten sich sowohl in landesweiten Umfragen, wie auch in Prognosen zu den einzelnen Bundesstaaten ständig gegenseitig ab.

Weniger gut verliefen die ersten Vorwahlen für John Huntsman, Ricky Perry und Michele Bachmann. Alle legten nach enttäuschenden Ergebnissen ihre Kandidatur auf Eis.

Rick Perrys Unterstützer Robert Jeffress war bereits im vergangenen Jahr mit kontroversen Äußerungen über Mormonen, Juden und Schwule aufgefallen. In diesem Monat wurde bekannt, dass er einen Amoklauf an einer Schule in Kentucky 1997 als göttliche Strafe bezeichnet hatte, weil per Gerichtsbeschluss die Zehn Gebote aus den öffentlichen Schulen im Bundesstaat entfernt werden mussten. (Quelle)

Der ehemalige Senator Rick Santorum sorgte mit zwei Äußerungen zum Thema Abtreibung für Aufsehen. Er kritisierte Präsident Obama für seine Haltung. Als Schwarzer solle er nicht bestimmen, ab wann ein Fötus ein Mensch sei, da man in den USA lange Zeit auch Afroamerikanern nicht zugestanden habe, Menschen zu sein. Außerdem dürfe eine Frau auch nach einer Vergewaltigung nicht abtreiben, da man immer das Beste aus einer schlechten Situation machen müsse und auch das Kind eines Vergewaltigers ein Geschenk Gottes sei. (Quelle1) (Quelle 2)

Newt Gingrich wiederholte seine Attacken gegen die säkularen Kräfte in den USA. Er warf ihnen vor, die Kraft des Christentums zu untergraben und auf die Einführung der Scharia-Gesetze hinzuarbeiten. Im vergangenen Jahr hatte Newt Gingrich gewarnt, dass die USA zu einem atheistischen, islamistisch dominierten Staat werden könnten. (Quelle)
 

Sarah Palin verteidigte unterdessen Newt Gingrich gegen die Angriffe aus der eigenen Partei. Diese Angriffe glichen denen der Römer, die Jesus kreuzigen wollten. Umgekehrt hatte Gingrich angedeutet, Sarah Palin eine „wichtige Rolle“ in einer von ihm geführten Regierung spielen zu lassen. (Quelle)

Mit dem gestrigen Sieg Mitt Romneys in Florida zeichnet sich jedoch ab, dass Gingrichs Chancen auf eine Kandidatur schwinden. Der Sieg im Sunshine State ist in mehrerlei Hinsicht wichtig. Zum einen, weil Florida der bislang bevölkerungsstärkste Staat ist, die Delegierten dort nach dem „the-winner-takes-it-all-Prinzip“ vergeben werden, und weil Florida zu den „swing states“ zählt, deren Wählerschaft im eigentlichen Präsidentschaftswahlkampf besonders umworben wird.

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr