(hpd) Es gibt weltweit erstaunlich viele Prominente, die sich als Atheisten, Humanisten und Agnostiker „outen“. Heute präsentiert der hpd prominente Regisseure, die mit Begründungen für ihren Atheismus oder verwandte Lebenseinstellungen zu Wort kommen, unter ihnen zwei Oscar-Preisträger und ein Deutscher. Einige von ihnen lassen ihre Einstellung auch in ihre Filme fließen.
Die Regisseure sind nach Geburtsjahr sortiert:
Luis Buñuel, 22. Februar 1900-29. Juli 1983, geboren in Spanien, später mexikanischer Staatsbürger, gilt als Vater des cineastischen Surrealismus sowie als einer der originellsten Regisseure in der Geschichte des Mediums Film. Nach einer streng jesuitischen Erziehung, die Grundlage seiner Besessenheit sowohl mit Religion als auch mit subversivem Verhalten darstellte, studierte er in Madrid, wo Salvador Dalí und Federico García Lorca zu seinen engen Freunden gehörten.
1929 drehte er mit Dalís kreativer Unterstützung seinen ersten Film, Un Chien Andalou. Dank der schockierenden Bilder katapultierte er sich damit sofort in die Filmgeschichte. 1930 folgte der geistreiche und gewaltvolle L’Age D’Or.
Seine Werke wie Viridiana (1961) Belle de Jour (1967) mit Cathérine Deneuve, Le charme discret de la bourgeoisie (Der Diskrete Charme der Bourgeoisie, 1972) oder Cet obscur objet du désir (Dieses obskure Objekt der Begierde, 1977) enthielten häufig nicht nur seltsame Perspektiven, sexuelle Obsessionen und abstruse Verkehrungen, sondern auch Seitenhiebe gegen Religion, vor allem gegen den Katholizismus.
Es gibt ein Zitat, in dem sich Buñuel als Atheist erklärt: „Pater Julian... und ich sprechen häufig über den Glauben und die Existenz Gottes, aber... er prallt immer gegen die steinerne Mauer meines Atheismus...“
“Father Julian... and I often talk about faith and the existence of God, but... he's forever coming up against the stone wall of my atheism...” Luis Buñuel (1982, 1985). My Last Breath: p.254.
Peter Greenaway, geb. am 5. April 1942 in Newport, Wales, ist ein Regisseur, für den das Kino seit der Einführung der Fernbedienung ins Wohnzimmer „tot“ ist.
Er selbst hat ungewöhnliche Filme mit teils sehr langen Einstellungen und starken, manipulativen weiblichen Charakteren gedreht. Nach einer Reihe von Kurzfilmen wurde Greenaway wohl erst mit The Draughtman’s Contract (Der Kontrakt des Zeichners, 1982) bekannt. 1987-1989 drehte er drei Filme in Folge, die weithin Aufmerksamkeit erregten: The Belly Of an Architect (Der Bauch des Architekten), Drowning By Numbers (Verschwörung der Frauen) und The Cook the Thief his Wife and her Lover (Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber). Die verstörende Geschichte The Baby of Macôn (Das Wunder von Macôn) drehte er 1993. Zu vielen seiner Filme schrieb er selbst das Drehbuch. In den vergangenen Jahren haben seine Projekte lediglich innerhalb interessierter Kreise Abnehmer gefunden.
Als Atheist hat sich Greenaway bereits mehrfach geäußert: „Meine Filme zeigen, dass ich ein wahrer Atheist bin, obwohl ich immer die besten Noten im Fach Religion hatte.“
„Um Atheist zu sein, muss man zehntausend Mal mehr Vorstellungskraft haben, als wenn man religiöser Fundamentalist ist. Man muss die Verantwortung übernehmen, sich Informationen zu beschaffen, diese zu verdauen und zu nutzen, um zu verstehen, was einem möglich ist.“
“My films show that I am a true atheist, although I always had the highest marks in Religious Education.”
“To be an atheist you have to have ten thousand times more imagination than if you are a religious fundamentalist. You must take the responsibility to acquire information, digest and use it to understand what you can.”
James Cameron, geb. am 16. August 1954 in Kapuskasing, Ontario, Kanada, zog 1971 in die Vereinigten Staaten, wo er nach seinem Abschluss in Physik an der California State University als Fernfahrer tätig war, um seine Ambitionen zu finanzieren, Drehbücher zu verfassen.
Nach ersten Filmerfahrungen schrieb er 1984 The Terminator, bei dem er auch Regie führte. Der Film wurde ein riesiger Erfolg, auf den weitere, ebenfalls erfolgreiche Science Fiction-Filme mit starken weiblichen Charakteren folgten, wie etwa Aliens (Alien 2, 1986), Terminator 2: Judgment Day (1991) und Avatar (2009). Doch er bediente auch andere Genres, beispielsweise als er bei Titanic (1997) Regie führte.
Darüber hinaus verbrachte Cameron einige Jahre damit, Dokumentarfilme zu drehen, vor allem Unterwasser-Dokus, und war an der Entwicklung des digitalen 3D Fusion Camera-Systems beteiligt.
Er wurde für sechs Oscars nominiert und erhielt drei für Titanic. Seine Filme gehören zu den finanziell erfolgreichsten überhaupt und er selbst wurde im März 2011 von der Zeitschrift Vanity Fair als der Top-Verdiener Hollywoods betitelt.
Er bezeichnet sich selbst als Atheisten: “Ich habe dem Agnostizismus, den ich inzwischen als feigen Atheismus bezeichne, abgeschworen.”
“I've sworn off agnosticism, which I now call cowardly atheism.” (Rebecca Winters Keegan. The Futurist: The Life and Films of James Cameron. p. 8.)
Joss Whedon, geb. am 23. Juni 1964 in New York City, war zuerst ausschließlich als Drehbuchautor tätig, etwa für die Fernsehserie Roseanne, aber auch für die Filme Toy Story und Alien: Resurrection. 1992 schrieb er das Skript für Buffy the Vampire Slayer, der von Fran Rubel Kuzui verfilmt wurde, war jedoch mit dem fertigen Film äußerst unzufrieden. 1997 hatte Whedon die gleichnamige Serie konzipiert und ein Mitspracherecht auf allen Ebenen durchgesetzt.
Buffy kreierte er nach eigenen Angaben als „alternative feministische Ikone“ – die Serie lief von 1996-2003, mit Sarah Michelle Gellar in der Hauptrolle. Ein Buffy Spin-Off folgte 1999-2004: Angel, und war ebenfalls erfolgreich.
Seine nächste Serie, Firefly (2002-2003), wurde zum Entsetzen der Fans mitten in der ersten Staffel abgesetzt. Die Serie und einige ihrer DarstellerInnen haben inzwischen Kultstatus erreicht. 2009-2010 drehte Whedon die Kurzserie Dollhouse, in der er sich mit der Frage nach der „wahren“ Persönlichkeit beschäftigt.
2012 werden von ihm sowohl Much Ado About Nothing (Viel Lärm um Nichts) wie auch die Marvel Comic-Verfilmung von The Avengers erscheinen.
Sein Bekenntnis zum Atheismus lautete: „Ich werde Theologie höchstens insoweit erforschen, als Menschen dazu neigen, diese als Metapher für die Art zu nutzen, in der sie sprechen. Als Atheist werde ich damit nicht viel Zeit verbringen, es sei denn, es gäbe einen Punkt bezüglich der Art und Weise, in der Religion mit unserer Menschheit interagiert, von dem ich denke, dass er gemacht werden müsste. Man kann den Kram um den Garten Eden nicht stoppen. (...) Aber ich würde sagen, dass ich mehr an der Philosophie als der Theologie dessen interessiert bin.“
“I will explore [theology] only in so much as people will tend to use it as a metaphor for the way they talk. As an atheist, I'm not going to spend a huge amount of time with it, unless there is a point about the way religion interacts with our humanity that I think needs to be made. You can't stop the Garden of Eden stuff. It keeps coming up because that is the mythos that I was brought up with, and it's very powerful in this place. But, I would say that I'm more interested in the philosophy than the theology of the thing.” Whedon interviewed by Christina Radish, 'Joss Whedon on Developing 'Dollhouse'' Media Blvd Magazine, 12 February 2009 (accessed 6 March 2009).
Tom Tykwer, geb. am 23. Mai 1965 in Wuppertal, wurde 1998 auch über Deutschland hinaus mit Lola rennt bekannt und machte die Hauptdarstellerin Franka Potente zum Shooting Star, der inzwischen auch international nachgefragt wird.
Auch in Der Krieger und die Kaiserin ist Potente die Hauptdarstellerin (mit Benno Fürmann), danach dreht Tykwer einige Filme auf Englisch: Heaven (2002), Perfume: The Story of a Murderer (2006) und The International (2009), auch wenn er weiterhin Kurzfilme und sonstige filmische Beiträge im deutschen Sprachraum fertigt.
Als er seinen Film Heaven besprach, der von Krzysztof Kieslowski geschrieben wurde, meinte Tykwer, der Film sei mit biblischen Anspielungen beladen, allerdings nicht mit religiösen: „Die Art und Weise, in der Kieslowski Liebe präsentierte, als ein Konzept, mit welchem Menschen überleben können, ist eines, an das ich sehr glaube. Liebe ist nicht rational und doch ist sie es, die uns leben lässt. Auf dieser Ebene fühle ich sehr stark, dass ich ein Leben führe, das der Liebe gewidmet ist, und das ist in gewisser Weise eine sehr spirituelle Existenz. Aber ich glaube absolut, dass die Macht zu entdecken oder nicht zu entdecken, Liebe ist in uns. Wir brauchen dafür keinen Gott. Man könnte sagen, ich bin ein spiritueller Atheist.“
When discussing his movie Heaven (2002 film) with Stephen Applebaum of The Independent, a movie written by Krzysztof Kieslowski as the first part of a trilogy that would never come to fruition as he passed, Tykwer said of the film that is loaded with biblical allusion although not a religious one: “The way Kieslowski presented love, as a concept under which people can survive, is very much something I believe in. Love is not rational, and yet it is what makes us live. On that level I feel very much that I'm living a life that is devoted to love, and that is a very spiritual existence in a way. But I absolutely believe that the power to discover, or not to discover, love is within us. We don't need any god for that. You could say I'm a spiritual atheist.”
Alejandro Amenábar, geb. am 31. März 1972 in Santiago, Chile, schreibt nicht nur alle seine Filme, sondern komponiert auch deren Musik.
Nach dem Sturz Pinochets in Chile zog seine Mutter 1973 mit der gesamten Familie in ihr Heimatland Spanien. Dort wurde Amenábar 1996 mit Tesis bekannt, in dem es um Snuff-Filme geht (in denen Morde nicht nur dargestellt, sondern tatsächlich durchgeführt werden).
Erst mit Abre los Ojos (Open Your Eyes, 1997) wurde er auch über die Grenzen Spaniens hinaus bekannt und drehte 2001 The Others seinen ersten Film in englischer Sprache.
Seinen Oscar gewann Amenáber für Mar adentro (Das Meer in mir, 2004), der wahren Geschichte des gelähmten Spaniers Ramón Sampedro, der 30 Jahre lang für sein Recht zu sterben kämpfte.
2009 erschien das historische Drama Agora, das im antiken Ägypten spielt und die fatalen Auswirkungen des wachsenden Christentums auf die berühmte Philosophin und Mathematikerin Hypatia von Alexandria zeigt.
Dieser Film sei nicht gegen Religion, meinte Amenáber allerdings während einer Pressekonferenz in Cannes: „Ich will nur eines sagen. Ich wurde als Christ erzogen, dann war ich agnostisch und dann wurde mir klar, dass ich Atheist bin. Aber wir haben (in Agora) Darsteller, die Christen sind. In diesem Film geht es um Fundamentalismus und Hass.“
Despite his personal beliefs, Amenábar took strains at the end of the press conference in Cannes to emphasize that the film was not against religion, interrupting the moderator who was trying to close the conversation saying, "I just want to say one last thing. “I was brought up Christian, then I was agnostic and then I realized I was atheist. But we have actors [in 'Agora'] who are Christian. This movie is about fundamentalism and hate.”
Fiona Lorenz
Anmerkung: Die Originalzitate sind wikipedia.org oder imdb.com entnommen