Himmel und Erde bewegen?

Ich merke, dass ich halb Tübingen bereist habe und verspüre eine Leere in der Magengegend. So sitze ich wenig später kauend und schlürfend auf einer Partybank und lausche der Jugendpfarrerin Sabine Löw.

Nun geht es nicht um Solarstrom, sondern um Spiritualität. Endlich ein Thema, wo die Kirche punkten kann. Wo sie Gott erfahre, fragt eine junge Moderatorin die Pfarrerin. „Ich weiß, dass ich nie tiefer fallen kann als in Gottes Hand“, kommt die Antwort wie aus dem Katechismus.

Die Moderatorin will wissen, wo sie das persönlich erlebe, wo das konkret erfahrbar werde.

Die Pfarrerin erzählt von ihrer Arbeit mit Sterbenden, dass sie „irgendwie“ spüre, dass das Leben „hier nicht zu Ende“ sei. Das klinge zwar „authentisch“, so die Moderatorin weiter, sie wolle gerne wissen, ob das „konkret und persönlich erfahrbar“ sei. Die Pfarrerin spricht daraufhin von einer „pulsierenden Kraft“, die man „spüren“ könne, wenn man „dafür offen“ sei.

Beispielbild
„Pulsierende Kraft“. Die Jugendpfarrerin hinter dem Ballon.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bin ich froh, dass ich mein Essen verputzt habe! So sieht Glaube an Gott heute aus: „Pulsierende Kraft“ und „mit dem Tod ist das Leben nicht zu Ende“. Dass die Protestanten nicht scharenweise zu den Humanisten oder in einen Tennisclub wechseln – selbst da muss mehr Spiritualität vorhanden sein. Noch eine Veranstaltung steht auf meinem Zettel - doch die fällt ebenfalls aus.

Wohin nun? „Kann Kunst die Kirche stärken?“ mit Kirchenrat R. Lambert Auer, Kunstbeauftragter der Evangelischen Landeskirche in Württemberg? Oder gehe ich doch lieber zu: „Närrisch in Christo“ mit Dr. Gisela Matthiae, Clownin und Theologin (!)? Eine ketzerische Frage beschleicht mich: Worin hat sie ihre Doktorarbeit geschrieben? In Clownerie? Oder in Theologie?

Meine Füße tragen mich zu einer anderen Veranstaltung: „Kinder und die großen Fragen.“ Hier herrscht Einmütigkeit. Die Fragen, die Kinder bewegen, so die Theologie-Professoren F. Schweitzer und A. Biesinger, benötigten Antworten. Und Eltern benötigen den Rat der Kirche. Das verstehe ich: Glauben die Kinder nicht mehr brav an den „alten Gangster da oben“ (Pfarrer J. Fliege, leider nicht anwesend) und verabschieden sich mit 14 von der Kirche, dann wird die Kirche zum Bezirkskirchentag 2027 den Menschen für ihr Kommen Geld zahlen müssen ...

Die Fragen, die Kinder angeblich umtreiben – „Wie sieht Gott aus?“, „Wo wohnt Gott?“ - setzen alle Gott voraus. Nur eine der gestellten Fragen, „Müssen wirklich alle Menschen sterben?“ kommt ebenso ohne Gott aus wie meine Antwort: Ja, wir müssen alle sterben und das ist nur natürlich.

Meine Seele benötigt endlich eine Stärkung. So genehmige ich mir ein Eis, setze mich fernab in den bevölkerten Stadtpark und lasse den Kirchentag mit seinen 25 Events an 100 Locations Kirchentag sein. Himmel und Erde bewegt man anders.