ZÜRICH. (hpd) Die Skeptiker in der Schweiz schließen sich zusammen. Am kommenden Wochenende soll ein Gründungstreffen für den Verein für kritisches Denken stattfinden, um den Menschen mehr Chancen zur Kooperation zu bieten, denen Vernunft und Wissenschaft wichtiger sind als Aberglaube und Esoterik. Auch in Deutschland freuen sich die Skeptiker über ein Wachstum.
Dass Medien und Öffentlichkeit voll unkritischer Berichte sind über fragwürdige Therapiemethoden, Dienstleistungsangebote esoterischen Charakters und Aberglaube, unter anderem daran stoßen sich die Initiatoren.
In einer Ankündigung zur am kommenden Samstag geplanten Vereinsgründung heißt es weiter: „Selbst gemeinhin als seriös erachtete Medienkanäle bilden dabei keine Ausnahme. Zugleich breitet sich, oft aus Unkenntnis des wissenschaftlichen Denkens und seiner Methoden, Misstrauen gegenüber den etablierten Wissenschaften aus.“
Nach dem Vorbild der deutschen Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) wollen sich die Skeptiker in der Schweiz besser organisieren, um hier ein regionales Gegengewicht bilden zu können. Schon im vergangenen Jahr gab es in der Alpenrepublik mit dem „Denkfest“ einen Höhepunkt für Freunde des kritischen Denkens. An den großen Erfolg der gut besuchten Veranstaltung soll auch in Zukunft wieder angeknüpft werden können. Die Schweizer Skeptiker hoffen, dass so vielleicht das Ende des unkritischen Denkens nahen wird.
Passend zum für in diesem Jahr unter Berufung auf antike Kalendersysteme angekündigten Untergang der bisher existierenden Welt wird der Astronom und Wissenschaftsblogger Florian Freistetter als Referent über Missverständnisse, Mythen und Märchen zum angenommenen Weltuntergang 2012 aufklären.
Auch Mitglieder der Schweizer Freidenkerorganisation werden im neugegründeten Verein dabei sein. Über die Lage und Herausforderungen für Skeptiker vor Ort berichtete Andreas Kyriacou im vergangenen Jahr in einem Interview auf dem Blog der GWUP.
Damals meinte er, dass die Menschen des Landes seiner Erfahrung nach nicht „stärker esoterisch veranlagt sind als die Menschen in den Nachbarländern. Jedoch nimmt sie [die Schweiz, d. Red.] bei der Anthroposophie eine Sonderposition ein. Rudolph Steiner lebte lange hier und die Gemeinden Arlesheim und Dornach bilden sowas wie die internationale Zentrale dieser obskuren Glaubensgemeinschaft.“
Amardeo Sarma, Vorsitzender der deutschen GWUP, machte jedenfalls schon im Voraus große Freude über die positiven Entwicklungen im Land der Eidgenossenschaft deutlich, weil „deutschsprachige Skeptiker und die Skeptikerbewegung insgesamt durch die Gründung des Schweizer Vereins gestärkt werden“. Sarma erklärte, dass er sich auf die Zusammenarbeit freue. „Denn damit können regionale Fragen, die Wissenschaft und kritisches Denken betreffen, auch effektiver angesprochen werden.“
Aufschwung auch in Deutschland
Und nicht nur in der Schweiz befindet sich die Skeptiker-Bewegung im Aufschwung, denn nach Angaben von Armadeo Sarma konnte man sich bei der GWUP in diesem Jahr über einen Rekord bei neuangemeldeten Mitgliedern freuen. Als mögliche Ursachen für das weiter gewachsene Interesse verwies er unter anderem auf den im vergangenen Mai durchgeführten Weltskeptikerkongress.
Anlässlich des Kongresses wurde zudem eine Resolution verabschiedet, mit der die Skeptiker-Organisationen zur Einhaltung von Standards in Wissenschaft und Bildung aufrufen. In der Resolution heißt es unter anderem, dass Wissenschaftler und Skeptiker aus aller Welt tief besorgt seien über die wachsende Toleranz, Akzeptanz und sogar Förderung von pseudowissenschaftlichen und okkulten Ideen und Praktiken an wissenschaftlichen, akademischen und bildungsrelevanten Institutionen.
„Schüler und Studierende laufen Gefahr, mit unbelegten Behauptungen von Ideologen statt mit der verlässlichen Erkenntnis der Wissenschaft aufzuwachsen. Wissenschaftler und Akademiker beziehen zu selten Stellung, selbst wenn wissenschaftliche Prinzipien und Kriterien eklatant verletzt werden. Sie zögern, solche Missstände öffentlich zu machen und als wissenschaftliches Fehlverhalten zu verfolgen.“
Skeptiker appellieren daher an die Öffentlichkeit, „sich stärker der Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis innerhalb der akademischen Institutionen zu widmen und das Lehren wissenschaftlicher Denkweisen und Erkenntnisse in Schulen zu fördern, um Wissenschaft und kritisches Denken in der Öffentlichkeit zu verbreiten und Verbraucher vor pseudowissenschaftlichen Therapieformen zu schützen.“
Arik Platzek