Notizen aus Benelux und Frankreich

Belgien:

Gesetz gegen Banken die Clustermunition finanzieren.

"Netwerk Vlaanderen",

eine Organisation die gegen Investitionen in die Rüstungsindustrie kämpft, hat sechs wichtige Produzenten von Clustermunition aus Europa und den USA untersucht. Zwischen 2004 und 2006 empfingen sie 12,6 Milliarden Euro von 68 finanziellen Einrichtungen unter denen sich auch wichtige belgische Banken befanden. Aber auch die Deutsche Bank, die Bank of America und die Citi Group sind dabei. Das belgische Parlament will nun ein Gesetz verabschieden, das Banken verbietet, Produzenten von Clustermunition zu finanzieren. (Niederländisch)

Belgien eine Republik?

In Belgien zirkuliert ein Aufruf des „Republikanischen Vereins", in welchem zu der Gründung einer Republik aufgerufen wird. Der Aufruf steht in engem Zusammenhang mit den aktuellen Skandalen im Kreis der königlichen Familie. Die Initiative wird mit der These begründet, dass humanistische und republikanische Werte in einer Republik leichter realisierbar seien. Diversität und Periodizität der Macht setzt das Manifest gegen Einheitswahn und Machtkontinuität. Eine Monarchie stütze sich mehr auf intellektuelle Willenlosigkeit als auf demokratischen Werte und überschreite ständig ihre verfassungsmäßigen Pflichten, ist die Meinung des Vereins. (Niederländisch)

Der Koran gratis

Die bedeutende belgische katholische Zeitung „De Standaard" erscheint mit einer tägliche Beilage zum Islam. Leser können überdies ein kostenloses Exemplar des Korans bekommen. Ziel der Aktion ist es, die Debatte über den Islam zu objektivieren. Die Texte werden durch die Redaktion selbst geschrieben und es gibt keine Zusammenarbeit mit belgischen muslimischen Organisationen. In einem Leserforum können die Leser auch ihre Meinung zu der Gratisaktion äußern. Die übergroße Mehrheit der Hunderte von Leserreaktionen unterstützt die Aktion. (Niederländisch)

Niederlande:

Die Liberalen wollen das Burkaverbot

In Gegenreaktion zu der Stellungnahme der neuen Ministerin Ella Vogelaar (PvdA) zugunsten des Tragens einer Burka auf der Strasse, kündigte der Fraktionsvorsitzende der Partei für die Freiheit (PVV) eine Gesetzesinitiative an, die das verbieten will. Er wies darauf hin, dass das Parlament bereits zweimal einer derartigen Entschließung seiner Partei zugestimmt hat. In der Regierungsvereinbarung der heutigen Koalition ist nur zum Schutz der öffentlichen Ordnung das Verbot Gesichtsbedeckender Kleidung vorgesehen. (Niederländisch)

Betrug von Milli Görüs in ganz Europa

Die türkisch-islamische Organisation Milli Görüs soll nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in Deutschland und der Schweiz illegale Fonds angelegt haben. Moscheebesucher werden durch die Organisation gebeten, Gelder in illegalen Islamfonds anzulegen. Nachdem das Geld in der Türkei angekommen war, wurden die Fonds liquidiert und das Geld ist verschwunden. Über Jahre soll die Moschee der Organisation im Amsterdamer Stadtviertel De Baarsjes als illegale Wechselstube für betrügerische Geldanlagen mit einer angeblichen Rendite von 40 % benützt worden sein. Türkische Niederländer haben so Millionen verloren. Es geht europaweit möglicherweise um 500.000 türkische Opfer die mehr als 5 Milliarden Euro verloren haben sollen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des türkischen Parlaments. Milli Görüs gibt die Existenz von Geldtransaktionen zu, leugnet aber die Mitarbeit der Imame. Altmitglieder von Milli Görüs haben aus diesen Gründen jetzt Beschwerde gegen den Neubau einer Milli Görüs Moschee in Amsterdam eingereicht (hpd berichtete). (Niederländisch)

Extremrechts ruft auf zu Samenspenden

Niederländische und flämische Rechtsextreme habe dazu aufgerufen, ihre „arischen" Samen in eigenen Samenbanken zu deponieren, um so ein Gegengewicht zu der hohen Geburtenrate bei den Muslimen zu schaffen. Weiße Männer würden so für die gesunde Zukunft der Welt sorgen. Laut dem Internetforum Stormfront können eventuelle Missbräuche durch Homosexuelle und Allochthone vernachlässigt werden. (Niederländisch)

Mehr als 100 Beamte verweigern Homosexuellen die Hochzeit

Nachdem die Standesbeamten durch Gesetz zum Trauen auch von homosexuellen Paaren verpflichtet wurden, aber ihre Ablehnung aus Gewissensgründen zu berücksichtigen ist (hpd berichtete), steigt jetzt die Anzahl von Verweigerern aus Gewissensgründen. In 15 % der Gemeinden gibt es solche Beamten und einige Gemeinde stellen noch immer solche Beamte ein. Nur 25 Gemeinden haben bis jetzt offiziell beschlossen, nur noch Beamte ohne solche Gewissensgründe einzustellen. Die Verweigerer kritisieren diese Politik als Diskriminierung der Gewissensfreiheit. Inzwischen hat die homosexuelle Bewegung COC mitgeteilt, nun doch keine schwarze Liste der Verweigerer zu publizieren. Sie verlangt aber von den Gemeinden, dass bei Stellenausschreibungen die Fragestellung aufgenommen und die Antwort veröffentlicht wird. (Niederländisch)

Guardian Angels, der Sicherheitsdienst Gottes

Angefangen hat es in Apeldoorn, als die evangelische Gemeinde im Jahr 2000 ein Popkonzert organisierte. Die Gemeinde bat Frans Riphagen, den heutigen Leiter der Guardian Angels, sich Gedanken zu machen über das Problem der Krawallsuchenden und Rauschsüchtigen Jugendlichen. Er sprach dann mit Gott und dieser empfahl ihm die Gründung eines evangelischen Sicherheitsdienstes. Als „special forces in Christ" fühlen sie sich als die Elite-Einheit Gottes und sichern religiöse Veranstaltungen in den Niederlanden gegen den Einfluss Satans ab. Viele der Angels sind frühere Kriminellen oder Rauschgiftabhängige, die nun aber „erweckt" sind. (Niederländisch)

Frankreich:

Die katholische Kirche weiterhin auf Kriegskurs mit Saint-Nicolas-du-Chardonnet

Zum 30. Jahrestag der gewalttätigen Besetzung der Kirche Saint-Nicolas-du-Chardonnet in Paris durch die Integristen, hat der Bischof von Paris, Ms. André Vingt-Trois, den Bruch mit dieser abgespalteten Glaubensgemeinschaft bekräftigt. Damals jagten die Okkupanten den rechtgläubigen Priester und seine Helfer aus der Kirche und schlossen sich später der schismatischen Bewegung der Lefebristen an. Der Bischof wirft den Abtrünnigen insbesondere vor, dass sie die Dialogangebote von Papst Benedikt ablehnen und ruft die Pariser Katholiken auf, für die Einheit zu beten. Der oberste Hirte der Lefebristen verteidigt demgegenüber die Standhaftigkeit der „Helden", um die alten Liturgien gegen die „giftigen" Prinzipien der heutigen Kirche, welche auf „Irenismus, Ökomenismus, religiöse Freiheit und Zerstörung der personellen und hierarchischen Freiheit" gerichtet sind, zu verteidigen. (Französisch)

Atheisten regional unterschiedlich stark

Die Zeitschrift „La Vie" hat eine Karte der regionalen Verteilung der Weltanschauungen in Frankreich publiziert. Danach bleibt der Katholizismus die einzige Religion mit einem nationalen Charakter (47 % der Bevölkerung). Auch die „Nichtgläubige" gibt es überall (28 % im Durchschnitt) aber mit sehr unterschiedlichen Prozentsätzen. Gibt es von ihnen in den östlichen Departements relativ wenige, überschreiten sie dann die Marke von 34 % in 16 Departements und mit einer Spitze von 44 % in Loir-et-Cher. Weit hinter diesen Gruppen kommen die Muslime mit 3 % vor allem in der Pariser Region (Val-d'oise 14 %!) und sind fast nicht-existent im Westen des Landes. Vor allem in ihren traditionellen Süd-Ost-Regionen verteidigen die Protestanten ihre Bastionen (2 % der Bevölkerung) aber legen stark zu in den nördlichen Departements. Mit nur 0,6 %, vor allem in der Pariser Region und Bouches-du-Rhone, bleiben die Juden eine kleine Minderheit. (Französisch)

Muslimische Wähler sind eine Fiktion

In einem Chat von Le Monde erklärt der CNRS-Wissenschaftler Vincent Geisser, dass es keine eigenständigen muslimischen Wählerstimmen gibt. Wohl gäbe es selbsternannte politische Vertreter der Muslime, aber das ist keine Realität. Die Politiker vereinfachen die politische Situation, indem sie fast alles, was nicht christlich ist, als muslimisch darstellen. Auch die muslimische Gemeinde selbst ist sehr differenziert und nicht auf die selbsternannten Verteidiger der Pluralität fixiert. 5 % der muslimischen Franzosen würden sogar Le Pen wählen. Die sozialen Variablen spielen eine viel größere Rolle als die Religion oder die Stellungnahmen zu den Problemen im Nahen Osten und das tangiert stärkere Präferenzen für Links. Nur Chirac scheint als „Freund der Araber" etwas mehr Sympathie zu genießen. Erstaunlich dabei ist, dass eine starke Mittelschicht muslimischer Herkunft existiert, die in fast allen gesellschaftlichen Bereichen eine Rolle spielt, außer in der Politik, wo es kaum Vertreter dieser Bevölkerungsgruppe gibt. Auch die bestehende Muslimpartei bleibt, im Unterschied zu Belgien, unbedeutend. (Französisch)

Im Kampf gegen die Diskriminierung braucht man keine neue Statistiken

Eine Reihe bekannter Wissenschaftler hat eine Resolution gegen die ethnische und soziale Diskriminierung veröffentlicht. Dazu brauche man verlässliche statistische Daten, die aber ausreichend vorhanden seien. Zusätzliche personifizierte Auskünfte über ethnische, religiöse, sexuelle etc. Zugehörigkeit zu verlangen, wäre sinnlos und gefährlich. Anstatt die Diversität zu erfassen, würden sie alles eingrenzend vereinfachen und solchen Begriffen wie „Rasse" Vorschub leisten. Nur als Element einer Politik positiver Diskriminierung könnten sie hilfreich sein. Das Recht auf Freiheit beginnt mit dem Recht, seine ethnische, religiöse, weltanschauliche oder sexuelle Zugehörigkeit nicht preisgeben zu müssen. (Französisch)

International

Mit Konkurs gegen Kindesmissbrauch

USA - Das römisch-katholische Erzbistum San Diego hat seinen Gläubigen bekannt gegeben, eventuell in Konkurs zu gehen, um so zu verhindern, dass 140 Rechtssachen über den Missbrauch von Kindern verhandelt werden. Sollten keine Vergleiche mit den Opfern erreicht werden, wird Bischof Robert Brom den Konkurs beantragen. Damit kann die Kirche ihre Aktivitäten fortführen, während die Schuldverpflichtungen „reorganisiert" werden. Die Kläger sind nicht sehr froh über diese Schritte und weisen darauf hin, dass die Diözese steinreich sei und mehr als 500 Immobilien besitze. (Niederländisch)

Rabbiner wollen wieder Tiere opfern

Israel - Eine Gruppe Mitglieder der Sanhedrin, das erneut aktive Gremium zur Kontrolle der liturgischen Thora-Regeln in Jerusalem, will noch in diesem Jahr während des jüdischen Osterfestes auf dem heiligen Berg Tiere opfern. Nach Rabbi Dov Stein enthält die Thora mehr als 200 Befehle zum Opfern von Tieren. Sie beabsichtigen auch, den Tempel wieder aufzubauen und überlegen sogar die Wahl eines jüdischen Königs. Die meisten der gläubigen Juden sind aber der Meinung, dass Tieropfer nur in einem neu erbauten Tempel stattfinden dürfen. Das wird aber erst mit dem Kommen des Messias möglich sein. (Niederländisch)

KGB - Theater um Papst Pius XII

Rom - In einer Publikation der National Review Online behauptet der rumänischen Ex-Geheimdienstgeneral Mihai Pacepa und Berater Ceausescus, dass „Der Stellvertreter" von Rolf Hochhuth durch den KGB manipuliert worden sei. Pater Peter Gumpel, Verantwortliche für die Seligsprechung des Papstes Pius XII, sieht dies dadurch bestätigt, dass Erwin Piscator, nach seiner Meinung ein Agent Moskaus, Hochhuth bei der Endfassung des Theaterstückes unterstützt hat und dies dann zum Ausgangspunkt der Verdächtigungskampagne gegen den Papst wurde. Pater Gumpel dementiert auch die Gerüchte, dass der KGB damals Zugang zu den geheimen Archiven des Vatikans gehabt haben soll. (Französisch) Ausgabe 2007-02-19 von Zenit

Probleme mit der Integration auch in Kanada

Quebec - Angesichts zunehmender Probleme mit religiösen muslimischem und jüdischem Fundamentalismus, will die Regierung von Quebec eine öffentliche Untersuchungskommission einsetzen, die eine Übersicht der bestehenden Praktiken der Integration macht, Konsultationen in allen Regionen durchführt und Maßstäbe zur Respektierung der gemeinsamen Werte Quebecs definiert. Kritische Stimmen fürchten, dass es sich nur um formelle Maßnahmen geht, während die wirkliche Gefahr von der Expansion religiöser Macht ausgehe. (Französisch)

Mit den Aliens gegen die Klimakatastrophe

Kanada - M. Paul Hellyer (83), Ex-Verteidigungsminister Kanadas, hat die Regierungen der Welt aufgerufen, ihre Erkenntnisse über die außerirdischen Technologien offen zu legen, um damit gegen die Veränderungen des Weltklimas zu kämpfen. Mr. Hellyer ist davon überzeugt, dass diese Technologien das Energieproblem in einer Generation lösen könnten. (Französisch)

Muslimische Gewaltbereitschaft unabhängig vom Einkommen

USA - Laut einem Bericht der Online-Ausgabe der britischen "Times" sollen radikale Muslime nicht zwingend ärmer oder weniger gebildet als andere Moslems sein. Das behauptet eine Studie des Gallup-Institutes für muslimische Studien in New York. Je wohlhabender und gebildeter Muslime seien, desto eher tendierten sie zu radikalen Ansichten, sagen die Forscher. (Deutsch)

Rudy Mondelaers