Heute vor 20 Jahren wurde Enver Şimşek ermordet. Er war das erste Opfer einer Mordserie des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU). Die Ermittler versteiften sich so sehr auf die Hypothese, dass hinter der Serie eine "Türken-Mafia" steht, dass sie rechtsradikalen Terror nicht einmal in Erwägung zogen.
Der Journalist Tanjev Schultz geht in seinem umfangreichen Buch "NSU. Der Terror von rechts und das Versagen des Staates" dem Scheitern der Sicherheitsbehörden bei den gemeinten Morden der Neonazis nach. Es handelt sich um eine ausführliche Beschreibung, der es an einer systematischen Analyse mangelt, gleichwohl vermeidet der Autor wilde Spekulationen und Verschwörungsvorstellungen.
Vor zwei Wochen wurde im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München das Urteil gesprochen – nach mehr als fünf Jahren Verhandlungszeit. Der Kölner Rechtsanwalt Eberhard Reinecke war im Prozess Nebenklagevertreter. Für den Humanistischen Pressedienst wirft er einen Rückblick auf das Verfahren.
Der von der Rechtsanwältin Antonia von der Behrens herausgegebene Sammelband "Kein Schlusswort. Nazi-Terror, Sicherheitsbehörden, Unterstützernetzwerk" enthält die "Plädoyers im NSU-Prozess" der Opferanwälte.
Sie hörten den Schuss nicht oder wollten nicht hören: In einem neuen Hörspiel des WDR werden die haarsträubenden Versäumnisse der NSU-Ermittler zu einer bunten Collage, in deren Flow man nur mit dem Kopf schütteln kann.