Notizen zu Nordkorea (1)

Kurznachrichten

Internationale Schlagzeilen machte in den letzten Tagen die Nachricht, dass in einem nordkoreanischer Frachter, der im Panamakanal aufgehalten wurde, unter Tonnen von Zucker Waffen aus Kuba entdeckt wurden. Die Lieferung schwerer Waffen an Nordkorea verstößt gegen UN-Resolutionen. Beide Seiten behaupten, dass das Kriegsgerät, darunter Flugabwehrsysteme und zwei Kampfflugzeuge sowjetischer Bauart, in Nordkorea repariert und anschließend zurück nach Kuba verschifft werden soll. Die 10.000 Tonnen Zucker seien die Bezahlung für den Reparaturservice. Berichten zufolge unternahm der Kapitän des Frachters einen Selbstmordversuch, während die Behörden aus Panama das Schiff kontrollierten.

Neue Zahlen zeigen, dass die Lebenserwartung in Nordkorea in den letzten Jahren für Männer um vier auf 65.6 Jahre und für Frauen um sechs auf 73.5 Jahre gestiegen ist. Die Lebenserwartung in Südkorea hingegen beträgt 77 Jahre für Männer und 84 Jahre für Frauen. Südkorea liegt damit im internationalen Vergleich auf Platz 42, Nordkorea auf Platz 155 von 223 untersuchten Staaten.

Ein merkwürdiges Phänomen ist zuletzt den japanischen Behörden aufgefallen: Ertrunkene nordkoreanische Seemänner, die an die Küsten Japans angespült werden, tragen häufig sorgsam eingewickelte Portraits der ehemaligen Führer Kim Il Sung und Kim Jong Il bei sich. Das lässt sich mit dem extremen, religionsähnlichen Personenkult erklären, der um die Kim-Familie aufgebaut wurde. So müssen diese Portraits eben nicht nur Schiffskabinen, sondern in jedem Haus, auch in jeder Privatwohnung, die schönste Wand schmücken. Zu den Portraits werden Tücher ausgegeben, die nur dafür benutzt werden dürfen, diese zu entstauben. Das sollte man häufig tun, denn Staubflocken auf einem der Bilder werden bestraft, eine Beschädigung wird sehr scharf geahndet und kann den Verantwortlichen ins Arbeitslager bringen. Wer hingegen die Portraits mit seinem Leben "verteidigt", wird – dann posthum – mit einem Orden ausgezeichnet.

Die erste Hälfte des Monats Juli stand in Nordkorea im Zeichen der Trauer, um des am 8. Juli 1994 verstorbenen Ewigen Präsidenten Kim Il Sung zu gedenken. Das bedeutet, dass in dieser Zeit nicht gesungen, getanzt oder Alkohol getrunken werden darf. Ebenso dürfen keine Familienfeiern wie Hochzeiten oder Bestattungen abgehalten werden. In der Trauerzeit wurde die Sicherheit um Statuen und andere Denkmäler zu Ehren der Kim-Familie verstärkt, damit mögliche Störungen verhindert werden können. Aus allen Arbeitseinheiten und Schulen wurden Bürger bestimmt, um zu patrouillieren. Kinder sind von dieser Pflicht nicht ausgenommen, so dass selbst Zehnjährige diesen Wachdienst übernehmen müssen (Foto Seite 1).

Eine landesweite Kampagne zur Verschönerung der Städte wurde ausgerufen. Frauen in der Stadt Hyesan sind von ihrer üblichen Arbeit befreit und müssen nun Bauarbeiten vornehmen, Häuser neu streichen oder neue Bäume pflanzen und Gras säen. Da alles per Handarbeit geschieht, sind die Arbeiten für die Frauen sehr mühsam und gehen nur langsam voran. Um Bäume in der Stadt zu pflanzen, müssen diese erst in den Bergen gesucht, ausgegraben, in die Stadt gebracht und wieder eingepflanzt werden.

China hat Nordkorea eine lebensgroße Wachsfigur des verstorbenen Diktators Kim Jong Il geschenkt. Die Figur wird ab Ende Juli der nordkoreanischen Öffentlichkeit in der "Internationalen Freundschaftsausstellung" zugänglich gemacht, einem riesen Museumskomplex, in dem alle Staatsgeschenke, die jemals Kim Il Sung, Kim Jong Il, dem Sohn, und neuerdings auch Kim Jong Un, dem Enkel, gemacht wurden, ausgestellt werden. Ob dieses Geschenk eine Verbesserung der chinesisch-nordkoreanischen Beziehungen andeuten soll, die seit dem dritten Atomtest Nordkoreas im Februar 2013 deutlich abgekühlt war, bleibt abzuwarten.

Aber auch Nordkorea ist ein Meister der Propaganda-Kunst. Im Bereich monumentaler Statuen und Großbauten liegt Nordkorea im internationalen Vergleich mit seinen unschlagbar günstigen Preisen und handwerklich hervorragender Arbeit relativ weit vorne. Nur der Absatzmarkt für sozialistische Kunst ist noch ausbaufähig. Trotzdem wurde selbst in Deutschland ein Brunnen aus dem frühen 20. Jahrhundert von den nordkoreanischen Künstlern restauriert. Die Begründung für die Entscheidung den Auftrag nach Pjöngjang zu geben, klingt aber weniger schmeichelhaft. Man habe sich für die Mansudae-Kunststudios entschieden, weil sie "auf ihre Art im frühen 20. Jahrhundert stecken geblieben sind".

Anonym (Name der Redaktion bekannt)