In ihren Gesprächen über Religion und Gleichberechtigung sprach die Theologin Vicky Beeching mit Andrew Copson, dem Geschäftsführer der British Humanist Association.
VB : Glauben Sie, dass der Feminismus ein Begriff und Bewegung ist, die von Humanisten weltweit begrüßt wird ? Würden Sie sich persönlich als "Feminist" identifizieren?
AC: Ich mag Etiketten nicht sehr gerne, aber ich bin sehr froh sagen zu können, ich bin ein Feminist. Ich möchte erleben, dass Mädchen und Frauen die vollen Menschenrechte haben - überall in der Welt, auf der gleichen Grundlage wie sie von Jungen und Männern genossen werden, und ich will, dass Mädchen und Frauen die gleichen politischen , sozialen, wirtschaftlichen und gesetzlichen Rechte haben . Ich glaube nicht, dass ein jeglicher Humanist oder humanistische Organisation in der Welt dem nicht zustimmen würden.
VB : Spiegelt sich das Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter in den Führungsstrukturen der humanistischen Bewegung wider?
Andrew Copson / Foto: Evelin FrerkAC: Ja, so ist es. Obwohl Frauen statistisch gesehen in Großbritannien und dem restlichen Europa eher religiös sind als Männer, haben humanistischen Organisationen eine sichtbar überdurchschnittliche Anzahl von Frauen an der Spitze. Die meisten der Geschäftsführer oder Generalsekretäre der europäischen humanistischen Organisationen sind Frauen. Ich bin der einzige Mann im fünfköpfigen Management-Team der britischen Humanist Association!
VB : Meinen Sie, als Humanist , dass dieser Rahmen kompatibeler mit Feminismus ist als Religionen wie Christentum oder Islam ?
AC : Ja, ich denke, das ist der Fall, sowohl in der Theorie wie in der Praxis. In jeder Schriftreligion, egal wie freisinnig deren Anhänger sind , gibt es immer zumindest einige kleine Berücksichtigungen in den grundlegenden Texten. Im Fall von Christentum und Islam enthalten diese impliziten Annahmen und explizite Verfügungen , die anti- feministisch sind und ich denke, das macht es schwieriger für einen gläubigen Christen oder Muslim ein 100% Feminist zu sein , als es für Humanisten ist .
Humanistische Moral legt großen Wert auf Werte wie die moralische Gleichheit der Menschen und die individuelle Freiheit und das wird dadurch erreicht, indem die Bewertung des sittlichen Handelns in das Wohl der Menschen und nicht in Erfüllung eines göttlichen Gebotes oder Gehorsams gegenüber einer Autorität gelegt wird. (…)