USA. (hpd) Für die Christliche Rechte gab es keine Sommerpause. Im August hat sich die Tonlage durch die Eskalation im Syrienkonflikt eher noch verschärft. Auch müssen die USA sich 50 Jahre nach Martin Luther Kings Marsch auf Washington ihrer eigenen rassistischen Vergangenheit stellen. Wieder geraten Präsident Obama und die Immigranten in Visier.
Die Lage im Nahen Osten ist – mal wieder – angespannt. Schon in den kommenden Tagen könnte Syrien auf Befehl Obamas hin bombardiert werden. Den jüngsten Giftgasangriff in Damaskus nahm Louie Gohmert nachträglich zum Anlass um den Irakkrieg zu rechtfertigen. Bushs Behauptungen über das Chemiewaffenprogramm Saddam Husseins, die den Einmarsch rechtfertigten, seien korrekt gewesen. Die US-Armee hätte die Massenvernichtungswaffen nur deswegen nicht gefunden, weil er Irak sie rechtzeitig an das Assad-Regime übergeben hätte. Für diese Behauptung fehlen Gohmert nicht nur die Beweise, sie ist auch unplausibel. Nachdem die Baath-Partei sowohl in Syrien wie dem Irak die Macht ergriff, kam es zu Konkurrenzkämpfen zwischen beiden arabischen Staaten, die sich zu Beginn des Irakkriegs 2003 spinnefeind waren. Glenn Beck warnte, dass die UN die USA in einen Krieg drängen wollten. Eine Intervention in Syrien würde einen Krieg mit Russland und China provozieren. Die UN würden sich selbstlos als Friedensvermittler anbieten und dies zum Anlass nehmen, eine Weltregierung zu errichten. (Quelle 1) (Quelle 2)
Auch die Zukunft Ägyptens ist nach dem Putsch gegen Präsident Mursi weiter ungewiss. Das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Muslimbrüder fand die Zustimmung von Sandy Rios und Frank Gaffney. Die über 600 Toten eines Massakers seien bestimmt keine Unschuldigen gewesen. Fernsehprediger Pat Robertson verbreitete erneut die These, dass Obama in Wirklichkeit muslimisch sei und mit der Muslimbruderschaft zusammenarbeitet. Ähnlich hatte sich auch Louie Gohmert geäußert. Dessen Thesen erfahren derzeit im ägyptischen Fernsehen große Aufmerksamkeit. Da Gohmert Mitglied im US-Kongress ist, gilt er als Insider und seine Anschuldigung gegen Obama als Beweis. Die neue ägyptische Militärregierung geht auf Konfrontationskurs sowohl mit den Muslimbrüdern wie auch mit den USA. Gohmerts Attacken auf Obama kommen da wie gerufen. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)
Bryan Fischer wartete mit einer neuen Theorie bezüglich der Jagd auf Osama bin Laden auf. Das berühmte Foto aus dem Situation Room sei eine Fälschung. Obama sei skeptisch wegen der Militäroperation gegen den al-Qaida-Führer gewesen. Er habe deswegen die Mission nicht überwacht, um im Falle eines Fehlschlags jegliche Verantwortung weit von sich weisen zu können. Nachdem bin Ladens Tod jedoch bestätigt war, habe er sich per Photoshop in den Kreis seiner engsten Berater einfügen lassen, um militärische Stärke zu demonstrieren. (Quelle)
Immer noch wird die Rassismusdebatte erbittert geführt. Pat Robertson warf US-Präsident Obama vor, die USA zu spalten und daher auch Schuld an zunehmender Gewalt von Schwarzen an Weißen zu tragen. Ähnlich äußerte sich auch der Abgeordnete Louie Gohmert. Larry Pratt von den Gun Owners of America attackierte im Gespräch mit der American Family Association den afroamerikanischen Justizminister Eric Holder. Er sei ein Rassist, der die weiße Bevölkerung einschüchtere und solle lieber nach Kuba auswandern. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)
Die Einwanderungsdebatte wurde auch diesen Monat wieder mit schrillen Tönen geführt. Phyllis Schlafly lobte die Actionfilme World War Z und Elysium. Beide Filme zeigten eindringlich, wohin unkontrollierte Einwanderung führe. Rick Wiles warnte vor Spionen, die Präsident Putin in die USA einschleusen werde. Dies sei besonders einfach, da die Agenten einfach nur angeben müssten, Schwule zu sein, die vor den russischen Homosexuellengesetzen flüchteten, um Asyl zu erhalten. Louie Gohmert warnte, dass sich unter die Latino-Immigranten auch arabische Islamisten mischen könnten. Sie müssten nur spanische lernen und seien dann äußerlich nicht mehr zu erkennen. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)
Tea-Party-Ikone Ron Paul wird im September an einer Konferenz in Kanada teilnehmen, die hauptsächlich Verschwörungstheoretiker anspricht. Unter den anderen Rednern sind auch rechtsextreme Politiker aus Ungarn und Italien, sowie ein katholischer Traditionalist, der den Holocaust anzweifelt. (Quelle)
Vor 50 Jahren hielt Martin Luther King die berühmte „I have a dream“-Rede beim Marsch auf Washington. Vor hunderttausenden Afroamerikanern warb der schwarze Baptistenpastor für Bürgerrechte und Gleichberechtigung. Weiße Christen hielten damals noch an der Rassentrennung fest. Gary Bauer versuchte nun, den Vorkämpfer der Afroamerikaner anlässlich des Jubiläums für eigene Zwecke zu instrumentalisieren. In den USA liegen die Abtreibungsraten der schwarzen Bevölkerung über dem Durchschnitt. Evangelikale vertreten daher oft das Argument, dass ein Abtreibungsbefürworter insgeheim die Ausrottung der schwarzen Rasse wünsche. Laut Bauer wäre Martin Luther King daher heute einer der entschiedensten Gegner der Abtreibung. Diese Instrumentalisierung ist aufgrund der eigenen rassistischen Vergangenheit der Christlichen Rechten heuchlerisch, zudem aber ist sie falsch. Martin Luther King war bereits in den 60er Jahren ein Befürworter von Abtreibungsrechten. (Quelle) (Dazu auch der Artikel auf hpd: Vor 20 Jahren wurde die Apartheid beendet)
Wie immer gerieten Homosexuelle ins Visier der Christlichen Rechten. Der ehemalige Militärgeistliche Gordon Klingenschmitt warf Schwulen vor, die Sicherheit der USA zu gefährden. Um die Gleichstellung der Ehe finanzieren zu können, müsse das Pentagon sein Verteidigungsbudget kürzen. Os Guinness warnte, dass eine Gesellschaft, die Homosexualität toleriere, gleichzeitig Frauen diskriminiere – wie z.B. im antiken Sparta. Louie Gohmert und Alan Keyes kamen im gemeinsamen Gespräch zum Fazit, dass die Homoeehe nur ein Versuch sei, die Weltbevölkerung zu senken. Sandy Rios meinte, dass es falsch sei, Schwulen die Ehe zu erlauben. Wahre Liebe gäbe es unter Schwulen nicht. Immerhin würden auch Pädophile von sich selbst behaupten, in Kinder verliebt zu sein. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3) (Quelle 4)
Pat Robertson verstieg sich zu der Behauptung, dass schwule Männer Ringe mit scharfen Kanten trügen, um ihrem Gegenüber beim Händeschütteln Wunden zuzufügen, um so HIV zu übertragen. In den 80er Jahren hatte Pat Robertson sich gegen die Entwicklung von AIDS-Medikamenten ausgesprochen. So ermuntere man nur Drogensüchtige und Schwule, die die größte Gruppe der Kranken darstellten, in ihrem Verhalten. (Quelle 1) (Quelle 2)
2011 wurde ein Attentat auf die Demokratin Gabrielle Giffords verübt. Ein umstehender Mann leistete erste Hilfe und rettete der Politikerin wohl so das Leben. Derzeit bewirbt er sich um ein kommunales Mandat und sieht sich einer Schmutzkampagne ausgesetzt, weil er offen schwul lebt und sich gegen freien Waffenbesitz einsetzt. (Quelle)
Bryan Fischer begrüßte das Gesetz gegen homosexuelle „Propaganda“ in Russland. Man müsse entschieden gegen Homosexualität vorgehen, denn Homosexuelle litten häufiger an Geschlechtskrankheiten, würden häufiger Gewalt erfahren, Selbstmord begehen und Drogen konsumieren. (Quelle)
Gordon Klingenschmitt warnte davor, dass „linke Atheisten“ das Militär unterwanderten und eine neue Christenverfolgung bevorstünde. (Quelle)
In der Megachurch von Kenneth Copeland sind die Masern ausgebrochen. Viele Evangelikale sind Impfungen gegenüber skeptisch eingestellt und vertrauen ganz auf göttliche Heilung. (Quelle)
Exorzismus einmal anders: Jerry Mungadze hat ein Diagnoseverfahren entwickelt, mit dem sich zweifelsfrei feststellen lässt, ob eine Person von Dämonen besessen ist oder nicht. Er lässt den Probanden einen Querschnitt des Gehirns mit bunten Wachsmalstiften ausmalen. Je nachdem welche Farben die betreffende Person verwendet, kann eine dämonische Besessenheit angenommen oder ausgeschlossen werden. (Quelle)
Die Hysterie um das „Royal Baby“ hat auch die USA erreicht. Die Lebensschützerin Charmaine Yoest warf den liberalen Medien Heuchelei vor. Wären die Abtreibungsbefürwortenden Zeitungen konsequent gewesen, hätten sie vor der Geburt des Kindes von einem „Royal Fötus“ gesprochen. Kevin Swanson beklagte den Niedergang Großbritanniens. Als logische Folge des Verfalls christlicher Werte hätte man das Baby auch gut „Mohammed Elton John“ nennen können. (Quelle 1) (Quelle 2)
Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr