Religiöse Rechte - Juli 2015

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Fahne der USA
Fahne der USA

USA. (hpd) Die USA diskutieren – mal wieder – über Rassismus. Am 17. Juni ereignete sich in Charleston im Bundesstaat South Carolina ein Massaker. Der 21-jährige Weiße Dylan Roof betrat eine Kirchengemeinde, die mehrheitlich aus Schwarzen besteht, erschlich sich das Vertrauen der Gottesdienstbesucher und schoss dann um sich. Neun Menschen starben. Nachdem die Polizei ihn festgenommen hatte, wurden seine Motive ersichtlich. Roof ist ein Rassist, der unter anderem die Konföderierten (Süd-)Staaten von Amerika und das Apartheid-Regime in Südafrika verherrlichte. Er wollte sich gegen Schwarze, Hispanics und Juden "wehren".

In den USA wird nun wieder darüber diskutiert, ob es auch ein halbes Jahrhundert nach Martin Luther King und der Aufhebung der Rassentrennung einen weitverbreiteten Rassismus im Land gibt, oder ob Anschläge wie der von Roof bedauerliche Einzelfälle darstellen. Unter anderem erfreut sich die Konföderierten-Flagge im Land großer Beliebtheit. Konservative Republikaner wie Mitt Romney oder Jeb Bush forderten eine ehrliche Debatte über die rassistische Vergangenheit Amerikas.

Zu großen Teilen haben Christliche Rechte und Tea Party jedoch ihre ganze eigene Sichtweise auf die Ereignisse. Larry Klayman sah in Obama den Schuldigen. Er habe mit seiner Diskriminierung von Weißen, Christen und Juden die Rassisten aus ihren Höhlen gelockt. Michael Savage warnte, dass Obama einen Rassenkrieg plane und dem Massenmörder Charles Manson ähnele. Sandy Rios behauptete, dass sich Obama über das Massaker freue. Nun habe er einen Grund, den Amerikanern ihre Schusswaffen wegzunehmen. Er haben die Spannungen zwischen den Rassen angeheizt, indem er Kriminelle aus den Gefängnisse entlassen habe.
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Der christliche Sänger Pat Boone meinte, Obama solle sich nicht so sehr auf Rassismus konzentrieren, schließlich hätten ihn die Amerikaner zwei mal trotz seiner Hautfarbe gewählt. Der Täter sei vom Teufel besessen gewesen. E.W. Jackson bezweifelt, dass das Verbrechen rassistisch motiviert war. Da sich das Blutbad in einer Kirche ereignet habe, sei klar, dass es sich um eine Christenverfolgung handele. Präsident Obama und Schwule hätten traditionelle Werte zerstört. Rick Santorum, ehemaliger Senator, argumentierte ähnlich. Rick Perry, ehemaliger Gouverneur von Texas vermutete, dass der Täter vermutlich an Nebenwirkungen durch verschreibungspflichtige Medikamente gelitten habe. Obama versuche, den Fall auszunutzen, um den Amerikanern ihre Waffen wegzunehmen.
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Alveda King, die Nichte des Bürgerrechtlers Martin Luther King, hatte eine einfache Erklärung. Abtreibung sei schuld. Menschen würden im Mutterleib getötet, auf den Straßen und jetzt eben in Kirchen. JD Hall gab einem der Opfer, das gleichzeitig auch Politiker war, die Schuld am Angriff. Clementa Pinckney habe zu einer "Kultur des Todes" beigetragen, da er für Abtreibungsrechte gestimmt habe. Erich Pratt hat in der Transsexualität den Schuldigen entdeckt. Kinder lernten heute in der Schule, dass sie sich für alles frei entscheiden könnten, wie es ihnen beliebt, auch welchem Geschlecht sie sich zuordnen möchten. Kein Wunder, dass einige dann auf die Idee kämen, dass es keine einheitlichen moralischen Maßstäbe mehr gäbe und Mord daher nichts verwerfliches sei. Alan Keyes vermutete, dass der Täter sich für Homorechte eingesetzt und daher eine Kirchengemeinde, die an der traditionellen Ehe festhält, ausgewählt habe.
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Bryan Fischer meinte, dass man, wenn man die Konföderierten-Flagge verbanne, gleichzeitig auch die Regenbogen-Fahne des "schwulen Reichs" verbieten müsse. Überhaupt seien die Demokraten in der Debatte die Schuldigen. Schließlich hätten sie doch die Sklaverei in den Südstaaten befürwortet. Dieser Vorwurf Fischers ist ausnahmsweise mal korrekt, jedoch traten die konservativen Südstaatendemokraten in den 60er Jahren geschlossen den Republikanern bei. Laut Todd Starnes seien die Fahnengegner wie der Islamische Staat, der US-Fahnen verbrenne. Lenin und Stalin wären stolz gewesen. Außerdem beklagte Starnes, dass nun auch Statuen des Ku-Klux-Klan-Gründers unter Verdacht gerieten.
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Zu den Befürwortern der Konföderierten-Flagge gehören auch Senator Lindsey Graham und die ehemaligen Gouverneure Rick Perry und Mike Huckabee. In den letzten Monaten hatte es in den USA eine Debatte darüber gegeben, ob christliche Bäcker auch die Hochzeitstorten schwuler Paare zubereiten sollten. Glenn Beck meinte, dass man den Spieß auch umdrehen könne. Umgekehrt könnten Christen bei schwarzen Bäckern Torten mit Konföderierten-Motiven in Auftrag geben.
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Der Täter hatte sich auch auf die Thesen des Council of Conservative Citizens bezogen, einer rassistischen Südstaatengruppierung. Die Gruppierung wehrte sich gegen die Anschuldigungen der perversen, marxistischen Lügenpresse, sie habe etwas mit dem Massaker zu tun. Die Berichterstattung löste einen Skandal aus, weil unter anderem die Senatoren und derzeitigen Präsidentschaftskandidaten Ted Cruz, Rick Santorum und Rand Paul Wahlkampfspenden von der Gruppe entgegengenommen hatten. Mike Huckabee und andere Republikaner standen oder stehen mit dem CoCC in Kontakt. Huckabee war als Redner eingeladen, zog die Zusage für den Auftritt jedoch zurück als er erfuhr, dass neben ihm auch ein Holocaustleugner sprechen würde – und schickte stattdessen eine freundliche Videobotschaft an die Konferenz. Die League of the South verteidigte eines der CoCC-Mitglieder, das mit dem Attentäter Dylan Roof in Verbindung gestanden hatte. Die Die Pläne, die Konföderierten-Flagge zu verbieten seien ein kultureller Völkermord.
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Glenn Beck meinte, dass das Attentat auch positive Aspekte habe. Beispielsweise werde der Schusswaffenbesitz zunehmen, weil die Leute sich verteidigen können wollten. Erich Pratt gab dem toten Pastor der Gemeinde eine Mitschuld, weil er sich gegen Schusswaffen in der Kirche ausgesprochen hatte. Mike Huckabee argumentierte ähnlich. Auch Chuck Norris spricht sich gegen strengere Waffengesetze aus. Steve King sagte, dass man auch dann nicht auf Waffenbesitz verzichten dürfe, selbst wenn dadurch die Zahl der Todesopfer sinke. Die Amerikaner müssten schließlich immer in der Lage sein, sich gegen Tyrannen zu verteidigen, dies sei ihre Bestimmung. Tony Katz zeigte sich in der Radionsendung der National Rifle Association verärgert über Angehörige der Toten, die dem Mörder Dylan Roof verziehen hatten. Die bessere Reaktion sei es, Roofs Familie zu töten. Der Moderator widersprach ihm in diesem Punkt.
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Der Abgeordnete Steve King vermutete ebenfalls, dass Nebenwirkungen von Medikamenten die Ursache des Verbrechens sein könnten. Er fügte hinzu, dass in den letzten Jahren durch illegale Einwanderer mehr Amerikaner gestorben seien als am 11. September 2001. Jesse Lee Peterson sagte, man dürfe Weißen keinen Rassismus vorwerfen. Dies könne sie wütend machen und zu Rassismus verleiten. Mike Huckabee verneinte, dass Rassimus eine Rolle in dem Massaker spiele. Schließlich habe der Bundesstaat South Carolina eine indianische Gouverneurin und einen schwarzen Senator gewählt. Gott habe das Rassismusproblem gelöst. Wer an Jesus Christus glaube, könne nicht rassistisch sein. Alle Menschen, egal welcher Hautfarbe, seien Gottes Schöpfung.
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