Notizen aus Benelux und Frankreich

Niederlande:

Flanderns Extremrechte

bei den niederländischen Evangelisten

Mitglieder der Gemeinde des Evangelisten Jan Zijlstra haben zu der Einweihung des neuen Tempels in Leidendorp im November den Chef der flamischen rechtsextremen Partei „Vlaams Belang“ Filip Dewinter eingeladen. Sie sehen Parallelen zwischen der Partei und den Zielen der Gemeinde hinsichtlich der Unterstützung Israels gegen die Muslime und in der Betonung des Nationalstolzes. Zijlstra selbst lehnt die Einladung ab, aber wenn Dewinter vielleicht demnächst zum Bürgermeister von Antwerpen gewählt wird, sieht die Sache bereits anders aus.

Mehr (Niederländisch): http://www.aciweb.nl/artikelen/artikel-958.html

 

Keine direkte Evangelisierung der polnischen Katholiken

Die für die Evangelisierung von katholischen Gläubigen eintretende niederländische Organisation “In de Rechte Straat” (in der rechten Strasse) bekommt vom zuständigen polnischen Gericht keine Genehmigung zur Niederlassung in Polen. Die Ablehnung geschah auf Grund angeblich formaler Fehler des Antrages. Die Wiederholung der Prozedur kann aber lange dauern und deshalb wird die Aktion nun ohne Registrierung aus Holland mittels Website und eigener Zeitschrift gestartet.

Mehr (Niederländisch) http://www.nd.nl/document.aspx?document=nd_artikel&vorigDocument=&id=79378

 

Israel, we love you

Der Verein “Christen voor Israel” hat einen neuen Weg zur Unterstützung der fundamentalistischen Christen in Israel gefunden. Für jeweils 2,50 € können die niederländischen Christen Schlüsselanhänger kaufen und die werden dann mit ihren Namen drauf in Israel verteilt. Er hat die Form einer Mühle und kann leuchten. Der Anhänger steckt in einem blauen Kästchen mit der Aufschrift „Greetings from Holland“ und in hebräischer Sprache der Psalm 29:11 (Der Herr wird sein Volk stärken, der Herr wird sein Volk mit Frieden segnen.)

Mehr (Niederländisch): http://www.aciweb.nl/artikelen/artikel-960.html

 

Biblisches Versprechen anzuzweifeln ist gefährlich

Manche reformierte Christen sind zwar von der Wahrheit der Bibel überzeugt, aber zugleich bezweifeln sie, dass die darin enthaltenen Versprechungen auch für sie gültig seien. Der reformierte Prediger Van den Belt findet dies gefährlich für den Glauben. Er verteidigt die Idee der Autopistie Calvins, wonach der Bibel in sich selbst, als Äußerung des heiligen Geistes ihre Glaubwürdigkeit findet. Negative subjektive Erfahrungen dürfen diese Autopistie nicht schwächen, sonst öffnet man den Weg für das Freidenkertum. Aber auch den absoluten Wahrheitsgehalt der Bibel solle man nicht übertreiben, sonst entstehe Fundamentalismus und man verliere den Kontakt zu modernen Menschen.

Mehr (Niederländisch):

http://www.nd.nl/document.aspx?document=nd_artikel&vorigDocument=&id=79290

 

Die Überalterung ist ein Segen Gottes

Die Überalterung der Niederlande ist ein Segen Gottes, sagt der Sprecher der „Partei gegen die Überbevölkerung“. Die Partei ist der Meinung, dass es zu viele Leute in den Niederlanden gäbe. Sollten die Menschen weiterhin so viele Kinder machen, gehe die Welt einer Katastrophe entgegen.

Mehr (Niederländisch): http://www.nieuws.nl/301023/Vergrijzing_is_een_zegen_van_God

 

Belgien

Musik und Feueralarm gegen Rechts

Auf Initiative des Popsängers Tom Barman, von der international bekannten Gruppe dEUS, demonstrierten hunderte Künstler vorige Woche mit vier Konzerten („Festival 011“) gegen die Gefahr von Extremrechts in Belgien. Die meisten Zuschauer (40.000) gab es in der durch eine extremrechte kommunalpolitische Mehrheit bedrohten Stadt Antwerpen. Auf allen Konzerten waren wichtige Politiker des Landes präsent. Insbesondere die Teilnahme des bekannten Sängers Helmut Lotti machte Eindruck und der Chef der rechtsextremen Partei „Vlaams Belang“ schrieb ihm dann auch einen Protestbrief, während andererseits der Bruder von Lotti auf Wahlveranstaltungen dieser Partei auftrat. Einige Tagen später wurde in mehr als hundert belgischen Museen, Kunstzentren und Kunstakademien Feueralarm gegen Rechts ausgelöst. Alle Besucher und Mitarbeiter wurden evakuiert und zeigten so ihre Solidarität mit den Aktionen der belgischen Künstler gegen Extremrechts und für Verständigung.

Mehr (Niederländisch): http://www.demorgen.be/telex/index.html?newsrss=B346400;

http://www.parool.nl/nieuws/2006/OKT/02/buit1.html

 

Orthodoxe Juden dürfen nicht wählen

Weil die belgischen Kommunalwahlen am 8. Oktober mit dem jüdischen Laubhüttenfest zusammenfallen, können die orthodoxen Juden nicht an den Wahlen teilnehmen. Es ist ihnen in dieser Zeit verboten, zu schreiben. Sie verlangten einen extra Wahltermin, aber das wurde abgelehnt. Nun dürfen sie per Vollmacht ihre Stimme abgeben. Trotzdem entstehen in den jüdischen Viertel Antwerpens dadurch Probleme, weil es an Personal für die Wahlbüros fehlt.

Mehr (Niederländisch):

http://www.hbvl.be/nieuws/binnenland/default.asp?art=AB9B45BF-70C6-4512-8789-777F8B648827

 

Brüssel soll menschlicher werden

Vom 28.10 bis 5.11 findet in Brüssel die vierte europäische Konferenz der katholischen Evangelisierung statt. Brüssel, als Symbol der europäischen Gemeinschaft, soll durch das Evangelium und die Christen dieser Stadt (65 % der 2,5 Million Einwohner) menschlicher werden. Kardinal Daneels ruft dazu alle Christen, aber auch Nichtchristen der Stadt auf, über ihre Verantwortung für die Schaffung menschlicher Verhältnisse nachzudenken: Der christliche Glauben mache die Menschen menschlicher und somit auch die Stadt. Erwartet werden mehr als 100.000 Teilnehmer aus ganz Europa und etwa 50 Kardinäle. Das Ganze soll 1 Million Euro kosten.

Mehr (Französisch): http://www.bruxelles-toussaint2006.be.

 

Vlaams Belang will einen Verhaltenscodex für Antwerpen

Sollte die rechtsextreme Partei „Vlaams Belang“ am 08.10.06 bei der Kommunalwahl die Mehrheit in Antwerpen erringen, will sie einen Verhaltenskodex einführen, mit dem bestimmte nichtflämische Verhaltensweisen bestraft werden können. So wird das Sprechen der niederländischen Sprache verlangt und Ausländer zu mehr legalen Verhaltensweisen aufgefordert. Die städtische Verwaltung soll auch jedes zweite Jahr ein Referendum zu den Ergebnissen der kommunalen Politik organisieren.

Mehr (Niederländisch): http://www.hln.be/hlns/cache/det/art_270561.html?wt.bron=RSS

 

 

Die Neubelgier der Städte retten die Demokratie in Flandern

Bei den Belgischen Kommunalwahlen vom vergangenen Sonntag setzte die rechtsextreme Partei „Vlaams Belang“ zwar ihren Erfolgskurs in Flandern fort und verdoppelt fast ihre Mandate, aber doch scheint sich das Tempo des Zuwachses zu vermindern.

Besonders in der größten Stadt Flanderns, Antwerpen, wird das sichtbar. Hier ist die drohende Gefahr einer absoluten Mehrheit und eines rechtsextremen Oberbürgermeister durch den auf seine Person ausgerichteten außerordentlich erfolgreichen Wahlkampf des Kandidaten der Sozialisten, Patrick Jansens, gebannt. Die flämischen Sozialisten sind überhaupt, neben dem „Vlaams Belang“, die Sieger in Flandern, während die Christendemokraten als nach wie vor stärkste Partei stagnieren. In Wallonien verlieren die Sozialisten zwar leicht, bleiben aber, trotz einiger Skandale, die stärkste Partei.

Erste Analysen zeigen aber, dass die Rechtsextremen in Flandern nur dort verloren haben oder gestoppt werden konnten, wo es viele eingebürgerte Ausländer gibt. Etwa achtzig Prozent der so genannten Allochtonen - „Belgier ausländischer Herkunft“ - sind in den großen Städten zur Wahlurne gegangen und haben nachweislich „Vlaams Belang“ gestoppt. Besonders in Gent und in Antwerpen-Zentrum wo der Anteil der Neubelgier mit mehr als 5 % gegenüber den vorherigen Wahlen gestiegen ist, hat sich dieser Effekt ausgewirkt. In den Randgemeinden Antwerpens holten die Rechtsextremen demgegenüber bis zu 45 % der Stimmen.

Mehr (Niederländisch):

http://www.gva.be/nieuws/Politiek/default.asp?art={10A08256-0C91-41DB-8403-2748AEC1E991}

 

Frankreich

Manifestation in Lyon für die Öffnung eines islamischen Gymnasiums

Am Donnerstag voriger Woche demonstrierten hunderte Personen in Lyon gegen das Verbot der Gründung eines privaten islamischen Gymnasiums. Das Gymnasium sollte vollständig durch die islamische Gemeinschaft finanziert werden. Es würde aber nach Meinung der Behörden gegen die Sicherheit verstoßen. Die Demonstranten hoben hervor, dass sowohl die Katholiken als auch die Juden private Schulen besitzen und es sich hier um eine Diskriminierung der islamischen Franzosen handele. Nach Lille wäre Lyon die zweite Stadt mit einem solchen Gymnasium in Frankreich.

Mehr (Französisch): http://www.liberation.fr/actualite/reuters/reuters_france/208804.FR.php?rss=true

 

Die Toleranz und die Affäre Redeker

Robert Redeker, ein Philosophieprofessor aus Toulouse, lebt mit seiner Familie seit dem 21. September unter Polizeischutz im Verborgenen. Nach der Veröffentlichung abfälliger Äußerungen über den Propheten Mohammed, den er als "gnadenlosen Kriegsherrn, Plünderer, Judenmörder und Polygamisten" bezeichnete, hat er Morddrohungen erhalten. Bekannte Persönlichkeiten haben nun im Namen der Meinungsfreiheit in einem Appell an die Regierung Solidarität mit ihm eingefordert. Laurent Fabius, einer der PS-Kandidaten für das Präsidentenamt, hat sogar Chirac aufgerufen, sich endlich zu der Affäre zu äußern. Redeker hatte sich in Interviews über die Gefahr des Islams geäußert und vertritt der Meinung, dass der Islam, im Gegensatz zum Christen- und Judentum, nach wie vor Gewalt verherrliche. Diese einseitige Ausrichtung der Redekerschen Äußerungen führte zu Kritik von Seiten der Regierung, antirassistischer Vereinen und Gewerkschaften. Diese wiederum rief Gegenargumente hervor. Jacques Julliard, Redaktionsdirektor der linksliberalen Zeitung Nouvel Observateur z.B. wendet sich in diesem Zusammenhang gegen die Toleranz fundamentalistischen Glaubens. Heute sind fast 50 % der Franzosen der Meinung, dass man Religionen nicht kritisieren darf. Toleranz wird so zum letzten Bollwerk des Fanatismus und begrenzt die Freiheit zum Denken und Diskutieren. Statt der Toleranz sollte man die Laizität verteidigen. Sie impliziert nicht nur die Trennung van Staat und Kirche, sondern auch das intellektuelle Primat der Vernunft.

Mehr (Französisch): http://permanent.nouvelobs.com/societe/20061004.OBS4600.html?idfx=RSS_societe

http://permanent.nouvelobs.com/societe/20061005.OBS4635.html?idfx=RSS_societe

http://permanent.nouvelobs.com/societe/20061003.OBS4400.html?idfx=RSS_societe

 

Der Bischof von Avignon will den obligatorischen Religionsunterricht wieder einführen

Der Bischof von Avignon, Jean- Pierre Cattenoz, droht allen pädagogischen Einrichtungen seines Bistums die Anerkennung als katholische Schule zu entziehen, wenn se keinen Religionsunterricht im Unterrichtsprogramm haben. Zu viele Schulen würden das Christsein auf humanistische Prinzipien „reduzieren“ und vergessen dadurch die Botschaft von Jesus Christus. Das Gesetz Debré von 1959 scheint sein Ziel zu erreichen: ein milder Katholizismus führt zu seinem Verschwinden.

Mehr (Französisch):

http://www.lefigaro.fr/france/20061004.FIG000000028_ecoles_catholiques_un_eveque_exige_l_enseignement_de_la_foi.html

 

Internationales

Protest gegen die Abschaffung der Schulbeichte in Griechenland

Staat und Kirche sind in Griechenland kaum voneinander getrennt. Obwohl die Religionsfreiheit verfassungsmäßig garantiert wird, ist die orthodoxe griechische Kirche die Staatskirche Griechenlands und das wird durch das „Ministerium für Bildung und religiöse Angelegenheiten“ organisiert. Jedes neue Schuljahr werden die Schulgebäude geweiht und müssen die Schüler beichten. Dieses Jahr hat das Ministerium jedoch die obligatorische Beichte abgeschafft. Die Synode der griechischen Kirche protestierte sofort, weil dies nur den Wünschen von einigen wenigen nicht zur Erziehung geeigneten „Progressiven“ entsprechen würde und in Widerspruch zur Verfassung stände.

Mehr (Niederländisch):

http://standaard.typepad.com/en_nu_even_elders/2006/10/biechten.html

 

Die Oktoberrevolution und die Rechtgläubigen

Mehr und mehr russische Gläubige sind der Meinung, dass nicht die Oktoberrevolution die Ursache für die heutigen Missstände in Russland ist, sondern das Schisma zwischen Orthodoxie und Rechtgläubigkeit. Es entstand aus der Kirchenreform des Zaren Alexei Michailovitsch im XVII. Jahrhundert, der unter Einfluss der Griechen und der katholischen Polen die russische Orthodoxie gründete und die alten Riten zurückdrängte. Auf der erzbischöflichen Synode vom Oktober 2004 in Moskau wurde die These verteidigt, dass das religiöse Schisma als Ursache für die Oktoberrevolution zu gelten habe und deshalb auch den heutigen sozialpolitischen Zuständen zu Grunde liegen würde.

Am 21. Juli d.J. nun zelebrierte der Metropolit Juvenal zum ersten Mal offiziell wieder eine Messe nach dem unter Iwan III gültigen alten Ritual. Dies könnte als erster Schritt zur Wiederherstellung der russischen Kirche als Nachfolger der alten byzantinischen Kirche (der Katekhon – oder das dritte Rom) weg von der westlichen Modernität interpretiert werden.

Mehr (Französisch): http://religion.info/french/articles/article_268.shtml