Wachsende Vorurteile in Europa

BERLIN. (hpd) Besorgniserregende Ergebnisse einer internationalen Studie über Vorurteile unterstreicht die Bedeutung

des gemeinsamen Ethikfaches in Berlin

 

Nach den in der vorigen Woche veröffentlichten Ergebnissen einer Studie des Pew Research Center in Washington haben in den letzten Jahren die Vorurteile in Europa gegen Juden und Muslime, aber auch gegen Christen tendenziell deutlich zugenommen. So stiegen von 2004 bis 2008 negative Haltungen in der deutschen Bevölkerung gegen Juden von 20 auf 25 Prozent, gegenüber Muslimen von 46 auf 50 Prozent und gegen Christen von 9 auf 17 Prozent.

Dazu erklärt der Koordinator der Initiative Pro Ethik, Gerd Eggers: "Diese besorgniserregenden Ergebnisse der Vorurteilsforschung unterstreichen aus Sicht unserer Initiative die Bedeutung eines gemeinsamen Ethikfaches für alle Schülerinnen und Schüler mit ihrer verschiedenen religiösen, weltanschaulichen und kulturellen Herkunft.

Wir fordern die Initiative Pro Reli und ihre UnterstützerInnen auf, doch noch über die gesellschaftliche Verantwortbarkeit ihrer Bestrebungen nachzudenken und den schlagwortgeleiteten Kampf gegen den gemeinsamen Ethikunterricht einzustellen.

Unsererseits werden wir alles daran setzen, dass sich in den nächsten Monaten ein breites Bündnis Pro Ethik für gegenseitigen Respekt und die Entwicklung einer Dialogkultur bildet. Wir sind der Überzeugung, dass eine Mehrheit der Berlinerinnen und Berliner sich für ein Modell der Integration und damit gegen ein Modell der Trennung und der Förderung von Parallelgesellschaften entscheiden wird.

Diskussionen der 1960er Jahre

Hier sei daran erinnert, dass so auch der in den 1960er Jahren heftig geführte Streit um Konfessionsschulen in der alten Bundesrepublik endete, in dessen Verlauf der Deutsche Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen 1962 appelliert hatte: 'Wie auch immer das Schulwesen organisiert sein wird, die reale Begegnung mit weltanschaulich anders Gegründeten muss schon geschehen, während in den Kindern und Heranwachsenden deren geistige Welt sich bildet, damit nicht Vorurteile sich festsetzen und Richtungen des Misstrauens habituell werden, gegen die später nur schwer anzukommen ist.

Kinder und junge Menschen dürfen nicht ohne die Erfahrung aufwachsen, dass sie irren, wenn sie Andersglaubende oder Andersdenkende nur als abergläubisch oder irrgläubig oder glaubenslos betrachten und die menschliche und geistige Verbindung mit ihnen für unmöglich halten.

Jede unserer weltanschaulichen Positionen hat die Möglichkeit, aus ihrer eigenen Lehre selbst darzutun, dass alle Menschen einander Achtung, Verständnis und Liebe schulden, und sie pflegt auch wirklich so zu lehren. Aber diese Belehrung, so wichtig sie ist, genügt doch nicht. Achtung und Verständigungsbereitschaft wollen nicht nur aus lehrhafter Überzeugung bejaht, sondern auch lebendig geübt sein, sonst bleiben auch die Erfahrungen aus, wie viel uns von Position zu Position gemeinsam ist.' (Quelle: s. Anlage)

Gerd Eggers betont: „Die Initiative Pro Ethik ist sich dessen bewusst, dass in Berlin eine Debatte geführt wird, die auch für andere Bundesländer beispielhaft ist."

 

Deutsche Zusammenfassung der Studie des Pew Research Centers

CF