Gott und das Böse

Wenn Gott allmächtig, allwissend und allgut ist, warum gibt es dann das Böse auf der Welt? Wie gut sind die Antworten auf diese Frage?

Nehmen wir des Arguments wegen an, dass der Schaden, den Menschen anrichten, aus einem Missbrauch unseres freien Willens resultiert (obwohl man durchaus anmerken könnte, dass ein allguter Gott Hitler aufgehalten hätte).

Dann bleiben immernoch genetische Geburtsfehler, genetische und zugezogene Krankheiten und Naturkatastrophen übrig.

Hier sind die „Top 12 Entschuldigungen“, die religiöse Menschen anführen, um das schreckliche Verhalten ihres Gottes wegzuerklären.

 

 

 

1.) Unbekanntes größeres Gut

Die erste Entschuldigung lautet, dass Gott etwas Böses anstellen oder erlauben muss, um damit ein unbekanntes größeres Gut zu erreichen.

Aber schränkt das nicht Gottes Wissen und seine Macht ein? Heißt das nicht, dass sich Gott keine bessere Möglichkeit hat einfallen lassen können, um seine Ziele zu erreichen, als unschuldige Menschen zu quälen?

 

2.) Das Böse ist eigentlich die Liebe Gottes

Die zweite Entschuldigung lautet, dass das, was wir als „böse“ ansehen, eigentlich ein Beispiel für die „Liebe Gottes“ ist.

Das ist jedoch eine Definition von Liebe, die wir nicht verstehen können, weil sie genau das Gegenteil von dem darstellt, was wir unter Liebe verstehen. Also können wir nicht wissen, dass „Gottes Liebe“ wirklich Liebe ist – wir müssen es jemandem aufs mäßig überzeugende Wort glauben.

Wenn Krankheit ein Beispiel für die Liebe Gottes ist, sollten wir dann nicht alle versuchen, so krank wie möglich zu werden? Verletzen Ärzte den „Willen Gottes“, wenn sie versuchen, Krankheiten zu heilen?

3.) Wir brauchen das Böse, um das Gute zu würdigen

Der dritten Entschuldigung zufolge würden wir ohne das Böse das Gute nicht rechtfertigen können.

Aber könnte uns Gott nicht einfach eine Würdigung des Guten ermöglichen? Warum sollten wir gefoltert werden, nur um das Gute zu würdigen?

Krankheiten und Naturkatastrophen sehen wie schamlose Grausamkeit seitens Gott aus. Ohne Krankheiten und Naturkatastrophen könnten wir uns immernoch mit Gut und Böse im Sinne von moralischen Dilemmata und menschlichen Handlungen auseinandersetzen.

4.) Verurteile die Vorfahren und verurteile das Opfer

Laut der vierten Entschuldigung ist alles Böse, das geschieht, unsere Schuld, entweder direkt aufgrund von etwas, das wir getan haben oder indirekt aufgrund unserer „Vorfahren“ Adam und Eva.

Das ist bekannt als „Verurteilung des Opfers“. Ein Missbrauchsopfer glaubt typischerweise, je mehr oder weniger es bestraft wird, desto mehr oder weniger wird es geliebt.

Aber was hat ein unschuldiges Baby jemals getan, um einen Geburtsfehler zu verdienen?

Und welche Art von Gerechtigkeit macht Kinder für die Sünden ihrer längst verstorbenen Vorfahren verantwortlich?

 

5.) Das Böse ist notwendig für den freien Willen

Laut der fünften Entschuldigung hätten wir ohne das Böse keinen freien Willen und wären „Roboter“.

Aber was haben Geburtsfehler, Krankheiten und Naturkatastrophen mit dem freien Willen zu tun? Haben kranke Menschen mehr freien Willen als gesunde Menschen?

Gott erschuf angeblich einen Himmel, wo es keine Krankheiten gibt. Sind die Menschen im Himmel Roboter?

6.) Der Teufel hat es gemacht

Die sechste Entschuldigung besagt, dass Gott nicht wirklich verantwortlich ist für das Böse in der Welt, der Teufel ist es. Aber wer hat den Teufel erschaffen? Und ist Gott nicht angeblich allmächtig? Kann er den Teufel nicht aufhalten?

7.) Das Böse bleibt nicht lange

Der siebten Entschuldigung zufolge ist das Elend, das uns auf der Erde geschieht, kurz im Vergleich zu einer Ewigkeit im wunderbaren Himmel.

Na und? Ist das wirklich eine Entschuldigung dafür, Menschen zu quälen?

8.) Das Böse ist notwendig für das Mitleid

Laut der achten Entschuldigung ist das Böse notwendig, damit wir Mitleid erlernen.

Aber wenn Gott uns mitleidsvoll haben wollte, warum hat er uns nicht einfach so erschaffen? Wozu dieser sadistische Plan, unschuldige Babies zu quälen, um in ihren Eltern Mitleid zu erregen?

9.) Leid entwickelt den Charakter

Der neunten Entschuldigung zufolge entwickelt Leid den Charakter.

Die Entwicklung des Charakters mag gelegentlich Anstrengung benötigen – wie anderen helfen, studieren, Sportsgeist – nichts davon bedroht unser Leben.

Aber was für eine Art von Charakter soll ein Baby entwickeln, das mit einem so schweren Geburtsfehler geboren wird, dass es nur ein paar Tage lebt?

10.) Gott prüft unseren Glauben

Die zehnte Entschuldigung lautet, dass das Böse Gottes Weg ist, um unseren Glauben zu testen, wie Hiob im Alten Testament.

Sollte das wahr sein, welchen Sinn ergibt es, einen „Loyalitätstest“ bei einem Kleinkind durchzuführen, das an einer Krankheit oder Naturkatastrophe stirbt?

11.) Der Schöpfer hat immer recht

Der elften Entschuldigung zufolge hat Gott immer moralisch recht, wenn er Menschen quält, weil er sie erschaffen hat.

Aber das verwechselt die Macht, jemanden zu quälen, mit dem Recht, jemanden zu quälen.

Haben die Eltern, die ein Kind erschaffen haben, das Recht, dieses Kind zu quälen? Wird Macht zu Recht?

12.) Das Böse ist notwendig, um Gottes Existenz zu beweisen

Wenn es nach der zwölften Entschuldigung geht, beweist die Existenz des Bösen die Existenz von Gott, weil wir ohne gottgegebenen Sinn von gut und böse nicht in der Lage wären, Dinge überhaupt als gut oder böse zu identifizieren.

Aber kann ein allmächtiger, allwissender, allguter Gott nicht mit einer besseren Möglichkeit ankommen, seine Existenz zu beweisen, als uns zu quälen? Warum enthüllt er sich nicht einfach?

Fazit: Gott sind die Entschuldigungen ausgegangen. Er ist entweder unfähig, gleichgültig oder grausam. Eine andere Möglichkeit, die Fakten zu vereinbaren, besteht darin, auf die Nichtexistenz von Göttern zu schließen.

Übersetzung: Andreas Müller

Quelle: Minnesota Atheists, August Bergshire

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