Notizen aus Frankreich

(hpd) Erneut ein unruhiger Monat in Frankreich, da die Lefevbristen putschen, Terror in der Fremdenlegion herrscht, die Kreationisten in Aufwind sind, der Kampf um die Sterbehilfe sich verschärft und die Kirche unter der Finanzkrise leidet. Außerdem erneut Ärger mit dem Kopftuch beim Friseur und im Fitnessklub. Und natürlich wie immer die monatliche Ecke Sarkozys.

Revolution beim Heiligen Nikolaus: Die Laien nehmen die Sachen in die Hand

01.03.09, Paris -Seit 32 Jahren nicht mehr gesehen vor der Sankt Nikolauskirche von Chardonnet, der Hauptkirche der Pius X Brüderschaft in Paris: Laien verteilten dort am 22.02.09 Tausende Flyer. Die Organisatoren sind bis jetzt unbekannt, aber ihre Ziele werden in der Überschrift des Pamphlets deutlich: Weder Anschluss, noch Spaltung! Und sie stellen die Frage: In welcher Kirche werden wir noch zur Messe gehen können, wenn die Pius X Kirche angeschlossen wird? Darum fordern sie: Bleiben wir dem wahren Glauben, den wahren Sakramenten, dem Kampf von Msgr. Lefèbvre treu! Nein zum doppelten Spiel! Nein zum Vatikan II! Genug Konferenzen, unterstützen sie den Widerstand unserer Priester. Offensichtlich haben die Laienmitglieder der Kirche in Anbetracht der Zugeständnisse zu Rom kein Vertrauen mehr in den eigenen Klerus.

Abt Beauvais, Haupt der Pariser Kirche, hat das Flugblatt als „subversiv" bezeichnet und wirft den Initiatoren vor, nicht vorher mit ihm gesprochen zu haben, da er eine hierarchische Autorität über die Gläubigen besitze.

Viele stellen sich nun die Frage, ob es jetzt zu einem Streik der Messe und der Spenden kommt, wie die Protestler es verlangen? Einige wollen sogar die Demission oder den Ausschluss von Msgr. Bernard Fellay, dem Kirchenoberhaupt der Lefevbristen. Steht man vor einem Auseinanderbrechen der Lefevbristenbewegung? (Französisch)

Françoise will Hania, Richard will wieder Yussef heißen

26.02.2009, Paris - "Ich heiße Françoise, aber das bin ich nicht, ich erkenne mich nicht!" Sie möchte Hania heißen, und Richard will wieder seinen alten Familiennamen Yussef. Sie weigern sich zu akzeptieren, dass ein Name für das ganze Leben gilt. Sie ertragen nicht mehr ihren standesamtlichen Namen.

Im Gericht von Paris hat die Kanzlei im vergangenen Jahr 290 Entscheidungen zur Änderung der Vornamen getroffen. 80% der Anträge waren aus religiösen und 20% aus verschiedensten Gründen motiviert. Die "aus religiösen Gründen" betreffen hauptsächlich die Konvertierung zum Islam, die "verschiedensten Gründe " betreffen Stornierung der Einbürgerung, Anträge auf Aufnahme eines zweiten oder eines dritten Vornamens oder Änderungen des standesamtlichen Registers im Zusammenhang mit der Veränderung des Geschlechts. Doch sind die Anträge auf „Französisierung" am zahlreichsten: Männer wollen die Französisierung ihres Namens vor allem, um besser Arbeit zu finden." (Französisch)

Projekt einer muslimischen Schulgruppe

26.02.09, Chelles - Die Verwaltung der Moschee von Chelles in Seine-et-Marne wünscht, eine private muslimische Schule zu bauen, die Grundschul-, Mittelschul- und Gymnasialklassen aufnimmt. Sie sei offen für alle, aber organisiert auch traditionelle Kurse über die Werte des Islams. Nach dem Präsidenten des Verwaltungsvereins der Moschee, Driss Ghinimi, scheint das Projekt Begeisterung auszulösen: „Wir haben Tausende Antworten mit Spenden von 1 bis 5.000 € erhalten (...) Noch nicht verheiratete Paare melden sogar ihre künftigen Kinder an!".

Der Bürgermeister von Chelles betonte den „privaten" Charakter des Projekts, zu dem „die Gemeinde sich nicht zu äußern hat." (Französisch)

Sehr spezielle Ausbildung in der Fremdenlegion

23.02.09, Castelnaudary - Aufgrund des Berichtes über die Situation der Menschenrechte in der französischen Armee hat die Assoziation zur Verteidigung der Rechte der Soldaten (Adefdromil), eine mit Bildern dokumentierte Zeugenaussage zu den Schikanen erhalten, die die Legionäre während ihrer Instruktionsperiode erfahren. Obwohl nach General Pichot de Champfleury, Kommandant der Fremdenlegion, „die Legion wesentlicher Bestandteil des Heeres ist, und... durch dieselben Texte geleitet wird, nämlich das allgemeine Statut der Soldaten von 2005", behauptet Adefdromil, daß zwar „keiner der Legionäre, die uns kontaktieren, sich über die Härte der Ausbildung beklagt. Andererseits fast alle sich über Schikane, entwürdigende Behandlungen meistens seitens kleinerer, schlecht kontrollierter Dienstgrade beklagen, die, was sie selbst erlebt haben reproduzieren." Zur Illustration publizierte Adefdromil einige Photos von speziellen nächtlichen Aktivitäten eines Regimentes der Fremdenlegion in Castelnaudary. (Französisch)

Die evangelische Allianz der Schweiz ist bereit, die atheistische Plakatkampagne zu unterstützen

22.02.09, Schweiz - Die evangelische Allianz der Schweiz (AES), unterstützt die Organisation einer „atheistischen Kampagne" im öffentlichen Verkehrswesen der Schweiz, wie die in England und in Spanien. Die AES nimmt das Projekt positiv auf, da sie denkt, dass die Formel der Briten „Gott gibt es wahrscheinlich nicht" die Tür für Zweifel und also auch für die Existenz Gottes offen läßt. Hansjörg Leutwyler, Generalsekretär des AES, glaubt, dass diese Werbekampagne sich auf eine existenzielle Frage bezieht, weit weg von den materiellen Sorgen und dem Konsumismus, die die Welt der Werbung beherrschen. Die evangelische Partei der Schweiz demgegenüber denkt über eine Gegenkampagne nach.

Die Geldsammlung für die Kampagne hat auf Initiative der „ Schweizer Assoziation der Freidenker" am 23. Februar begonnen. Sie hofft, einige Tausende CHF zusammen zu tragen. (Französisch)

Die Schulen werden immer mehr mit evolutionskritischem Kreationismus konfrontiert

21.02.09, Frankreich - Durch AFP befragt, meinen die Lehrer für Naturwissenschaften und Lebenskunde (SVT), dass die Idee, die Welt werde von göttlichem Wesen bestimmt und die von kreationistischen Gymnasiasten befördert wurde, immer häufiger zur Anfechtung des Unterrichts der Evolutionstheorie führt. „Wir haben seit 5-6 Jahren eine Rückkehr dieser Gedanken, die einen Anstieg des Kreationismus in Frankreich widerspiegelt, während es zuvor eine Ausnahme war", sagt Annie Mamecier, Dekan der Gruppe der Naturwissenschaften bei der Generalinspektion des Bildungs- und Schulwesens. Frau Mamecier schätzt die Anzahl der Schüler „zwischen 5 und 10 %", die während der Kurse oder in ihren Ausarbeitungen Feindseligkeit gegenüber den Theorien von Darwin ausdrücken. Die Schüler, die das am meisten manifestieren, sind muslimischen Ursprungs. Für Jean-Baptiste de Panafieu, schöpfen diese Schüler „ihre Informationen über das Internet, über kreationistische, antidarwinistische Websites wie die des Türken Harun Yahya. Nach Carole Diamant, Philosophielehrerin am Gymnasium Auguste Blanqui in Saint-Ouen und Autorin des Buches „Schule, miniertes Gelände" (Ausgaben Liana Lévis, 2005), gehen „Kritiken" der Schüler jetzt tiefer und haben sich seit Beginn der Jahre 2000 verschärft. „Als ich mein Buch geschrieben habe im Jahre 2004, war die Kritik oberflächlich und spontan. Etwas, was auf eine Predigt oder auf eine hier oder dort gehörte religiöse Meinung verwies", erklärt sie. „Heute sind die Kinder sicher in ihrem Glauben. Sie halten an ihren Positionen fest. Nach Pierre Clément, Professor an der Universität Lyon 1 sind in Frankreich zwar „2 % der Lehrer Kreationisten", allerdings ist „Frankreich das Land, wo es die wenigsten radikalen Kreationisten gibt." (Französisch)

Die Staatsanwaltschaft verweist Scientology an die Strafkammer

21.02.09, Paris - Die obere Staatsanwaltschaft hat die Gültigkeit der Klage der „Nationalen Union der Vereine zur Verteidigung der Familien und des Individuums" (Unadefi) gegen die Scientologen bestätigt. Sie werden „wegen Betrug und wegen illegaler Ausübung der Medizin" angeklagt. Sie widerruft damit die Entscheidung eines Pariser Untersuchungsrichters von Oktober 2007, der nach Ablauf von 25 Jahren das Verfahren eingestellt hatte und wogegen drei zivile Kläger Berufung eingelegt hatten. (hpd berichtete) Für die Staatsanwaltschaft erscheint die Scientologykirche in dieser Akte als ein Handelsunternehmen, das die Verletzbarkeit von Personen ausnutzt. Zwanzig Personen, unter ihnen der ehemalige Präsident der Scientologen Jean-Paul Chapellet und zahlreiche Führungskräfte der Organisation sind durch diese Anklage, die im Jahre 1989 erhoben wurde, betroffen. (Französisch)

Ein spezieller Frisursalon für verschleierte Frauen

20.02.09, Suresnes - In Suresnes schlägt ein Salon vor, für Frauen die wünschen, sich vor Blicken geschützt frisieren zu lassen, einen Saal für verschleierte Frauen zu reservieren. Von der Gewerkschaft der Friseure bis zu den Vereinen des Viertels und im Rathaus ist man schockiert: So was hat man hier noch nie gesehen! Der Salon existiert jedoch bereits lange unter dem Namen „My Hair Lady" inmitten eines Plattenbauviertels und hat schon immer eine solche isolierte Ecke. (Französisch)

Ein Gesetzentwurf, um die Euthanasie zu legalisieren

19.02.09, Paris - Abgeordnete der Mehrheit haben einen Gesetzentwurf vorgelegt, der darauf abzielt, die Euthanasie zu legalisieren. Nach ihnen geht der Leonetti-Bericht über das Lebensende (hpd berichtete) nicht weit genug. Der Erstunterzeichner des Vorschlages, André Wojciechowski, glaubt, dassdas Problem der palliativen Pflege darin besteht, dassie Wochen sogar Monate dauern kann, das heißt genauso viel Zeit des Leides für den Patienten". Die Mitunterzeichner verweisen auch auf die Tatsache, daß „andere Länder, Nachbarn von uns, den Weg geebnet haben", und dass man nicht dauerhaft die Augen schließen kann vor einer Tendenz, die sich so schnell verbreitet. Die Sitten entwickeln sich, und heute stellt die Euthanasie (...) den einzigen möglichen Ausweg für unheilbare Patienten dar, die diese Lösung wünschen". Im November 2008 hatte der Senator Alain Fouché (UMP) bereits einen ähnlichen Vorschlag vorgelegt, aber dieser war durch die Kommission der sozialen Angelegenheiten des Senats nicht auf die Tagesordnung gesetzt worden.(Französisch) Text des Gesetzentwurfes (Französisch)

Zuwendung zur Begleitung des Lebensendes einstimmig angenommen

18.02.09, Paris - Aufgrund des Antrags von Francois Fillon ist ein Gesetzentwurf, der eine „tägliche Zuwendung für die Begleitung einer Person am Ende des Lebens", einstimmig in der Nationalversammlung angenommen worden. Unterschrieben ist er mvon Jean Léonetti (UMP), dem Sozialisten Gaetan Gorce, der Kommunisten Michel Vaxès und dem Zentristen Olivier Jardé. Er muss jetzt noch durch den Senat angenommen werden. Der Vorschlag zielt darauf ab, allen Lohnempfängern und unabhängigen Beschäftigten die Möglichkeit zu geben „ihre Berufstätigkeit zu unterbrechen und 49 € pro Tag zu bekommen, um zu Hause einen Patienten in fortgeschrittener oder in der Abschlußphase einer ernsten oder unheilbaren Krankheit zu begleiten". Dies für höchstens drei Wochen, durch die Krankenversicherung finanziert und unter der Voraussetzung, ein Familienmitglied des Patienten zu sein oder mit ihm zusammen zu wohnen.

Der Vorschlag wurde vom Minister für Gesundheit, Roselyne Bachelot, als „ein Text der Zivilisation" begrüßt. Der Abgeordnete Bernard Perrut (UMP), Berichterstatter der Kommission für soziale Angelegenheiten, unterstrich die Notwendigkeit, auch die Personen zu unterstützen, die ihre Angehörigen im Krankenhaus begleiten. Damit die Zuwendung einen Sinn hat, haben außerdem mehrere Abgeordnete den Wunsch geäußert, die palliative Pflege für zu Hause zu entwickeln, denn 3/4 der Franzosen verlangen, eher zu Hause als im Krankenhaus zu sterben.

Radikale Abgeordnete der Linke bedauerten, daß die Dauer der Unterbrechung der Berufstätigkeit nur bei drei Wochen liegt, und argumentierten, daß „man den Tod nicht datieren kann". Für Jean-Luc Roméro, Präsident der Assoziation für das Recht, in Würde zu sterben (ADMD), ist dieser Vorschlag „nur „Sand in den Augen", um das Problem der Euthanasie nicht zu thematisieren."

Nach den Prognosen des Gesundheitsministeriums, könnte die Zuwendung pro Jahr zwischen 20.000 und 30.000 Personen betreffen. (Französisch)

Zweites internationales Laizistisches Treffen

17.02.09, Saint Denis - Zwei Jahre nach dem ersten internationalen laizistischen Treffen in Montreuil (Februar 2007), stellen die Organisatoren fest, daß „unsere Welt sich in einer eigenartigen und explosiven Situation befindet: eine weltweite wirtschaftliche Krise ohne Präzedenzfall, eine völlig neue Verschärfung der sozialen Ungleichheiten und der Armut überall in der Welt, die Zerstörung des solidarischen sozialen Schutzes und der öffentlichen Dienste. Schuld sind die „Freibeuter" des neoliberalen Europas, der extreme Rechtsruck der religiösen Strukturen jeder Obedienz, die Verschärfung der Identitätsspannungen, der Anstieg des übelerregenden „Schocks der Zivilisationen", der Rückgang des Rechts der Frauen, die Kommunitarismen, usw. Alles wird unternommen, um die Laizität zu zerstören, um die Rechte der Frauen anzugreifen und um auf Kosten der Demokraten die Integristen zu bevorzugten Ansprechpartnern zu machen.

Die Liste der Gefahren ist lang, die die Welt von heute belasten! Jedoch gibt es hier und dort einige Hoffnungsschimmer:
- Seit Beginn des Jahrhunderts hat Schweden eine Verfassung, die den schwedischen Staat und die evangelische Kirche trennt,
- In Frankreich verbietet das Gesetz vom 15. März 2004 das Tragen religiöser Zeichen in der öffentlichen Schule,
- In Algerien, nimmt die wichtigste im Jahre 2008 entstandene politische Partei in seinen Namen und sein Programm die Säkularisierung auf,
- Kürzlich noch hat Bolivien eine Verfassung angenommen, wo der Staat von der katholischen Kirche getrennt ist."

Um die notwendige Internationalisierung des laizistischen- und sozialen Kampfes voran zu treiben, organisiert die Union der Laizistischen Familien (U.F.A.L.) in Zusammenarbeit mit vielen anderen Organisationen deshalb im Rahmen der nächsten Europawahlen am 4. und 5. April das 2. internationalen laizistischen Treffen in Saint Denis. Anmeldung und Programm (Französisch)

Ein neues Opfer des Angriffes der Kopftücher

16. 02.09, Thionville - Seit neun Jahren lenkt Laurent Gassmann seinen kleinen Fitnessklub „Best-Body" ohne Sorgen. Und dann, eines Tages, trägt sich Cherifa Larabi-Baradi (34), als Mitglied ein. Sie hatte bereits den Klub vor zwei Jahren besucht. Seinerzeit war sie ohne Kopfbedeckung, jetzt trat sie aber verschleiert auf. Die Geschäftsordnung des Klubs legt fest, dass man ein Paar saubere Tennisschuhe, ein richtiges Verhalten haben muss und keine Zeichen politischer, religiöser oder rassistischer Meinung tragen sollte. Bei ihrer ersten Trainingsstunde beginnt Cherifa Larabi-Baradi, ihre Übungen mit einem Kopftuch. Der Eigentümer erinnert sie an die Verordnung, und teilt ihr mit, dass es außer Frage steht, dass sie Sport in dieser Aufmachung machen könne. Das seit dem Fall Fanny Truchelut (hpd berichtete) bekannte Szenario beginnt: Einreichung von Beschwerden für Diskriminierung und Artikel in der Presse! Die Argumentation bleibt gleich. Und die HALDE (Oberste Autorität für die Bekämpfung der Diskriminierung und für die Gleichheit) assistiert: „Es ist ein privater Ort, wo man Publikum empfängt. Es ist somit ein Diskriminierungsfall und ein Vergehen".

Dies obwohl das Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte am 4. Dezember 2008 definitiv die Klage von zwei verschleierten Schülerinnen abgewiesen hat. Diese jungen Personen hatten, mit Unterstützung muslimischer Organisationen, seit zehn Jahren darum gekämpft um in den öffentlichen Schulen das Tragen des islamitischen Kopftuch zu erlauben, so wie sie es im Jahr 1999 in Flers (Orne) versucht hatten. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat dies aber abgewiesen, weil eine interne Geschäftsordnung Gesetzeskraft hat.

Die Zeitschrift Riposte Laique bemerkt dazu: „Das Argument von der HALDE ist interessant. Sie behauptet, dass ein privater Ort, wo man Publikum öffentlich empfängt, jeden ohne Diskriminierung akzeptieren müsse. Also, wenn das stimmt, könnte ein lesbischer Klub, der einen Mann ablehnt, ebenso wie ein Jugendklub, wenn er sich dem Eintritt einer Rentnergruppe widersetzt, verfolgt werden? Man wird sehen bis wohin das Lächerliche dieser Freiheitsberaubenden Konzeption noch gehen kann. (...) Wann wird man endlich den zivilen Raum der beleidigenden Anwesenheit des Symbols der Unterdrückung der Frauen in Frankreich schützen, wenn Frauen auf der anderen Seite des Mittelmeers sterben, um es nicht tragen zu müssen?" (Französisch)

Le Pen beschimpft den Bürgermeister von Marseille

12.02.09, Marseille - Der in den letzten vierzig Jahren bereits öfter wegen „Herausforderung zum Hass, zur Diskriminierung und zur Rassengewalt", verurteilte Jean-Marie Le Pen ist auf einer Pressekonferenz in Vorbereitung der Europawahlen rückfällig geworden. In Anbetracht einer bedeuteten Muslimzuwanderung würde der Bürgermeister der Stadt bald „Ben Gaudin" (J.C. Gaudin: heutige moderater Mitte-Rechts Bürgermeister von Marseille; aber auch als Anspielung auf Thibaud Gaudin, den vorletzten Großmeister der Templerorden, unter dem der Orden seine meisten Besitzungen verlor; N. d .Ü.) heißen können: „Die Masseneinwanderung neigt dazu, den Weg einer echten Kolonisation zu gehen" sagte er.

Gaudin hat nicht direkt auf Le Pen reagiert, scheint aber den Inhalt seiner Botschaft nicht zu bestreiten. Er sagte: „Es ist tatsächlich wahrscheinlich, dass in Zukunft Marseille einen Bürgermeister mit einem Namen ausländischer Klang haben wird. Für uns ist dies nicht etwas, dass man mit Schrecken ankommen sieht, sondern im Gegenteil die Krönung dieses kulturellen Schmelztiegels, der Marseille ist." (Französisch)

Frankreich ist eines der Länder in der Welt mit den wenigsten Gläubigen

11.02.09, Frankreich - Die Franzosen befinden sich in der Spitzengruppe der zehn am wenigsten gläubigen Länder der Welt. Es ist das Ergebnis einer vom amerikanischen Gallup Institut durchgeführten Studie über die Bedeutung der Religion in 143 Ländern. Frankreich steht an neunter Stelle: nur ein Franzose von vieren meint, dass die Religion „eine wichtige Stelle in (sein) täglichem Leben" einnimmt. Eine Quote, die jener Japans ähnlich ist. Estland ist das Land, in dem man am wenigsten glaubt (14%), vor anderen osteuropäischen oder nördlichen Ländern. Die Vereinigten Staaten sind das frommste westliche Land mit 65% „Ja" auf dieser Frage, das heißt zweieinhalbmal mehr als Frankreich. (Französisch)

Msgr. Fellay erklärt seine Vorbehalte zum vatikanischen Konzil II

11.02.2009, Paris - Befragt durch christliche Zeitschriften, behauptet Msgr. Fellay, Oberhaupt der Pius X Brüderschaft, die Gesamtheit des Vatikans II nicht abzulehnen, aber er sieht „einen gefährlichen Geist, der das ganze Konzil durchquert, und in diesem Sinn hat man es ab zu lehnen." Er unterscheidet „den Geist und den Brief" des Konzils: „wenn man über den Brief spricht, handelt es sich nicht darum, ihn im Ganzen abzulehnen so wie er ist". Er erinnert an die Position von Msgr. Marcel Lefebvre, Gründer der Brüderschaft, für den man vom Konzil behalten sollte, was mit der Tradition im Einklang stand, und den Rest ablehnen musste. Msgr. Fellay fügt hinzu, dass „die Kirche sich nicht von ihrer Vergangenheit trennen kann". Die Position der Brüderschaft, die darin besteht, außerhalb der Kirche von Rom zu bleiben „stellt für sie eine objektive Gefahr auf soziologischem Niveau dar und auf rein menschlichen Ebene besteht die Gefahr, nur unter uns zu bleiben." (...) „Wir versuchen alles zu machen, um einen Bruch zu verhindern. (...) Wir sind gänzlich katholisch fest verbunden mit der Kirche, und wir waren es immer".

Bei der ökumenischen Bewegung, sieht er das Risiko „des heimlichen Einverständnisses mit jedem" und bedauert, dass die Kirche „den Willen nicht mehr hat, zu konvertieren". Was die Juden betrifft, sind „sie unsere älteren Brüder, so weit wir etwas gemeinsam haben, trotzdem reicht das ihnen nicht aus, um gerettet zu werden. Was Msgr. Williamson betrifft hat der allgemeine Vorgesetzte der Brüderschaft ihm verboten, ohne seine Zustimmung öffentlich zu erscheinen und fragt ihn, seine negationistischen Absichten „so früh wie möglich" richtig zu stellen.

Nach einer Umfrage von Ifop/Paris-Match missbilligen 70% der Franzosen die Entscheidung Benedikts XVI, die Exkommunion der vier traditionalistischen Bischöfe aufzuheben, gegenüber 27% die es billigen. Die Zustimmung zu der Entscheidung ist in allen Kategorien der Franzosen eine Minderheitsposition, einschließlich bei jenen, die sich für praktizierend katholisch (41%) erklären. (Französisch)

Das Recht, in Würde zu sterben ist eine neue zu erobernde demokratische Freiheit

06.02.09, Paris - In einer gemeinsamen Mitteilung der „Assoziation für das Recht in Würde zu sterben" (ADMD) und des nationalen Verbandes der Freidenker (FNLP) haben die zwei Assoziationen ihren gemeinsamen Gesichtspunkt zur Wahl des Lebensendes festgehalten.

Sie stellen fest, dass es jährlich rund 530 000 Tode in Frankreich gibt, 75% von diesen sterben im Krankenhaus. Eine tiefe Verhaltensänderung hat in einigen Jahrzehnten stattgefunden, was die interessierten Assoziationen und die Bürger dieses Landes zu einem neuen Konzept dieses Problems verpflichtet.

Die zwei Assoziationen lehnen zunächst die Beurteilung der Gegner des Rechts um in Würde zu sterben ab, was die Anzahl der betreffenden Fälle betrifft: einige behaupten, dass die ungefähr hundert jährlichen Fälle es nicht rechtfertigen, dafür Gesetze zu machen; andere sagen, dass ein Viertel der Toten bei der Wiederbelebung Euthanasiefälle wären, die ihren Namen nicht nennen.

Dort, wo dieses legale Recht besteht, stellt man fest, dass die Zahlen von 0,5 % der jährlichen Todesfälle (Oregon - USA) bis 1,8 % (Niederlande) gehen. Belgien kennt einen Satz von 1,7 %. In Frankreich ist es wahrscheinlich, dass die Zahl dort momentan niedrigerer ist, denn beim aktuellen Rechtsstand findet eine Person, die bei einem Lebensende mithilft, sich vor den Strafgerichten wieder. Wenn auch Fortschritte im Laufe der letzten Jahre zu diesem Problem stattgefunden haben, bleibt die Forderung der zwei Assoziationen voll und ganz bestehen: man muss schnell zur Schaffung des Rechts auf eine aktive Sterbehilfe kommen.

Die Wahl seines Lebensendes ist eine elementare Freiheit, die es zu erobern bleibt. Es ist klar, dass die Schaffung dieser legalen Einrichtung nicht eine Anpassungsmaßnahme sein darf, um Einsparungen in den Bereichen der Gesundheit und der Pflege zu machen und nicht zum Gegenstand hat, sich der palliativen Pflege zu widersetzen. Man kann jedoch nicht akzeptieren, dass die palliative Pflege auch jenen auferlegt wird, die das nicht wollen.

Die zwei Assoziationen sprechen sich also für die Entkriminalisierung der Euthanasiehandlung durch die Schaffung des Rechts auf eine aktive Sterbehilfe aus. Sie soll legal die Wahl des Lebensendes einrahmen. Keine philosophische und/oder religiöse Erwägung darf sich dieser Grundfreiheit widersetzen können. Das menschliche Wesen muss Meister seines Schicksals sein, deshalb fordern sie dieses Recht. (Französisch)

Eine für die Muslime bestimmte virtuelle Welt

03.02.09, Internet - Eines der wichtigsten Internetseiten der muslimischen Gemeinschaft schickt sich an, eine Versuchsversion der ersten virtuellen Welt einzuführen, die für die muslimische Gemeinschaft bestimmt ist. Mit der Bezeichnung Muxlim Pal („Freund Muxlim"), erlaubt er den Muslimen, - via eines Avatars (virtuelle Vertretung des Spielers) - sich in einer virtuellen Welt zu bewegen, die besonders an ihren Ansichten angepasst ist: mit Bars, Basaren, Bettteppichen und Moscheen. In erster Linie bestimmt für Muslime in den westlichen Ländern, hoffen die Schöpfer von Muxlim Pal, dass das die Muslime untereinander näher bringen wird. Mohamed el-Falatry, der Gründer von www.muxlim.com erläutert jedoch: „Wir sind keine religiöse Site, wir gründen uns auf dem muslimischen Lebensstil", es ist also eine Site die für „jeden bestimmt ist, der an der muslimischen Kultur und dem muslimischen Lebensstil interessiert ist". Die virtuelle Welt der Muxlim Pal besitzt 26 verschiedene Inhaltskategorien, darunter ist nur eine der Religion gewidmet. (Französisch)

Freimaurer: die Schwestern treten aus dem Schatten

01.02.2009, Paris - Während die Freimaurer noch immer zögern, um die Mischung der Geschlechter zu tolerieren, machen die 12.000 Mitglieder der Grande Loge de France der Frauen (GLFF) sich öffentlich bekannt und organisierten in Paris einen Tag der Offenen Tür unter dem Motto "Frauen aufrecht in der Stadt". Marie-Françoise Blanchet, eine Ex-Meisterin der GLFF erklärt dabei den Stellenwert von Frauen heute in der Freimaurerei. Nach ihr ist es nur eine Ironie der Geschichte, dass ihr Tempel sich in einem ehemaligen Kloster befindet. Die Schwestern haben nichts mehr vom Geistlichen. Einige sind sogar völlige Atheisten und leicht antiklerikal. Deshalb haben Sie zehn "Planches" (wortwörtlich „Bretter", interne Diskussionsforen zu bestimmten Themen) ausgesucht. Auf dem Programm: der Laizismus (DER Klassiker), Rituale, eine Gesellschaft für alle Altersgruppen, der Kreationismus, der Vulkan, die Mangroven ... Marie-Françoise Blanchet kritisiert die Haltung der Brüder. Insbesondere des Grand Orient de France (GO), mit seinen 50.000 Mitgliedern die erste Obedienz Frankreichs, von der 15% seiner Logen die 12.000 Schwestern der GLFF abgelehnt haben. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer rein weiblichen Mauerorganisation, in einer noch immer sehr "androzentristischen" Welt.

Um alle Zweifel an die Qualität der GLFF zu beseitigen, erinnerte Frau Blanchet an die Diskussionen über die Initiative Debré in 2003 über das Tragen religiöser Symbole in der Schule. Gegen die Meinung aller anderen Logen, trat die GLFF auf für die Notwendigkeit eines Gesetzes, das ein junges Mädchen, das sich seine Eltern widersetzt, symbolische Unterstützung gibt. Isoliert am Anfang, wurde die Position schließlich von der Gesamtheit der Brüder akzeptiert. (Französisch)

Zwei Millionen Franzosen Opfer der Inzucht

30.01.09, Frankreich - Zum ersten Mal schätzt eine Umfrage die Anzahl der Personen, die von dem sexuellen Missbrauch der Inzucht betroffen sind. Parallel dazu schlägt ein parlamentarischer Bericht eine Änderung des Strafgesetzbuches vor.

Weil es keine echte Statistik über die Inzucht in Frankreich gibt, will eine Assoziation von Opfern das Tabu brechen, indem sie eine Untersuchung über diese Geschlechtsmissbräuche veröffentlicht. Nach letzterer erklären 3 % der Franzosen, Inzuchtopfer zu sein. Und ein Franzose von vieren kennt wenigstens ein Opfer in seiner Umgebung. Verwirklicht durch Ipsos bei einer für 931 Personen repräsentativen nationalen Stichprobe war diese Studie ein Auftrag des AIVI (internationale Assoziation der Opfer der Inzucht). „Etwa 2 Millionen Personen sind nach dieser Umfrage betroffen. Aber ich denke, dass es sich eher um eine Person von zehn handelt", unterstreicht seine Präsidentin, Isabelle Aubry. „Wir wollen zeigen, dass die Inzucht nicht nur auf den Bauernhöfen vorkommt. Es ist kein Randphänomen. Alle Schichten sind betroffen. Es ist weder für eine Elite, noch für benachteiligte Familien reserviert", sagt Doktor Vila vom Victimologiezentrum für Bergarbeiter des Krankenhauses Trousseau. (Französisch)

Die Finanzkrise und die Diözesen

06.01.2009, Évry - Wie alle Organismen, die von der Großzügigkeit der Öffentlichkeit leben, fühlt die katholische Kirche bereits die ersten Auswirkungen der Krise. Der Erste, der die Alarmglocke läutete war Msgr. Michel Dubost, Bischof von Évry-Corbeil-Essonnes: „Die Geldsammlung der Kirche bringt im Durchschnitt 3,5 Millionen Euro ein, während die Ausgaben sich (vorwiegend für Gehälter), auf 4,5 Millionen Euro belaufen. Wir sind ernsthaft defizitär, so sehr, dass ich mich frage, wie wir weiter zahlen werden..." In zahlreichen Diözesen hat 2008 schmerzlich geendet, und 2009 wird die Spannungen zunehmen sehen. „Das Problem kommt besonders vom Rückgang der Anzahl der Spender", stellt Joelle Delanoux, Verwaltungsdirektorin der Diözese von Évry, fest. „Jene, die bleiben, sind großzügiger, aber wir schaffen es nicht, alle jene, die sterben oder als Rentner umziehen, durch Jüngere zu ersetzen." Alle „Sammler" sagen, dass sie Schwierigkeiten haben, einige der Getreue davon zu überzeugen, dass „die Kirche nicht reich ist", und dass „sie keine Subventionen des Staates oder des Vatikans erhält. Heute überstehen zahlreiche Diözesen nur noch das Monatsende indem sie ihre Reserven verbrauchen, oder indem sie Immobilien verkaufen."

Erstaunlich wenig entwickelt ist die finanzielle Solidarität innerhalb der Kirche, sei es zwischen Diözesen oder zwischen Kirchengemeinden: alles beruht auf dem guten Willen, gemäß dem kanonischen Grundsatz der Autonomie der Strukturen. Das Gesetz von 2003, das die Diözesen verpflichtet, ihre Konten mit denen ihrer Kirchengemeinden zu konsolidieren, hat daran nichts geändert. Die Diözesen organisieren nur einen Ausgleich zwischen diesen Letzten aufgrund der Abgabe eines Teils ihrer Einnahmen und ihrer Neuverteilung an die am wenigsten vermögenden Kirchengemeinden.

Freiwillige Solidarität besteht allerdings. So in Amiens, wo eine Kirchengemeinde eines bürgerlichen Viertels beschlossen hat, der eines Volksviertels, das mehr Muslime zählt, zu helfen. Welches Budget aber planen? Die Überlegung ist in vollem Gange. Einige wollen Immobilien loswerden, die unnötig geworden sind: Pfarrhäuser, unbenützte private Schulen. Man möchte sich davon befreien, aber unter den derzeitigen Bedingungen, sind sie schwer zu verkaufen. Bleiben zwei Lösungen. Zuerst die Getreuen von der lebenswichtigen Notwendigkeit „des Gebens" zu überzeugen. Insbesondere „jene, die ein Kind taufen lassen, oder die Großmutter begraben und die denken, dass der Priester durch den Beistand des Heiligen-Geist bezahlt wird! " sagt ein Pfarrer aus Lyon. Oder vielleicht die Lohnsumme reduzieren. In seiner Mitteilung über Internet zieht Msgr. Dubost sogar die Entlassungsmöglichkeit in Betracht. Und dann noch am Horizont das wachsende Problem der Demographie der Diözesen mit sehr alten und bedürftigen Priester! Das erschwert die wirtschaftlich zu lösende Gleichung erheblich. (Französisch)

 

Die Ecke Sarkozys

Eine durch den Sarkozy-Staat geweihte integristische Fakultät

26.02.09, Östliche Pyrenäen - Der atheistische Verband der östlichen Pyrenäen weißt darauf hin, dass beim universitären Institut der Pius Brüder die Geschichtskursen bereits mit dem so genannten Debakel vom Juni 1940 enden. Nachdem kommt das Vakuum. Die Verantwortlichen dieser integristischen Universität erklärten dazu am Telefon, "dass Ihnen das Hintergrundwissen fehlt, um über neuere Zeiten zu sprechen, da es zu viele Unsicherheiten gibt." Der Holocaust, das System Pétain und die Befreiung gehören somit nicht zum Lehrplan. Aber dieses Programm "zur Ausbildung von Lehrern für die privaten integristischen Schulen" bekam immer wieder den Segen der Regierung. Im November letzten Jahres gewährte der Minister für Hochschulen, Valérie Pécresse, dem Institut auch das Recht, staatliche Stipendiaten zu unterrichten, was für die Republik die Subventionierung dieser Kirche bedeutet. Die Linke ist nicht weniger großzügig. Im September 2001 war es Allègre als Bildungsminister, der "die pädagogische Autonomie und die Besonderheit seiner Lehre" der Hochschule anerkannte. Diese Besonderheit ermöglicht den Fundamentalisten die Ausstellung eigener staatlicher Abschlüsse (Bachelor und Master) und selbst über das Programm und die Prüfungen zu entscheiden. (Französisch)

Petition zur Annullierung des Abkommens Vatikan-Kouchner

09.02.09, Draguignan - Der anlässlich des 101.Geburtstags des Gesetzes von 1905 in Draguignan eingesetzte „Ausschuss 1905" und der heute etwa fünfzehn regionale Assoziationen und Organisationen umfasst, verlangt die Annullierung des Abkommens Vatikan - Kouchner (Französische Außenminister) vom 18.12.08. Der Ausschuss weißt darauf hin, dass, auf Initiative von Paul Bert und von Jules Ferry, seit 1880 die Zuerkennung des Titels Universität nur für öffentliche Universitäten reserviert ist. Im Jahre 1984 hat der Staatsrat erneut bestätigt, dass dieser Grundsatz des Monopols des Staates für die Benennung des universitären Grades sogar für den Gesetzgeber verpflichtend ist.

Am 18. Dezember 2008 ist aber sehr diskret und wie in einem Versteck durch die Sarkozy Regierung und den „Heiligen Stuhl" einen Vertrag unterzeichnet worden, der dieses Monopol beendet. Dieses Abkommen hat die Anerkennung der Grade und der kanonischen (Theologie, Philosophie, kanonisches Recht) oder auch weltlichen Diplome zum Gegenstand, die von katholischen Einrichtungen der Hochschulbildung, die vom Heiligen Stuhl anerkannt werden, ausgestellt wurden.

Nach der Meinung des Ausschusses ist dieses Abkommen antilaizistisch und antirepublikanisch.

Antilaizistisch
- weil es die Unabhängigkeit des Staates nicht respektiert,
- weil es auch nicht die Unabhängigkeit der Religionen, im vorliegenden Fall die katholische Religion, respektiert.
- weil es gegen Artikel 1 des Gesetzes von 1905 verstoßt: „die Republik erkennt, bezahlt oder subventioniert keinen Kult".

Antirepublikanisch
- da es im Gegensatz zu den Gesetzen und den Verpflichtungen der Republik steht: Gesetz von 1880 und 1905 - Stellungnahmen des Staatsrates von 1984,
- da in Artikel 1 der Verfassung von 1958 festgelegt ist: „die Republik ist unteilbar, laizistisch, demokratisch und sozial",
- da die katholische Kirche innerhalb der französischen Republik selbst zur Vertreterin eines ausländischen Staates wird, dem man das Recht gewährt, Hochschuldiplome und -graden zuzuteilen.

Der AUSSCHUSS 1905 hat deshalb einen Antrag beim Staatsrat für die volle Annullierung des Abkommens Vatikan - Kouchner eingebracht.

Bereits in Dezember 2008 hat La libre Penseé scharf auf diesen Schritt der Regierung reagiert. Sie wies darauf hin, dass durch den EU- Vertrag von Bologna die 29 europäischen Staaten sich - darunter auch der Heilige Stuhl - verpflichtet haben, bis 2010 einen europäischen Raum der Hochschulbildung einzurichten. Dadurch müssen die Länder die ausländischen Diplome anerkennen, und Frankreich muss deshalb die Diplome katholischer Institutionen seiner europäischen Partner anerkennen. Nach ihr erscheint die Europäische Union also einmal mehr als eine „Kriegsmaschine" gegen die laizistische Republik. Sie stellt auch die Frage ob, nach den katholischen Diplomen, jetzt auch die Anerkennung des Kreationismus vorgesehen ist? (Französisch 1) und (Französisch 2)

Sarkozy ein Freimaurer?

04.02.09, Paris - Hat in einem Brief an den Anwaltspräsidenten Christian Charrière-Bournazel über die Umsetzung einer Brüsseler Richtlinie zur Bekämpfung der Geldwäsche in Französisches Recht, Sarkozy sich als Freimaurer geoutet?

Puristen konzentrieren sich dabei auf die Unterschrift des Präsidenten. Mit bloßem Auge sieht man dort drei Punkte in Form eines Dreiecks. Dies sind die Zeichen der Freimaurer, wenn sie an einen "Bruder" schreiben! Normalerweise ist die Unterschrift des Präsidenten leer von allen Zeichen dieses Typs. Das Elysée dementiert natürlich, aber es bleibt ein Geheimnis, warum der Präsident der Republik sie angebracht hat. War es ein Zeichen an die Anwaltskammer, bevölkert mit vielen Brüdern? Oder nur ein Zufall? (Französisch)

Allgemeiner Abbau der Menschenrechte unter Sarkozy

22.01.2009, Paris - Jean-Pierre Dubois, Präsident der Liga der Menschenrechte, zieht eine bemerkenswerte Bilanz der bisherigen Regierungszeit von Nicolas Sarkozy im Hinblick auf die Verteidigung der Menschenrechte und stellt einen verallgemeinerten Rückgang fest. Nach Dubois muss dieser Rückgang in seinem Zusammenhang vor allem weltweit begriffen werden.

Der derzeitige Abbau der Demokratie ist Folge einer Umwälzung der politischen Strukturen, die zutiefst die sozialen Grundlagen der demokratischen Gesellschaften betrifft. Die Massenorganisationen werden geschwächt, während die sozialen Kompromisse, die in den Ländern des Nordens ausgearbeitet wurden, durch die Globalisierung der Einsätze und durch das Fehlen einer glaubwürdigen Alternative zur Kommerzialisierung der sozialen Bereiche wieder in Frage gestellt werden.

Zu dieser demokratischen Erstickung kommt in Frankreich ein Präsidentschaftsaktivismus hinzu, der sich auf eine echte soziale Dekonstruktionstrategie stützt. Das ideologische Patchwork des Präsidenten, das traditioneller Moralismus und postmodernes Gerede mischt, entspricht durch seinen antipolitischen Individualismus der gesellschaftlichen Individualisierung.

Vier Achsen fassen, gemäß Dubois, die Bilanz der Präsidentschaft im Hinblick auf die Menschenrechte zusammen:
• Sie wird zuerst durch Zwangsvorstellungen im Bereich der Sicherheit definiert, die den grundlegenden republikanischen Prinzipien Schaden zufügen. Gefährliche Aktionen der Polizei, grobe Bedrohungen der Unabhängigkeit der Justiz, beschämende Überbevölkerung der Gefängnisse, Vervielfachung der Überwachungs- und Kontrollsysteme: die politischen Leitlinien hinsichtlich der Sicherheit werden immer beunruhigender.
• Sie wird ebenfalls durch eine Verstaatlichung der Identität gekennzeichnet, die durch die Schaffung eines Ministeriums für nationale Identität offensichtlich wurde. Symbole dieser Vision der Welt, die Abänderung des „ADN Test" und die Jagd auf Personen ohne Ausweispapiere beweisen eine ausufernde Xenophobie.
• Die Sozialpolitik der Regierung, die unter der Decke mehrfacher Konzertation, die Form einer methodischen Dekonstruktion der Effektivität der sozialen Rechte annimmt. Indem man die steuerlichen Ungleichheiten verschärft, indem man die Wohnungskrise fortdauern lässt und indem man das Personal und die Mittel des Bildungs- und Schulwesens vermindert. Eine Politik welche sich an die Atomisierung der sozialen Beziehungen beteiligt.
• Schließlich leidet die Außenpolitik Frankreichs unter einer schreienden Unstimmigkeit zwischen ihren medialen Mitteilungen und den wirklich vorgenommenen Handlungen. (Französisch)

Sarkozy und sein „Heiligster Vater"

Februar 2009, Paris - Während des Empfangs vom Papst Ratzinger am 12. September 2008 hat nach der Zeitschrift „Le Canard enchaîné" Sarkozy sich 24 mal untertänigst den Papst mit den Wörtern „Heiligster Vater" zugewandt. In der Vorlage waren aber nur 5 solchen Redewendungen vorgesehen und der Pressedienst des Präsidenten kürzte nachher die Anzahl auf neun in der Wiedergabe des Originalvortrags. Nun aber wurde an Hand eines zugeschnittenen Videos der Beweis der 24 fache Kniebeugung nachgeliefert. Siehe dazu das satirische Video. (Französisch)

Redaktion und Übersetzung: Rudy Mondelaers