(hpd) Humanist_innen glauben für gewöhnlich nicht an Wunder, und das MIRACLE Projekt des Comenius Netzwerkes ist auch mitnichten ein Wunder. Es ist der Versuch, effektiv und konkret auf bildungspolitischer Ebene auf die sich verschärfende Situation in Sachen Migration zu reagieren.
An Südeuropas Küsten riskieren Tausende jährlich ihr Leben auf der Flucht, um dann an den Mauern der Festung Europa abzuprallen. Innerhalb Europas beobachten wir einen erschreckenden Rechtsruck und in Deutschland die Akzeptanz von rassistischen Äußerungen als Teil einer vermeintlichen Integrationsdebatte. Dass damit eine konstruktive inhaltliche Auseinandersetzung zu den Themen Migration oder Integration geradezu verhindert wird, liegt auf der Hand.
Bildung und Aufklärung sind die Ingredienzien einer demokratischen Gemeinschaft, sei sie auf deutscher, europäischer oder globaler Ebene. Das MIRACLE Projekt ist eines der vielen Puzzleteile, die das ihre zu einem humanistischen Bild des Miteinander beitragen.
MIRACLE (MIGRANTS AND REFUGEES - A CHALLENGE FOR LEARNING - IN EUROPEAN SCHOOLS) ist ein Projekt der EU, das im Rahmen des Comenius Netzwerkes ins Leben gerufen wurde. Im Laufe von 2 Jahren sollen Repräsentant_innen aus 6 verschiedenen Ländern in Europa Strategien entwickeln, um Schülern und Schülerinnen mit Migrationshintergrund eine erfolgreiche Schulkarriere zu ermöglichen.
Interessant und neu an diesem Ansatz ist, dass dabei zwei Strategien verfolgt werden. Die teilnehmenden Institutionen entwickeln sowohl Lehrerfortbildungen, die eine politisch-interkulturelle Kompetenz fördern, sowie Unterrichtsmaterial für den Grundschulbereich.
Neben Institutionen aus Ungarn, Slowenien, Italien und Malta sind aus Deutschland der Humanistische Verband und die Leibniz Universität Hannover vertreten. Der Humanistische Verband ist geradezu prädestiniert dafür, hier zu partizipieren. Nicht nur, dass er mit seinen mehr als 9% Lebenskundelehrerinnen und Lehrern mit Migrationshintergrund eine Art Avantgarde in der deutschen Bildungslandschaft darstellt, auch sind Themen wie Menschenrechte, Kinderrechte, Migration und antirassistische Erziehung fester Bestandteil des Rahmenplans und werden in zahlreichen Fortbildungen immer wieder neu be- und erarbeitet.
Einige Repräsentant_innen des HVD wurden befragt zu ihrer Motivation, an dem MIRACLE Projekt teilzunehmen:
Bernhard Stolz:
Projektleiter HVD:
Ich bin seit Jahren aktiv im Comenius Netzwerk, das bereits von 2006-2009 das MILES Projekt ins Leben gerufen hat.
Migration ist ein wichtiges Thema, das auch an Schulen oft vernachlässigt wird. Dabei werden vor allem die Ressourcen der Kinder mit Migrationshintergrund außer Acht gelassen. Besonders für das Fach Humanistische Lebenskunde, in dem Selbstbestimmung eine zentrale Rolle spielt, ist dies jedoch von Bedeutung.
Die Teilnahme am MIRACLE Projekt ermöglicht uns auch, unsere Kolleginnen und Kollegen an dem exzellenten Fortbildungsprogramm teilnehmen zu lassen.
Besonders der Aspekt der Selbstreflexion, sowohl in der Bildung von interkultureller Kompetenz der Lehrer_innen als auch im Lebenskundeunterricht spielen dabei eine zentrale Rolle.
Sandra Moßner:
Ich bin seit 2 Jahren in der „AG Migration“ jedoch schon seit langem aktiv in der Arbeit für Menschenrechte und gegen Diskriminierung. Die AG bietet für mich den Rahmen im HVD, mich im Austausch mit Kolleg_innen mit neuen Ideen für den Unterricht einzubringen, das Thema auch in internationalen Projekten zu diskutieren und unterrichtsübergreifend für die Umsetzung der Menschenrechte für ALLE einzutreten.
Monika Eckhardt:
Lange schon bin ich aktiv in Initiativen für die Unterstützung von Flüchtlingen. Ich schätze die Arbeitsatmosphäre in der Gruppe, die inspirierend ist für meine Arbeit an der Schule. Auch benötige ich den Austausch mit meinen Kolleg_innen weil ich manchmal verzweifle an dem Rassismus, der mich umgibt, leider auch in manchen Lehrerzimmern.
Andrea Zottmann:
Der Austausch und die Zusammenarbeit mit den Kolleg_innen hier im Projekt, durch die ich immer wieder wichtige Impulse für meine Arbeit mit den Kindern erhalte, ist für mich enorm wichtig.
Mein Interesse am Thema Migration und Flucht ist größer geworden, vor allem in Hinblick auf die Entwicklungen, d.h. die zunehmende Fluchtproblematik.
Ich halte es für notwendig, ja geradezu für unsere Verantwortung, zu dem Thema Migration an Schulen mit den Schüler_innen zu arbeiten.
Fotos/Text : S.Navissi