Eine Serie von Tornados, die sich diesen Monat in den Südstaaten ereignete, wurde dann auch sogleich als göttliche Strafe für die Nahostpolitik angesehen. Janet Porter erklärte, Gott habe infolge der harten Haltung gegenüber Israel und der Millionen Abtreibungen in den USA seine schützende Hand zurückgezogen. (Quelle)
Joe Walsh, republikanischer Kongressabgeordneter aus Illinois, der der Tea Party nahesteht, griff die jüdische Gemeinschaft in den USA an. Diese habe sich nicht deutlich genug gegen Obamas Pläne ausgesprochen und sei zu liberal, sowie nicht so „pro-israelisch wie sie es sein sollte“. (Quelle)
Mike Huckabee hatte sich 2009 bereits ähnlich geäußert. In der Vergangenheit hatten Vertreter der Christlichen Rechten zudem die Ermordung Rabins und den Schlaganfall Scharons als göttliche Strafe bezeichnet, weil beide zu Kompromissen mit den Palästinensern bereit waren.
Mike Huckabee selbst geriet zu Beginn des Monats in die Schusslinie. Vor der NRA hatte er zuerst von den guten, alten Zeiten geschwärmt, in denen Lehrer Schüler noch schlagen durften, um dann die US-Regierung für ihre hohe Staatsverschuldung zu kritisieren. Gegen Ende seiner Rede kam er auf seine Tochter zu sprechen, die ins Gästebuch der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem „Warum hat niemand etwas getan?“ geschrieben hatte. Man müsse dafür sorgen, dass nicht auch einst die Amerikaner sich diese Frage stellen müssten. Vertreter jüdischer Organisationen sahen darin eine unzulässige Instrumentalisierung der Opfer des Holocaust und kritisierten Huckabee scharf. Dieser konterte: „Israel und das jüdische Volk sollten Freundschaften schließen, statt ihre Freunde zu beleidigen.“ (Quelle 1) (Quelle 2)
In diesem Monat wurde der ehemalige ukrainische KZ-Wärter John (Iwan) Demjanjuk vor einem deutschen Gericht für seine Taten zu fünf Jahren Haft verurteilt. Dies bedeutete einen Freispruch, denn eine vorherige Haftstrafe in Israel und die Untersuchungshaft seit der Auslieferung aus den USA 2009 wurden auf die Strafdauer angerechnet. Zu der Entscheidung dürfte sicher auch das hohe Alter des Angeklagten beigetragen haben.
Pat Buchanan attackierte das Gerichtsverfahren scharf. Demjanjuk sei nur aufgrund gefälschter Beweise des KGB verurteilt worden und hätte niemals nach Deutschland ausgeliefert werden dürfen. Zudem sei er sein ganzes Leben lang ein Opfer gewesen. Nur knapp habe er die große Hungersnot in der Ukraine (Holodomor) überlebt, für die Buchanan hauptsächlich den Juden Lazar Kaganowitsch verantwortlich macht. Auch nach dem 2. Weltkrieg hätte Demjanjuk in ständiger Furcht vor Stalin gelebt, bis er in die USA auswanderte. Buchanan vertritt revisionistische Thesen und kritisierte bereits in den zurückliegenden Jahrzehnten die Verfolgung von NS-Kriegsverbrechern. (Quelle)
Für Aufsehen sorgte diesen Monat die Ankündigung des Predigers Harold Camping, dass die Welt am 21. Mai untergehen würde. Nachdem der Weltuntergang jedoch offensichtlich nicht eintrat, wurde er auf den 21. Oktober verschoben. Er zog den Spott von Televangelist Pat Robertson auf sich, der jedoch selbst in den 70ern den Weltuntergang auf 1982 datiert hatte. (Quelle)
Prediger und Buchautor Tim LaHaye warnte davor, dass der ausgefallene Weltuntergang nicht bedeute, dass er nie stattfinden würde. Zum gleichen Anlass warnte er vor den Sozialisten Obama und Hillary Clinton, die mehrere Kommunisten in einflussreiche Regierungspositionen gehievt hätten. (Quelle)
Bryan Fischer warf Obama vor, Weiße und Amerika zu hassen, was sich unter anderem darin äußere, dass er den schwarzen Rapper Common ins Weiße Haus geladen habe. Dieser sei in die Kirche Jeremia Wrights gegangen, der auch Obama angehört hatte. Wright hatte sich in der Vergangenheit antiweiß, antiamerikanisch und antisemitisch geäußert. Anlässlich eines Besuchs in Irland attackierte Bryan Fischer Obama erneut. Dieser kokettiere unnötig mit seiner weißen Abstammung (er hat auch irische Vorfahren) und betone sie übermäßig. Ihm sei der Republikaner Herman Cain lieber, da dieser ein „authentischer Schwarzer“ sei. Loe Engle forderte auf der Veranstaltung „Transformation Michigan“, dass Weiße jeglichen Rassismus bereuen müssten, sagte aber auch, dass die Schwarzen ebenso vergeben müssten, weil sie die Weißen sonst ebenfalls als Sklaven hielten. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)
Wie fast jeden Monat gerieten auch diesmal wieder die Abtreibungsrechte ins Visier. Der republikanische Abgeordnete Jarrod Martin aus Ohio erklärte, dass die USA im internationalen Vergleich zurückfallen würden. China habe mehr Musterschüler als die USA Schüler insgesamt. Daher müsse man den Mord an abertausenden Babies stoppen. Abgesehen davon, dass sein Plan ins Selbstbestimmungsrecht der Frau eingreift, ist er kaum realistisch, denn die meisten Abtreibungen finden in den unteren Schichten statt. (Quelle)
Nach den Teletubbies, Harry Potter, und der Twilightserie hat die Christliche Rechte nun in „Glee“ ein neues Feindbild gefunden. Bryan Fischer und seine Interviewpartnerin Monica Cole nahmen die Musicalserie aufs Korn. Eine der Hauptpersonen sei ein Atheist, die Serie verspotte das Christentum, fördere Homosexualität und verbreite die Musik Lady Gagas. Auch der ehemalige Militärgeistliche Gordon Klingenschmitt teilte gegen Schwule aus: „Homosexuelle sind Pädophile, die Kinder missbrauchen und vergewaltigen, was sie auch müssen, um sich einen Pool künftiger möglicher Sexpartner zu erhalten.“ (Quelle 1) (Quelle 2)
Der Sicherheitsdienstleister Xe (vorher Blackwater) wird künftig vom ehemaligen US-Justizminister John Ashcroft unterstützt, der an der Umstrukturierung der Firma mitarbeiten wird.
Das Unternehmen wurde lange Zeit von Erik Prince geleitet, der der Christlichen Rechten zugeordnet wird. Söldner von Blackwater hatten im Irak Kriegsverbrechen begangen und illegal Waffen an terroristische Gruppierungen verkauft. (Quelle)
Der Mai wirbelte ebenso das Kandidatenfeld der Republikaner durcheinander. Die Absage Mitch Daniels' an die Präsidentschaftskandidatur ist politisch unbedeutend, nicht aber der Rückzieher Mike Huckabees und Donald Trumps. Während das Ausscheiden Huckabees derzeit noch nicht schlüssig scheint, behaupten böse Zungen, Trump habe nur mit einer Kandidatur geliebäugelt, um Aufmerksamkeit für die neue Staffel seiner Sendung „The Apprentice“ (vergleichbares Format in Deutschland: „Big Boss“ mit Reiner Calmund“) zu erregen. Das Ausscheiden der beiden Politiker, die in Umfragen weit vorne lagen, dürfte die Karten im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur neu verteilen.
Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr